Mittwoch, 23. Juni 2010
fussball und musik-ein kleiner wm-beitrag
liebe proberaumweltmeister: was zählt, ist auf der bühne. 2-16 freunde müsst ihr sein. der nächste gig ist immer der schwerste. der gig dauert 90 minuten. was dem gig fehlt, ist ein hit. die bassdrum ist rund. schluss ist, wenn der drummer aufs crash haut. nach dem gig ist vor dem gig. habe fertig.
oleee, newsgini
p.s.: verlängerung erwünscht ;-)

... link (2 Kommentare)   ... comment


Freitag, 12. März 2010
kunst und ironie
neulich entsponn sich in einem von mir geschätzten und frequentierten internetforum eine diskussion über einen artikel in der süddeutschen. der autor des artikels würde mir jetzt wahrscheinlich vehement widersprechen, da das hier aber meine kleine „garp-und-wie-er-die-welt-sah“-ecke ist, erdreiste ich mich, mein verständnis desselbigen hier einmal ganz platt zusammen zu fassen: wenn man was in der birne hat, stehen einem heutzutage unendlich viele möglichkeiten offen, sich selbst zu definieren. weil einem aber auch unendlich viele möglichkeiten offen stehen, sich über alles und jedes zu informieren (ich sach nur medienzeitalter), weiß man schon alles und hat alles schon wissenschaftlich durchleuchtet, bevor man’s selber erlebt hat. das führt zu ermüdung, desillusioniertheit und flucht in die ironie, „kenn ich schon alles, is alles schon mal dagewesen“. die erlösung suchen solche menschen laut autor im rausch und in berühmtheits/-künstlerphantasien. er behauptet, heutzutage würde jeder der obig beschriebenen gruppe zugehörige ein künstler sein wollen.
in der sich daran anschließenden diskussion in besagtem forum wurde unter anderem die interessante these aufgestellt, das, wenn man sich denn einmal selber in diesen topf geschmissen hat, es schwierig wird, irgendetwas ernst genug zu nehmen, um es wirklich zu wollen und in der folge damit tatsächlich irgendetwas anzufangen,oder gar etwas zu „bewegen“.
nun ist es so, das ich per äußerer definition tatsächlich wohl „künstler“ bin. ich habe ein konservatorium besucht, bestreite einen teil meines lebensunterhalts damit, auf der bühne zu stehen und zahle in die künstlersozialkasse ein, also sagt die gesellschaft, ich sei ein künstler.
nun kann man über den kunstbegriff natürlich eeeendloooos diskutieren, ich für meinen teil benutze den begriff „künstler“ eigentlich nur, um auf erheiternde art gelegentliche verhaltensentgleisungen wie zu-spät-kommen,volltrunken-dummes-zeug-erzählen oder stundenlang-nutzlos-aus-dem-fenster-starren zu entschuldigen, hey, ich bin schließlich künstler ;-).
scherz beiseite: als musiker erlernt man ein handwerk, nämlich vermittels bestimmter techniken (bewegungsabläufe) und mit bestimmten hilfsmitteln (intrumente) ein bestimmtes rohmaterial (schwingende luft) so in eine bestimmte form zu bringen (töne), das andere menschen es als angenehm, anregend, berührend, was auch immer, empfinden. man selber im idealfall natürlich auch. jetzt frage ich mal ganz doof: was macht denn bspw. ein journalist, egal ob er über das nachwuchsturnier des tsv kötteldorf oder den leitartikel im spiegel schreibt? er bringt mittels bestimmter techniken (inhaltliche gliederung, rhetorische stilmittel, etc.) und bestimmter hilfsmittel (stift und papier bzw. computer und rechtschreibprogramm…) ein rohmaterial (das nachwuchsturnier, die wirtschaftskrise…) in eine form, die andere menschen als informativ, spannend, anregend, etc. empfinden. was macht ein metzger? er bringt mittels bestimmter hilfsmittel…………in eine form, die andere menschen als schmackhaft, ausfüllend ;-), anregend…..ihr wisst schon.
ja, aber,aber,aber, könnte man jetzt fragen, die inspiration, der individuelle ausdruck des künstlers, was is denn damit? gegenfrage: warum liest man bestimmte zeitungen oder magazine lieber als andere, warum schmeckt mir die leberwurst von metzger x besser als die von metzger y?
ich will hier weder meine eigene tätigkeit abwerten, noch irgendwelche mythen entzaubern, natürlich ist gute kunst, egal ob im museum, theater, konzertsaal oder wo auch immer, im idealfall ein sinnliches erlebnis. aber ein interessanter zeitungsartikel oder eine gute leberwurst unter umständen eben auch, also wo zieht man die grenze?
worauf mich allerdings der oben angesprochene artikel bzw. die darauf folgende diskussion (wieder mal) gebracht hat, ist folgendes: die ironie, das offensichtlich erlebnismüde, das zur-schau-stellen der tatsache, das man das alles schon mal gesehen hat, ist unter künstlern tatsächlich wesentlich weiter verbreitet als anderswo. in bestimmten stilistiken gehört es fast schon zum guten ton, sowohl bei den eigenen darbietungen als auch beim besuch derer von kollegen gelangweilt zu gucken, auf fragen nach dem gefallen einsilbig oder ausweichend zu antworten, oder beispielsweise (im bereich musik) werken titel zu verpassen, die dem zuschauer die ihnen innewohnende ironie wie vom bungeeseil fallen gelassen ins gesicht schleudern. nicht falsch verstehen: ironie ist ne wunderbare sache und kann den alltäglichen umgang mit unliebsamem enorm erleichtern, unterhaltungen bereichern,uns erheitern und vieles mehr. legt man sie allerdings als grundsätzlichen filter über alles, insbesondere über (allgemeingültig formuliert) „kunst“, beraubt sie einen der möglichkeit, sich für irgendetwas rückhaltlos und völlig natürlich einfach nur zu begeistern, und das ist äußerst schade.
wenn ich nen politischen journalisten nach seinem letzten artikel über nahost frage, sollte ich mir ne stunde zeit nehmen, aber hinterher weiß ich mehr. wenn ich bei der fleischerei lemmen 3 pfund schweinebraten kaufe, bekomme ich nen 5-minütigen vortrag über die ideale zubereitung gratis dazu. und der braten war lecker ;-). warum muss also in bestimmten bereichen der kunst alles 3 bis 4-mal gebrochen sein, bevor es in die welt entlassen wird?
so, wer schon das ein oder andere pamphlet von mir in diesem blog gelesen hat, weiß, am ende kommt immer der rover-bezug, und auch diesmal lass ich’s mir nicht nehmen: das rover kommt mir, im direkten vergleich mit mach anderem laden, manchmal in dieser hinsicht wie ein hort der aufrichtigkeit vor. ich habe an anderer stelle schon das konzert von smokestack lightnin gelobt, prima beispiel: eine deutsche band, die countryrock spielt, von highways und southbound trains singt, mit einem sänger, der hut trägt und kontrabass spielt, da liegt der ironieverdacht mehr als nahe. nur, ich hab die ironie nicht entdecken können, also bin ich entweder zu blöd, oder die haben’s so gemeint. unterhaltsam und witzig war’s trotzdem.
skoob erzählt so manches mal am laufenden meter blödes zeug, verarscht leute, wo sie dabei stehen, usw.. aber wenn er spielt?? selbst zum 738. mal „all along the watchtower“ wirkt auf mich nicht ironisch gebrochen. die kiddiepunkband, die zu 2 akkorden 3 minuten lang „fuck the naziscum“ brüllt? sie tut’s mit einem heiligen ernst. das hat was, wenn man’s zulässt, und ist mir (meistens zumindest) lieber und näher, als eine ironischer schleier über einer eigentlichen herzensangelegenheit. man kann ja auch die musik ernstnehmen, ohne sich selber gleich mitnehmen zu müssen. zu guter letzt noch zwei zitate, die sich nur scheinbar widersprechen:
„it ain’t art until somebody says so“ von wem, weiß ich leider nicht,
und stefan raab noch vor tv-total zeiten auf die frage: „kommt kunst von können oder von machen?“
„von können, sonst hieße es ja munst“
bis dann, newsgini

