Freitag, 12. September 2014
licht und schatten
Vor einigen wochen trugen mich meine füße mal wieder zum zwecke des musik- und biergenusses ins rover. Mein weg dorthin führte zunächst über den markt, wo für mich völlig überraschenderweise eine ganz passable latino-gipsy-hiphop-truppe auf einer gar nicht so kleinen bühne zugange war. Ich vermute mal, ohne es zu wissen, das alljährliche studifest als anlass.
Besagter weg trug mich so dann am cafe egmont vorbei, wo an diesem abend “neogene”, die man wohl keinem potentiellen leser mehr vorstellen muß, unplugged aufspielten, und mich, da ich ohnehin noch zeit hatte, für die dauer von 4 songs und einem großen pils zum verweilen brachten. Im rover gab es dann “the feud” zu hören, immer wieder groß, und ich dachte bei mir, das das erlebte endlich mal meiner vorstellung von einem wochenendabend in einer “pulsierenden studentenstadt” (.....) entsprach.
Auch ein gesamtfazit des aachener musiksommers kann aus dem blickwinkel des betrachters kaum anders als mit nach oben gereckten daumen ausfallen. Ich wohne am östlichen rand eines bildungsbürgerlich-studentischen viertels mit hohem anteil an grünwählern (ihr wißt schon, das mit den vielen altbauten), und hier gab es ungelogen über den sommer nicht weniger als 5 (!) straßenfeste unterschiedlicher größe und farbe, allesamt mit live-musik. Wenn man noch das kennedypark-festival, das gerade erst verdaute (und meiner bescheidenen meinung großartige) 10-jahre-mufab-fest, sowie die zahlreichen indoor-veranstaltungen undundund dazuzählt, fällt der stete niedergang des ehemals von zumindest mir sehr geschätzten september-specials kaum noch ins gewicht.
Zudem ist, um auch da mal ganz knapp bilanz zu ziehen, der jakobshof umgezogen, das aoxo immer noch auf, das last exit hat wieder ne außenterasse, das b9 neue betreiber, usw.
Ich denke, das diese häufung musikkultureller veranstaltungen nicht zuletzt dem engagement der menschen zu verdanken ist, die das thema freie kultur durch initiativen wie “macht mal lärm”, demos , flashmobs und vieles mehr im vorfeld der kommunalwahlen aber auch darüber hinaus auf die politische agenda gesetzt haben. Vielen dank dafür.
Aber wo licht, da schatten, um mal zur überschrift zu kommen. All diese kulturelle vielfalt ist, von wenigen städtisch geförderten events abgesehen, dem engagement von privatleuten bzw. initiativen zu verdanken, die sich zwar unter umständen einene werbeeffekt für ihre sache, ihr geschäft oder was auch immer versprechen, aber zunächst mal einen unfassbaren haufen arbeit für lau reinstecken. das man in der gastronomie, sprich drinnen, mit der durchführung von konzerten nicht reich wird, sondern im gegenteil die sache schon lieben muß, um überhaupt damit anzufangen, muß ich hier wohl nicht erwähnen.
Und nun zu einem der hauptknackpunkte aus meiner sicht: wo ehrenamtlich und ohne nennenswertes budget gearbeitet wird, gibt es eben auch kein (oder nur wenig und vereinzelt) geld für die künstler. Es ist natürlich vollkommen richtig, das alle an den genannten veranstaltungen beteiligten aufgetretenen musiker, schauspieler, autoren, zirkuskünstler, etc. vorher wussten, worauf sie sich einlassen und das wohl eher aus anderen gründen getan haben (eigenwerbung, soziales engagement, nachbarschaftshilfe...), aber dennoch: für die zukunft kann das kein tragfähiges kulturkonzept sein. Es ist zwar klar, das man die arbeit der künstler, die im rahmen einer solchen veranstaltung anfällt, zumindest aktuell noch nicht mal mit dem gesetzlichen mindestlohn vergüten kann, da das schlicht den rahmen sprengen und die meisten veranstaltungen undurchführbar machen würde, aber proberäume, drumsticks und giatrrensaiten kosten nunmal auch geld.
Musik kann und darf auch in zeiten, wo downloads im grunde schon wieder durch sind und musik nur noch per stream konsumiert wird, nicht völlig umsonst sein. Wer kulturelle vielfalt für gut und wünschenswert hält, muß an irgendeiner stelle bereit sein, zu investieren. Die stadtkassen sind nicht erst seit dem kürzlichen ausgabenstop leer, also sind sponsoren gefragt. Bei der suche nach ebensolchen wiederum könnte vielleicht der städtische kulturbetrieb den menschen, die die oben beschriebene arbeit auf sich nehmen, durchaus behilflich sein, denn letztlich profitiert eben gerade eine “pusierende studentenstadt” von solchen angeboten, und die zum fundraising nötige arbeitskraft ist schon da und muß nicht erst durch zusätzliche investitionen kreiert werden.
Ein anfang wäre aber schon gemacht, wenn alle veranstalter sich beispielsweise darauf einigen könnten, überall dort, wo musik gespielt wird, einen koffer vor die bühne zu legen, mit dessen hilfe alle besucher der jeweiligen veranstaltung zu kleinsponsoren werden können, indem sie einen teil des inhalts ihres portemonnaies nach gutdünken in selbigen entleeren. Vielleicht bräuchte man dazu strassenmusik-lizenzen, aber ebenso vielleicht kann das ordnungsamt ja an der stelle mal eine auge zudrücken und einen schwung sondergenehmigungen ausstellen. Und wenn der koffer überall steht, wo draußen musik gemacht, wird er zu einem markenzeichen und ist auch nicht mehr peinlich für veranstalter und künstler.
Alles in allem fand ich das diesen sommer bis jetzt schon alles ganz gut, aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn es dauerhaft nach oben ginge und vielleicht im nächsten jahr auch in der beschreibenen art und weise mal ein paar euro für die bands abwirft.
Cheers, newsgini
p.s.: warum eine wiederum auf privatinitiative organisiertes kleinst-rockfestival gleich 2mal von offizieller seite gecancelt wird, obwohl von langer hand geplant und plakatiert, während “aachen-ole” weiter zur volksverdummung beitragen darf, muß ich bestimmt nicht verstehen. Man kann die leute doch einfach mal an die hand nehmen und ihnen helfen, damit es funktioniert, anstatt darauf zu warten, das sie wieder irgendeine vorraussetzung übersehen.......

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