... link (1 Kommentar)   ... comment


Dienstag, 9. Februar 2010
die szene und der knigge
„szene“ ist einer dieser begriffe, die alles und nichts bedeuten können. meistens ist das, was man landläufig so als szene bezeichnet, eine äußerst heterogenes grüppchen von menschen mit sehr breitgefächerten interessen, meinungen und intentionen. und damit stecke ich schon mittendrin in einem definitionsversuch, der eigentlich nur großformatig in die hose gehen kann, den ich hier aber „for the sake of argument“ trotzdem mal fortsetzen möchte. zunächst mal braucht eine szene irgendeinen sammelbegriff, etwas, das sie sozusagen eint, einen gemeinsamen nenner, der es überhaupt erst möglich macht,die obig beschriebene gruppe von menschen in einen topf zu werfen (rein bildlich gesprochen, versteht sich, das soll ja hier kein aufruf zum kannibalismus werden). in unserem fall ist dieser gemeinsame nenner die musik, genauer gesagt die live-musik in all ihren darreichungsformen vom peruanischen panflötenspieler in der fußgängerzone bis zum dj-set mit live-percussion im club.
wer gehört denn nun alles dazu? im grunde genommen alle, die regelmäßig zeit mit irgendeinem der zahlreichen aspekte solcher veranstaltungen verbringen: die musiker (klar…), die tontechniker, die konzertveranstalter, die kneipenbesitzer, die booker , die thekenkräfte, berichterstatter von zeitungen und stadtmagazinen, natürlich all die vielen regelmäßigen konzertgänger, die den ganzen quatsch überhaupt erst ermöglichen (siehe meine früheren ausführungen in diesem blog zum thema „kasse“), und zahllose andere menschen, die in irgendeiner form zum stattfinden und gelingen von veranstaltungen mit livemusik beitragen. im idealfall eint all diese menschen über die eigentliche sache (die musik natürlich….;-) hinaus noch etwas, einer dieser völlig überdimensionalen begriffe, bei denen man immer dreimal schlucken muss, bevor man sie über die lippen bringt: der vielbeschworene „szenezusammenhalt“ (pfuuh, uuuund ausatmen…).
und genau hier kommt der im titel erwähnte herr knigge ins spiel. kurzer blick ins www und schon kann man rumklugscheißern: adolph freiherr knigge (1752-1796) hat sich, entgegen der heute landläufig herrschenden meinung, nicht in erster linie damit befasst, das man damen die tür aufhält und in den mantel hilft und zum geschäftsessen nicht im hawaihemd erscheint, sondern eine art praktische moralphilosophie entwickelt, die er in seinem bekanntesten werk „über den umgang mit menschen“ zu papier gebracht hat. ich werde jetzt niemandem vorgaukeln, ich hätte dieses werk tatsächlich gelesen, aber von „moralphilosophie“ (pfuuuuuh, schon wieder son wort…) und dem „umgang mit menschen“ lässt sich ein formschöner bogen zum angesprochenen szenezusammenhalt schlagen. wenn man die oben erwähnten bevölkerungsgruppen mal aus der nähe betrachtet, fällt eine weitere gemeinsamkeit sofort ins auge: die wenigsten werden von ihrem tun und lassen reich, im gegenteil, eine einigermaßen konstante füllhöhe des eigenen kühlschranks zu gewährleisten ist vielen schon herausforderung genug. diese kombination aus idealistischer begeisterung für die gemeinsame sache (musihiiik…) und wirtschaftlicher realität bringt für alle „szeneangehörigen“ eine gewisse verantwortung mit sich, denn was will man, wenn man schon nicht das große geld absahnt?? richtig: anerkennung und eine gute zeit. nun kann es immer mal passieren, das dem erreichen dieses ziels dinge im wege stehen. ein beispiel: eine rockband macht sich freitags nachmittags direkt nach beendigung des brot-und-butter-jobs auf den weg in eine 200 km entfernte stadt, um dort (unentgeltlich, versteht sich) einen auftritt bei einem kleinen rockfestival in einem jugendheim zu spielen. aufgrund des ferienbeginns in einem benachbarten bundesland herrscht stau auf der autobahn, die anreise verzögert sich, man erreicht den veranstaltungsort ca. 5 minuten vor konzertbeginn. hat die band nun den veranstalter bei absehbarkeit eines solchen ereignis, sagen wir mal, 1 stunde vorher per handy informiert, sich entschuldigt und ihre unschuld beteuert, so wird dieser in aller regel den tontechniker informieren, sich evt. kurz an das publikum wenden und um verständnis für eine kleine verzögerung im programm bitten, mit den bereits anwesenden anderen bands über eine equipmentmitnutzung zur vermeidung von umbaupausen reden oder vielleicht ein paar leute organisieren, die beim ausladen des bandfahrzeugs helfen.
hat es nun aber eines der zahlreichen möglichen „kommunikativen missverständnisse“ gegeben (ankunfts-und anfangszeit verwechselt, kein tontechniker da, uneinsichtigkeit einer beteiligten partei, akku leer, kein netzempfang, schlechter oder gar kein….na ihr wisst schon bei einem oder mehreren an der situation beteiligten, etc.,etc…..) wird sich die ganze sache eher so abspielen:
veranstalter (bei ankunft): „boooah, da seid ihr ja endlich, ich dachte schon, ihr kommt überhaupt nicht mehr, habt ihr keine uhr/kein handy???“
band: „jetzt mach mal halblang, wir ham grad 2 stunden im stau gestanden, ist das unser problem, wenn du nicht erreichbar bist, könn wir jetzt mal erstmal n bier haben, oder was?“
tontechniker (gerade dazugestoßen) :“könnten die herren sich jetzt vielleicht langsam zur bühne bequemen, wir ham nicht das ganze wochenende zeit, soundcheck könne wir jetzt sowieso vergessen….“
publikum und anlage (bei konzertbeginn): „pfeeeeeiiiiiiif…“
alle haben schlechte laune, das konzert wird totaler mist, alle gehen nach hause und hatten nen scheißabend. vom umgang mit menschen…..
anderes beispiel: eine band muss ihr konzert gaaanz kurzfristig absagen, weil eines der bandmitglieder unpässlich und nicht ohne weiteres zu ersetzen ist. so was kann passieren, auch gaaanz kurzfristig.
variante 1: der rest derband meldet sich persönlich beim veranstalter/kneipenbesitzer/den anderen bands, mit denen man die bühne zu teilen gedachte, entschuldigt sich vielmals, erscheint am abend trotzdem am veranstaltungsort, gibt den evt. umsonst erschienen zuhörern ein bier auf die bandkasse ausund trinkt selber noch ein paar, weil sie ohnehin nix besseres zu tun hatten und sich mit dem auf umsatz angewiesenen wirt solidarisch zeigen wollen.
ergebnis: schade, das der gig nicht stattgefunden hat, aber alle haben trotzdem nen brauchbaren abend, verabschieden sich mit beileidsbekundigungen an den armen unpässlichen und beteuern, „auf jeden fall demnächst mal was zusammen zu machen“.
variante 2. die band schreibt eine kurze mail, in der steht, das sie nicht können (sonst nicht viel) oder taucht einfach nicht auf und ist in der folge weder persönlich noch telefonisch noch sonst irgendwie erreichbar.
ergebnis: der wirt/veranstalter/die anderen bands, mit denen man die bühme zu teilen gedachte, sind stinksauer, das evt. umsonst erschienene publikum auch und zieht erbost wieder von dannen. der wirt macht keinen umsatz (obwohl vielleicht wochenende ist und er es gut brauchen könnte, ich sag nur kühlschrank) und keiner der beteiligten wird die band je wieder sehen wollen. vom umgang mit menschen…
man könnte die liste noch endlos fortsetzten, Unhöflichkeit gibt es auf allen seiten immer wieder mal, wenn auch glücklicherweise nicht allzu häufig. worauf ich hinaus will: derartiges verhalten ist, auch wenn es auf reiner gedankenlosigkeit basiert, äußerst unloyal und das gegenteil von dem, was ich weiter oben „szenezusammenhalt“ genannt habe, denn es resultiert in gegenseitiger antipahtie und wirkt so auf eine wie auch immer geartete szene eher zersetzend.
ich spreche im übrigen hier von einer kleinkunst/-musik-szene, in der es, wie bereits erwähnt, nicht um das große geld geht und viele leute mit ehrlichem enthusiasmus ihre „arbeit“ (auch dazu siehe frühere blogartikel) verrichten. im unterhaltungs/dienstleistungs-musik-sektor herrschen etwas andere gesetzmäßigkeiten und realitäten, aber dazu vielleicht ein andermal.
wie immer ist das alles meine höchst subjektive, persönliche meinung und die adminna in keinster weise für mein geschreibsel verantwortlich.
tätä-tätä-tätä (is ja karneval),
newsgini

... link (1 Kommentar)   ... comment


Donnerstag, 17. Dezember 2009
jazz-rock, rock-jazz, country-pumk, reggae-metal und wieso eigentlich nicht??
es ist noch gar nicht lange her, da schrieb die hochgeschätzte mrs. o’grady in einem konzertrückblick (sinngemäß, evt. ungenauigkeiten bitte ich zu entschuldigen oder zu korrigieren) : „…. eine art von jazz bzw. jazz-rock, die zu begeistern vermochte, weil sie tatsächlich auch mal zum rhythmischen mitwippen und kopfnicken animierte und ausserdem sogar mit melodien aufwarten konnte, die im ohr blieben….“.
schnitt, nächste szene. ebenfalls vor noch nicht allzu langer zeit bemerkte ein kollege nach einem soeben beendeten live-konzert: „sag mal, fand’s du das jetzt wirklich cool? ich weiß irgendwie nicht, waren ja gute leute und konnten alle spielen und so, aber richtig rock geht ja irgendwie anders, und richtig reggae geht irgendwie auch anders, usw.usw…..“
was entnimmt der geneigte leser diesen zeilen?
1.) jazz ist normalerweise zum mitwippen ungeeignet und eher wenig melodiös.
2.) das konzert, das gegenstand der unterhaltung in szene 2 war, wies eine gewisse musikstilistische unentschlossenheit auf.
ich beginne meine weiteren, ääh, betrachtungen mal damit, 2 verschiedene typen musiker, so wie sie vor volkes geistigem auge erscheinen, klischeehaft zu kategorisieren.
da hätten wir zunächst den rockmusiker. der rockmusiker trinkt bier,hat lange haare, trägt lederjacke oder jeans-kutte mit bandaufnähern, ist in gesellschaft gerne mal laut, hat einen mindestens3wennnichtmehr-tage-bart und riecht manchmal ein wenig streng.
im gegensatz dazu der jazzer: er trägt cordsacko über schwarzem rollkragenpullover, spricht leise über musikalische sachverhalte, die man nicht versteht und wahnsinnig wichtige platten, von denen man noch nie gehört hat, schlürft dabei rotwein und blickt unter seinem kurzhaarschnitt ironisch über den rand seiner hippen hornbrille.
so weit, so gut, aber leider: vollkommen falsch. ich kenne eine ganze latte jazzmusiker, die lederjacken tragen und ein frischgezapftes jedem chateau migraine vorziehen, genauso wie ich schon frisch rasierte mitglieder von hardrockbands nach ihren konzerten über inszenierungsdetails zeitgenössischer theaterstücke habe diskutieren hören. wenn die allgemeinheit wüsste, wie viele mitglieder von deathmatal-bands heimlich auf dem konservatorium waren, oder umgekehrt, wie viele klangavantgardisten noten nicht von fliegenschiss auf linien unterscheiden können…..wir hätten wahrscheinlich strassenschlachten und die revolution vor der haustür.
scherz beiseite: kategorisierungen und, jawohl, klischees erleichtern das leben, denn wie will man denn überhaupt irgendetwas einordnen und zumindest für sich selbst bewerten, wenn man keine referenz hat, an der man sich orientieren kann? im falle der kunstform musik stößt man hier allerdings recht schnell auf ein handfestes problem, denn wie entsehen überhaupt musikalische genres (und ist das überhaupt ein real existierender plural) ? ich denke, in etwa folgendermaßen: musiker tun etwas, was es in dieser form bisher noch nicht gegeben hat, und treten damit an die öffentlichkeit. kommen nun mehrere menschen dieses typus zur etwa gleichen zeit mit ähnlich klingenden dingen um die ecke, erzeugt dies eine publikumsseitige wahrnehmung und bevor man beispielsweise „seattle“ sagen kann, hat irgendjemand ein griffiges schlagwort erfunden, um die ergüsse dieser menschen zu bezeichnen und eine bewegung, ja, ein genre, ist geboren. jetzt haben die, die als erste damit in der kneipe um die ecke die bühne betreten haben, einen entscheidenen vorteil: sie verkörpern fortan die „reine lehre“. jeder andere, egal, ob er schon seit 5 jahren über die gleichen sachen nachgedacht hat oder nicht, wird sich von da ab den vorwurf des epigonentums gefallen lassen müssen. weil das aber kein künstler gerne auf sich sitzen lässt, geschieht nun das, was in solchen fällen immer geschieht: das gerade frisch geborene genre wird, kaum das es mal in ruhe zu atem kommen konnte, weiterentwickelt. irgendjemand sitzt im proberaum und denkt. „naja, is ja ganz cool was der xy da gemacht hat, aber wenn man da mal diesenoderjenen groove drunterpackt, alter, wie fett wird das denn???“…und schon geht das spiel von vorne los.
ich persönlich finde das toll, denn es hält die sache in bewegung. ich gebe aber durchaus zu zu, das es die oben erwähnten klischee-figuren tatsächlich auch im wahren leben zu bestaunen gibt. kurzer schlenker zu diesem thema: ich war vor ein paar monaten mit dem gastwirt unseres vertrauens nach getaner arbeit (seiner, ich war schon länger fertig ;-) zum abschluss des abends auf einer jazzsession. da standen dann tatsächlich drei bläser, pianist, gitarrist und rhythmusgruppe und spielten 10 minuten lang einen swing-standard, der schon vor 50 jahren alles andere als modern war. irgendwann drehte sich mein begleiter dann zu mir um und sagte: „you know, that’s precisely what i don’t get about this kind of music: they’re all just standing around waitin their turn. there’s no group thing and no nothing going on….“
tatsache und well put, my friend. nur: jazzsessions sind kontaktbörsen für muskier, auf denen halt jeder mal zeigt, was er so geübt hat. mit einer „normalen“ konzertsituation hat das nur am rande zu tun, und wenn man nicht drinsteckt…..schickt mal nen überzeugten fahrradfahrer auf ne messe für autotuningartikel oder nen nichtschwimmer auf die „boot“ und guckt, was die auch hinterher erzählen…
noch skurrilere blüten treibt der genre-purismus in den zahlreichen käuflich zu erwerbenden musik-magazinen (die ich übrigens mittlerweile schon als hobby lese und sammle). hier wird mitunter alles verdammt, was auch nur den hauch des verdachts eines eventuellen stilistischen übergriffs gedanklich aufkommen zu lassen drohen könnte. damit einher geht eine genrespezifische sprache, die in bezug auf ihren unterhaltungswert jedes titanic-heft in den schatten stellt. so kann man bspw. im juice-magazin (hip-hop lifestyle and culture,yo homie!) erfahren welcher Mc welchen anderen „derbe abfeiert“ weil dessen „skills und delivery echt krass“ sind und welchen anderen er im gegnzug „hated“, weil sie es nicht sind, und vor allem, welche „hood“ dieser künstler „represented“, während man einer plattenkritik im rock hard-magazin entnehmen kann, welche „klassische todesblei-walze“ die „pommesgabel nach oben schiessen lässt“ weil sie nämlich „10 absolute nackenbrecher“ beinhaltet. na, wieder wat gelernt.
so, was hat das ganze nun mit der gastwirtschaft zu tun, die gegenstand diese blogs ist? ganz einfach: letzten endes geht’s darum was man macht, nicht wie man’s nennt, und im rover waren und sind sie alle: die metaller, die songwriter, die elektropopper, die jazzer, die rocker, die rastas und so weiter. der wahrscheinlich am häufigsten gesagte satz, wenn man musiker unterschiedlicher couleur zusammenbringt und sie sich lange genug beschnuppern lässt, ist: „ey, wir sollte echt mal was zusammen machen“. im rover kann und darf man das. es wird ein rahmen geboten, der einer weiterentwicklung einen boden bereitet. nichts gegen jazz im dumont, rock im bunker, punk im az, aber gerade die „ääh, geil, aber was war das denn“- momente, die gehören ins rover. gut so.
frohes fest, newsgini
p.s.: nein, ich bin nicht gekauft

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 21. September 2009
"...und davon kann man leben?" oder was ist eigentlich arbeit?
Situationen wie die folgende erlebt eigentlich jeder geräuschkunst-schaffende und/oder –dienstleister mit schöner regelmäßigkeit:
Man wird bei einem gesellschaftlichen anlass egal welcher art einer gruppe einem bis dato unbekannter menschen vorgestellt : „hallo zusammen, das ist übrigens mein mann/freund/kollege/whatever, der xy.“. im verlaufe des sich anschließenden smalltalks fällt dann mit unumstößlicher sicherheit irgendwann die frage: „und, wat machst du so?“ „ich bin musiker“ „echt, spielst du in ner band, oder was?“ „na ja, eigentlich in mehreren“ „ahh, und was macht ihr so für musik?“ „kommt drauf an, alles mögliche, viel cover, aber halt auch eigenes zeug, so ziemlich alles dabei von jazz bis metal, sag ich mal“ „ah ja, und was machst du sonst so?“ „nix, ich mach nur musik.“ „eeechhht, und davon kann man leben?“ (gedacht): „nein, ich bin eine metaphysische erscheinung, die man auf www.geisterfürjedegelegenheit.de als partygag buchen kann. In wirklichkeit bin ich nach beendigung meiner beruflichen ausbildung in kürzester zeit an unterernährung gestorben.“ (wirklich gesagt): „joo, geht schon, man wird halt nicht reich, aber zum leben reicht’s“ „na ja, dafür haste ja dein hobby zum beruf gemacht, ist doch auch was.“
Ist doch auch was, in der tat. man gewöhnt sich mit der zeit sogar daran, das wohlwollend-herablassende, das sich in der regel gegen ende der konversation in den tonfall des gegenübers einschleicht, schlicht zu überhören. Nichtsdestotrotz kann ich mich öfters nach solchen unter unterhaltungen der frage nicht erwehren, was denn eigentlich arbeit ist, und ob mein tun und lassen denn per engerer definition dazugehört. Die engere definition sieht für einen nicht unbeträchtlichen teil der menschen in unserem kulturkreis immer noch so aus: arbeit ist, was dem broterwerb bzw. der beschaffung des dafür notwendigen transfermittels geld dient.
Wenn ich also songs schreibe, die nicht morgen bei 1 live laufen, anschliessend einen dazu passenden part für mein instrument ersinne, diesen übe, um ihn angemessener weise darbieten zu können, mit einer band etliche stunden im proberaum verbringe, um dann ein konzert zu spielen, das zwar vielleicht sogar einige zuhörer findet, aufgrund der dafür notwendigen infrastruktur (siehe frühere verbale ausschweifungen in diesem blog) kaum gewinnt abwirft, ist dies alles mein privatvergnügen. Den teil des „vergnügens“ kann ich für weite teile des beschriebenen prozesses sogar durchaus gelten lassen, auch wenn es an manchen tagen schwerfällt sich bspw. Nach einem unterrichtstag an der musikschule (eindeutig „broterwerb“,bereitet aber auch immer wieder sehr viel vergnügen, wenn auch nicht konstant) oder sonntags, wenn man bereits Freitag und Samstag auf partys zur unterhaltung der gäste aufgespielt hat (dito), im dienste der kunst in den proberaum zu schleppen. „privat“ hingegen ist all das nicht: eine band, selbst wenn sie nur aus 2 leuten besteht, ist immer ein soziales gefüge, das den strukturen, die andere menschen an ihrem arbeitsplatz vorfinden, sehr ähnlich ist. Ein öffentliches konzert, egal wie gut oder schlecht besucht, ist schon dem namen nach alles andere als privat.
Nun ist es so. wenn man sich mal, bspw in zeitschrifteninterviews oder talkshows, die meinungen von leuten aus so unterschiedlichen bereichen wie wirtschaftswissenschaften und philosophie zu gemüte führt, die sich zu diesem thema gedanken machen, so stimmen diese sehr oft in einem punkt überein: vollbeschäftigung (gerade im momentanen wahlkampfwahn brandaktuelles thema) gibt es seit über zwanzig jahren nicht mehr und kann es aufgrund der in dieser zeit erwachsenen strukturen auch nie wieder geben. Schlussfolgerung: erwerbsarbeit als alleinig seligmachende existenzrechtfertigung ist ein auslaufmodell, es traut sich nur noch keiner, das zu sagen. Was an ihre stelle treten wird, weiss natürlich noch keiner so richtig, es kann aber letzendlich nur darauf hinauslaufen, das menschen ihren interessen, bedürfnissen und begabungen entsprechend etwas tun, was der gesellschaft zu gute kommt, ohne das man die tatsächlich dafür aufgebrachte lebenszeit 1 zu 1 in lohn übersetzt. Ich will eigentlich nicht zu politisch werden, aber trotzdem: was ist denn in diesem zusammenhang an der idee eines staatlich finanzierten grundeinkommens so falsch?
Kurzer nebenkriegsschauplatz zum thema „tatsächlich dafür aufgebrachte lebenszeit“: auch heute schon ist nicht alles, was in vielen berufen auf dem stundenzettel steht, tatsächlich erwerbsarbeit im oben beschriebenen engeren sinne. Ich will hier keinem auf die füße treten, und ich rede auch nicht von leuten, die morgens die karte einstecken und dann 8 stunden am fließband stehen oder von krankenhausangestellten, die aufgrund der unterbelegung ständig doppelschichten machen, oder,oder,oder. Ich habe mir aber in letzter zeit immer öfter mal den spass erlaubt, leute, die in den verschiedensten arten von büros arbeiten (auch hier gibt es natürlich zahlreiche ausnahmen) in privaten diskussionen zum thema mit der these zu konfrontieren, das sie die arbeit, für die sie täglich 8 stunden vor ort sind, auch in 5-6 erledigen könnten, wenn sie ernsthaft wollten und den einen oder anderen e-mail-check,etc. weglassen würden. In 95% der fälle habe ich ein schmunzelndes nicken als reaktion erhalten.
Wenn man das tatsächlich in die tat umsetzen würde, hätten die auch mehr zeit, auch unter der woche mal zu meinen konzerten zu kommen ;-).
Scherz beiseite: ein konzert kann menschen freude bereiten, sie vielleicht von irgendwas ablenken, was ihnen gerade auf den geist geht und, selbst wenn es ihnen nicht gefällt, vielleicht zum nachdenken anregen. Das ist meiner meinung nach ein gesellschaftlicher mehrwert. Ob man die vorbereitung und durchführung (musikalisch wie logistisch) eines solchen jetzt arbeit nennt oder nicht, ist letzten endes egal, es erfüllt jedenfalls für denjenigen, der es tut viele der obigen kriterien und ist somit sinnvoll und notwendig, unabhängig davon, wie viel euro nachher in der kasse sind.
Damit dieser etwas ernsthaftere beitrag nicht ganz den humoristischen touch verliert, habe ich für den eingangs beschriebenen dialog mal die imaginären seiten gewechselt:
„und, was machst du so?“
„ich bin arzt“
„ach echt, operierst du pateinten im krankenhaus und so?“
„nee, ich hab ne kleine allgemeinarzt praxis um die ecke von nem altenheim.“
„ahh, und was macht ihr da so für medizin?“
„na ja, eigentlich alles, viel husten/schnupfen/heiserkeit aber auch –herr doktor ich hab rücken- oder mal nen eingewachsenen zehennagel wegmachen und so.“
„und, das gibt bestimmt n haufen kohle, oder“
„na ja, is schon ordnung aber wennse kinder hast und n haus abbezahlen musst, is dat auch nich mehr die welt…“
„na ja, dafür haste wenigstens nen beruf, der gesellschaftlich anerkannt hast und wo du solche gespräche nicht dauernd führen musst, ist doch auch was, oder?“

…weiterführenden literatur zum thema gibt es übrigens von dem von mir sehr verehrten oliver uschmann, insbesondere in seinen büchern „vollbeschäftigung“ und „murp“, aber auch sven regeners „herr lehmann“ enthält einige aufschlussreiche passagen ;-)
Bis demnächst,
newsgini

... link (4 Kommentare)   ... comment


Freitag, 14. August 2009
die liebe lautstärke...
….ist das zwischen den musikern, veranstaltern, tontechniker und natürlich konzertbesuchern dieser welt vermutlich am häufigsten kontrovers diskutierte thema aller zeiten. Aus dieser tatsache resultiert dann auch die bei rockkonzerten immer wieder gestellte frage: „booah, muss das denn so laut sein?“ bzw. deren irgendwo zwischen rhetorischer frage und befehlsform changierende verwandte aus dem familienzweig der privatveranstaltungen: „könnten sie bitte etwas leiser spielen?“
Die antwort lautet aus meiner sicht ganz eindeutig: jein!
Falls das hier jemand liest, der mit dem thema nicht so auf du-und-du ist, ein kurzer und stark vereinfachter abriss der klangerzuegung bei elektrischen saiteninstrumenten (alle anderen bitte direkt zum nächsten abschnitt springen): eine saite wird in schwingung versetzt. Da aber e-gitarren keinen resonanzkörper haben, muss diese schwingung lauter gemacht werden. Zu diesem zweck wird sie mit hilfe eines magnetischen tonabnehmers durch ein kabel an einen verstärker geschickt, aus dessen lautsprecher sie dann unser ohr erreicht. Oft befindet sich vor dem lautsprecher abermals ein mikrofon, das das dort entstehende signal noch einmal durch eine mischpult an die sogenannte p.a. (abk. für public adress, das sind die großen boxen vor der bühne)weiterleitet. Entgegen einem weit verbreiteten irrglauben dient diese letzte schritt nicht, oder zumindest nicht nur, dazu, das signal nochmals lauter zu machen, sondern hilft, es besser im raum zu verteilen. Ein gitarrenverstärker hat in der regel eine recht kleinen abstrahlwinkel, d.h. direkt davor hört man ihn sehr laut, 2 meter weiter links nur noch schwach, was natürlich der klanglichen balance nicht zuträglich ist. Ausserdem gibt die p.a. dem mischer/tontechniker die möglichkeit, den gesamtklang ausgeglichen zu gestalten, wenn sich bspw. Verstärkersignale frequenztechnisch ins gehege kommen.
Zurück zum thema lautstärke: jeder, der öfter mal ein rockkonzert besucht, wird nicht bestreiten, das ein physisches erleben des klangs bis zu einem gewissen grad zum live-erlebnis dazugehört. Das trifft auch für die ausführenden musiker zu: man kann, das wird jedem einleuchten, beispielsweise ein schlagzeug in mancher stilistik nicht mit chinesischen essstäbchen und bewegungen der fingergelenke bedienen. Damit ist das oft angeführte argument: „also, wenn ich mir bei nem konzert ohrstöpsel reintun muss weil’s so laut is, dann läuft ja wohl wat falsch“ als null und nichtig entlarvt. Ein paar fakten: arbeitgeber sind verpflichtet, bei regelmäßig auftretenden lärmpegeln ab 85 db kostenlosen gehörschutz für ihre angestellten zur verfügung zu stellen. Einen solchen pegel erreicht man schon, wenn bei einem essen im freundeskreis mehrere tischgespräche gleichzeitig geführt werde, vorrausgesetzt, es geht bspw. um fussball oder politik. Ein mit, sagen wir mal, „elan“ gespieltes schlagzeug aus einem meter entfernung gehört kann problemlos spitzenpegel jenseits der 100 db erreichen. Nun will man bei einem konzert einer band nicht den ganzen abend über nur den schlagzeuger hören, selbst wenn man es mit einem herrausragenden vertreter dieser zunft zu tun hat. Das bedeutet: alle anderen instrumente müssen, stark vereinfacht ausgedrückt, noch „drüber“ kommen. Hinzu kommt, das verstärker den klang auch beeinflussen und formen, und zwar auf unterschiedliche weise, je nachdem, wie weit sie aufgedreht werden. Bestimmte sounds, die insbesondere aus der „härteren“ rockmusik nicht mehr wegzudenken sind, kommen tatsächlich erst bei „aufgerissenem“ verstärker zustande.
Das dies wiederrum den tontechnikern oft ein dorn im auge ist, wäre ein thema für eine eigene kolumne. Ein argument ist allerdings noch hinzuzufügen, weil einleuchtend: konzerte brauchen dynamik, niemand will eine band hören, die den ganzen abend auf exakt der gleichen lautstärke vor sich hin rumpelt. Da elektrische instrumente aufgrund ihrer bauweise rein akustisch kaum lautstärkeunterschiede zulassen, muss man sich diese dynamik als musiker „aus dem verstärker“ holen. Es ist durchaus möglich, einen „aufgerissenen“ verstärker leise zu spielen (und ja, es wird durchaus auch gemacht), während bei einer leisen voreinstellung eben irgendwann schluss ist, und man sich so einer größeren dynamischen bandbreite beraubt. Natürlich gibt es möglichkeiten, das instrumentensignal über digitale gerätschaften direkt ans mischpult zu leiten, wodurch auf der bühne praktisch kein rein akustischer klang mehr erzeugt wird und man den sound der p.a. deutlich leiser „fahren“ kann, da keine lauten verstärker „übertönt“ werden müssen. Im gala-und unterhaltungsbereich ist dieses modell relativ verbreitet, jedoch fehlt einem solchen sound eben jene physische qualität, von der oben die rede war. Ich bin nun wirklich kein verfechter davon, alles so laut zu machen, das rory und steffi an der theke die bierbestellungen nicht mehr verstehen, trotzdem lautet mein fazit: rockmusik braucht bewegte luft, und zwar eine menge davon.
Ohrstöpsel mit austauschbaren filtern, die es ermöglichen, den „dämpfungsgrad“ selbst zu wählen, kosten im musikladen ca.30 euro, bieten passablen tragekomfort, verfälschen den klang nur wenig und halten bei regelmäßiger reinigung (der stöpsel und der ohren!) locker 2 jahre. Zurück zur werbung, nein, im ernst, ich denke das is mal echt ne sinnvolle investition für jeden regelmäßigen konzertgänger. Mal davon abgesehn trifft das ganze ja nicht nur auf unsere heißgeliebte rockmusik zu: zu house auf zimmerlautstärke kann man nicht tanzen, dub-reggae ohne fettes soundsystem klingt wie der fischertechnik-kasettenspieler mit mikrofon ausm kinderzimmer, und habt ihr schon mal in der ersten reihe bei ner bigband gesessen, wenn 15 bläser gleichzeitig fortissimo loshupen? ……..
Aber das thema lautstärke hat noch eine zweite seite, oder wie man in einem ausschließlich im norden der aachener innenstadt gesprochenen dialekt sagen würde: „es runs irgendwie so both ways, weißt du?“. nicht alles ist immer nur verstärker aufdrehen, machismo, dicke muckis, draufkloppen und rock’n’roll, nein, auch musiker möchten sich manchmal (manche sogar fast immer) auf andere weise artikulieren, evt. sogar (tief luft holen!!) um auf diese art andere emotionen zum ausdruck zu bringen. Und nun zur 64000-euro-frage: wann kann eine hingetupfte singer-songwriter-ballade mit fingergepickter gitarre und flüstergesang ihre wirkung am allerbesten entfalten, uns bewegen und vielleicht sogar ein wenig rühren? Richtig, wenn man im saal eine stecknadel fallen hören kann! Ist euch das schon mal aufgefallen: bei kleinkunst unterhält sich keiner übers wetter, im symphoniekonzert wird man schon schräg angeguckt, wenn man mal husten muss, weil man sich an seinem sekt verschluckt hat. Bevor jetzt beschwerden über meine realitätsferne kommen: ich kenn das ja, man geht freitags abends nach der probe (ca.viertel nach zehn) ins rover, um sich das ein oder andere (oder auch beide) pils zu trinken und ein wenig zu labern. Am eingang stellt man fest, das an dem abend jemand spielt, und zwar akustisch und deshalb hat er auch gerade erst angefangen, aber weil man keine lust hat, woanders hinzugehen, zahlt man (achtung leitmotiv ;-) schweren herzens die 3 euro eintritt und geht halt rein. Niemand würde einem so handelnden menschen ernsthaft ein schweigegelübde für die komplette dauer des auftritts abverlangen wollen. Tatsache ist aber auch, das, wenn auf der bühne gerade jemand herzergreifend darüber singt, wie die beziehung in die brüche ging, weil man sich einfach nichts mehr zu sagen hatte, diese darbietung erheblich an zauber einbüßt, wenn 2 meter davon entfernt jemand seinem stehtisch-nachbarn lautstark und haarklein erzählt, das er seit kurzem ne neue handy-flatrate hat.
Im grunde ist das problem zumindest in unser aller lieblings-musikerzweitwohnzimmer recht einfach zu lösen. Wie in allen läden dieser, sagen wir mal, „räumlichen struktur“ nimmt die tragfähigkeit des sounds ab beginn der theke deutlich ab, und zwar in beide richtungen, was keine kritik sein soll, sondern einfach eine baulich bedingte physikalische tatsache. Man braucht sich also im grunde, wenn man denn nun eine/n künstler/in der akustischen oder zumindest sanfteren sorte angetroffen hat, nur zu entscheiden: nach vorne gehen und (mehr oder weniger…) schweigend lauschen, oder sich weiter hinten aufhalten, quatschen und dabei weder belästigen noch belästigt werden. Und ganz ehrlich: manchmal kann man im ersten falle völlig unerwartet einen großartigen abend haben, und eigentlich immer schmeckt im zweiten falle das bier in der „fernsehecke“ genauso gut.
Klar gibt es abende, wo es so voll ist, das man nicht unbedingt das privileg der gerade beschriebenen wahlfreiheit genießt, aber mal ehrlich: für die gelten doch stimmungsbedingt eh andere gesetzte oder?
Am ende wollte ich glaube ich nur sagen, das, und ich spreche wie immer ausschließlich für mich und nicht für die „chefs“, sowohl man selbst als auch die menschen um einen herum am meisten von einem livemusik-abend haben, wenn man sich kurz umschaut, womit man es zu tun hat und sich ein wenig darauf einstellt, insbesondere in sachen lautstärke.
Eine gute zeit wünscht,
newsgini

... link (1 Kommentar)   ... comment


Sonntag, 9. August 2009
kassen und eintrittspreise
Eine kasse, wie man sie für gewöhnlich im eingangsbereich eines konzertveranstaltungsortes vorfindet, lässt sich aus 3 perspektiven betrachten. Zunächst einmal die perspektive desjenigen, den ich hier in ermangelung eines treffenderen ausdrucks hier kassierer nennen möchte („der, who an de abend de kasse machs“): er sorgt dafür, das jeder, der den veranstaltungsort mit der absicht betritt, sich vermittels live-musik nen schönen abend zu machen, dafür einen vorher festgelegten obulus entrichtet. Ausnahmen können in einzelfällen gemacht werden, wenn beispielsweise am gleichen abend celtic spielt und der gast verifizierbar nur den ort des geschehens aufgesucht hat, um das spiel zu sehen und besagte musik für ihn daher nicht mehr als ein unumgängliches übel darstellt. Zurück zum thema: als gegenleistung für oben erwähnten obulus gewährt der kassierer eintritt zum veranstaltungsort und verschönert die handinnenfläche des einlass begehrenden mit einer prähistorischen form des permanent-makeups, die sich aufgrund ihrer geringen haltbarkeit (ca.1-5 tage) nicht durchsetzen konnte, dem sogenannten stempel. Darüber hinaus gehört es zu den aufgaben des kassierers, den nun stetig wachsenden inhalt der kasse mit argusaugen zu bewachen („ey, kannst du mal kurz hiernach gucken, ich muß mal eben…“) und ihn zu einem zeitpunkt x, in der regel ca 45 minuten nach konzertbeginn dem wirt zum zwecke der späteren weiterleitung an die auftretenden musiker zu übergeben.
Dann wäre da die perspektive des musikers: er hat im vorfeld dafür zu sorgen, das die kasse überhaupt da und im idealfalle sogar mit wechselgeld gefüllt ist. Dann kommt der zeitpunkt, da er sie schweren herzens dem kassierer übergibt, damit dieser seinen oben umrissenen aufgaben nachkommen kann. Das dem musiker das alles andere als leicht fällt, erkennt man daran, das er nach der übergabe, so er denn schon mit dem soundcheck fertig ist, weiterhin um die kasse herumschawenzelt, im falle unserer lieblingskneipe damit für äußerste platzknappheit sorgt, lautstark das soebene begonnene celtic-spiel kommentiert und dem kassierer in jeder erdenklichen weise auf die nerven fällt, obwohl es eigentlich an der zeit für ihn wäre, jeden gedanken an so profane dinge wie geld aus seinem geiste zu verbannen um die künstlerische reinheit seiner unmittelbar bevorstehenden performance nicht zu beschmutzen.
Und zu guter letzt hätten wir noch die perspektive des konzertbesuchers: er leistet den anweisungen des kassieres bezüglich der entrichtung des erwähnten obulus folge, lässt sich die handinnenfläche verschönern, verschafft sich so zutritt zum veranstaltungsort und erfreut sich hoffentlich im anschluss an den darbietungen der auftretenden musiker.
So weit, so einfach, würde man denken. Nun habe ich jedoch die geschehnisse rund um die kasse in der vergangenheit mehrfach aus allen drei beschriebenen perspektiven miterleben dürfen und zu meinem großen bedauern dabei immer wieder sätze wie die folgenden aus großer höhe hernieder fallen hören: „wat, 5 euro?? Ne wart mal, da muss ich noch mal eben meine kumpels anrufen, die wollten vielleicht auch kommen, aber ich glaub, denen ist dat zuviel, dann gehen wir glaub ich doch in die pontstrasse“ oder „ey, guck mal, wir sind zu sechs, da könnt ihr jawohl jetzt echt auch mal n bisschen mengenrabatt machen!“. Nicht erfunden ist auch folgender dialog aus einem proberaum wenige tage vor dem auftritt: „wat nehmen wir denn eigentlich am Freitag so eintrittsmäßig?“ „’n fünfer, würd ich sagen, oder?“ „nee, dat is zuviel fürs rover, da kenn ich n paar leute, die kommen dann nich, lass mal vier sagen.“
Es sei an diese stelle kurz aber ausdrücklich darauf hingewiesen, das sich niemand angesprochen fühlen soll, der sich den schuh nicht anziehen mag, was vermutlich auf die meisten leser zutrifft, nichtsdestotrotz möchte an dieser stelle meiner empörung über dergleichen in gewohnt weitschweifigen worten einmal ausdruck verleihen.
Ein kleines rechenbeispiel: ein mir persönlich bekannter künstler hat letztes jahr sein debütalbum im hause o’grady erstmalig live der öffentlichkeit präsentiert und besaß die dreistigkeit, dafür 7 (!!) euro eintritt zu verlangen. Nun sind ja cd-präsentationen sowohl für den präsentierenden künstler als auch in der wahrnehmung des konzertbesuchers immer doch ein kleines bisschen was anderes als ein „normales“ konzert. Also: licht und ton von einer professionllen verleihfirma gemietet und auf-und abbauen lassen, damit man auf nummer sicher geht und sich selber voll auf den auftritt konzentriern kann, vernünftige 4-farbige din a 2 plakate und entsprechende flyer drucken lassen, jemanden für die obig beschriebene aufgabe des kassierers bezahlen, um nicht schon wieder die eigenen freunde rekrutieren zu müssen, etc., etc.. und den musikern, die so freundlich waren, das ganze vorhaben mit in die tat umzusetzen, wollte der typ dann auch noch eine (im grunde lächerliche, es ging um die geste) anerkennung/aufwandsentschädigung zukommen lassen, verrückt, oder? Kosten im vorfeld insgesamt: ca.950 euro. Zahlende gäste (bei 7 euro eintittspreis, wofür sich im übrigen die kassiererin so einige sprüche der besagten sorte anhören musste): 123, es war knallevoll, super abend, rechnen könnt ihr selber.
Anderes beispiel: wie ihr alle wisst, hat man im rover immer mal wieder die gelegenheit, tonkünstler aus der kategorie „fahrendes volk“ bei der arbeit zu belauschen, seine es bros, maurice dickson, caroline aiken, gallop oder einer der unzähligen anderen, die sich einem treuen publikum unvergesslich gemacht haben. Ich denke, ich verrate kein betriebsgeheimnis, wenn ich sage, das tourende musiker, die sich davon ernähren, gewisse garantien brauchen, und sei es nur ein hotelzimmer, denn schließlich läuft, von solchen nebensächlichkeiten wie reisekosten mal abgesehen, bei denen zu hause auch die miete weiter. Ich weise mal darauf hin, das ich hier nicht für rory und steffi spreche, sondern nur meine eigenen gedanklichen ergüsse breittrete, aber man stelle sich vor, wie viel mehr solcher konzerte vielleicht machbar wären, wenn mehr leute bereit wären, sich ohne zu murren von, sagen wir mal einem 10-euro- schein zu trennen, wenn sie im eingangsbereich mit den anweisungen des kassierers konfontiert werden. Ich mein, mal spass beiseite: kino,samstagabendvorstellung: 9-11 euro (ohne popcorn und getränk), theaterbesuch ohne ermäßigung: 13-20 euro, konzert im z.b. parkside: 7 euro, maxisparmenü bei mäckes: 5,95 euro, wieso zur hölle darf es denn nur im rover nix kosten??
Alles in allem ein kleiner abschließender appell: liebe konzertbesucher, das nächste mal, wenn ihr vor dem kassierer steht, schluckt den spruch einfach runter und zahlt, was auch immer er euch heißt zu zahlen.
Liebe musiker: verkauft euch nicht unter wert, für 2 euro muss echt keiner spielen, es sei denn, es ist ihm egal, aber dann kann man’s auch ganz umsonst machen, oder?
Noch mal, das alles ist mein höchsteigener senf und die redation ist für den inhalt dieses beitrags nicht verantwortlich ;-).
Yours sincerely, newsgini

... link (1 Kommentar)   ... comment


ab jetzt...
...werde ich in höchst unregelmäßigen hier meinen senf zu allem und jeden abgeben. ich wünsche viel geduld beim lesen.

... link (0 Kommentare)   ... comment