Freitag, 12. September 2014
licht und schatten
newsgini letterowitsch, 13:24h
Vor einigen wochen trugen mich meine füße mal wieder zum zwecke des musik- und biergenusses ins rover. Mein weg dorthin führte zunächst über den markt, wo für mich völlig überraschenderweise eine ganz passable latino-gipsy-hiphop-truppe auf einer gar nicht so kleinen bühne zugange war. Ich vermute mal, ohne es zu wissen, das alljährliche studifest als anlass.
Besagter weg trug mich so dann am cafe egmont vorbei, wo an diesem abend “neogene”, die man wohl keinem potentiellen leser mehr vorstellen muß, unplugged aufspielten, und mich, da ich ohnehin noch zeit hatte, für die dauer von 4 songs und einem großen pils zum verweilen brachten. Im rover gab es dann “the feud” zu hören, immer wieder groß, und ich dachte bei mir, das das erlebte endlich mal meiner vorstellung von einem wochenendabend in einer “pulsierenden studentenstadt” (.....) entsprach.
Auch ein gesamtfazit des aachener musiksommers kann aus dem blickwinkel des betrachters kaum anders als mit nach oben gereckten daumen ausfallen. Ich wohne am östlichen rand eines bildungsbürgerlich-studentischen viertels mit hohem anteil an grünwählern (ihr wißt schon, das mit den vielen altbauten), und hier gab es ungelogen über den sommer nicht weniger als 5 (!) straßenfeste unterschiedlicher größe und farbe, allesamt mit live-musik. Wenn man noch das kennedypark-festival, das gerade erst verdaute (und meiner bescheidenen meinung großartige) 10-jahre-mufab-fest, sowie die zahlreichen indoor-veranstaltungen undundund dazuzählt, fällt der stete niedergang des ehemals von zumindest mir sehr geschätzten september-specials kaum noch ins gewicht.
Zudem ist, um auch da mal ganz knapp bilanz zu ziehen, der jakobshof umgezogen, das aoxo immer noch auf, das last exit hat wieder ne außenterasse, das b9 neue betreiber, usw.
Ich denke, das diese häufung musikkultureller veranstaltungen nicht zuletzt dem engagement der menschen zu verdanken ist, die das thema freie kultur durch initiativen wie “macht mal lärm”, demos , flashmobs und vieles mehr im vorfeld der kommunalwahlen aber auch darüber hinaus auf die politische agenda gesetzt haben. Vielen dank dafür.
Aber wo licht, da schatten, um mal zur überschrift zu kommen. All diese kulturelle vielfalt ist, von wenigen städtisch geförderten events abgesehen, dem engagement von privatleuten bzw. initiativen zu verdanken, die sich zwar unter umständen einene werbeeffekt für ihre sache, ihr geschäft oder was auch immer versprechen, aber zunächst mal einen unfassbaren haufen arbeit für lau reinstecken. das man in der gastronomie, sprich drinnen, mit der durchführung von konzerten nicht reich wird, sondern im gegenteil die sache schon lieben muß, um überhaupt damit anzufangen, muß ich hier wohl nicht erwähnen.
Und nun zu einem der hauptknackpunkte aus meiner sicht: wo ehrenamtlich und ohne nennenswertes budget gearbeitet wird, gibt es eben auch kein (oder nur wenig und vereinzelt) geld für die künstler. Es ist natürlich vollkommen richtig, das alle an den genannten veranstaltungen beteiligten aufgetretenen musiker, schauspieler, autoren, zirkuskünstler, etc. vorher wussten, worauf sie sich einlassen und das wohl eher aus anderen gründen getan haben (eigenwerbung, soziales engagement, nachbarschaftshilfe...), aber dennoch: für die zukunft kann das kein tragfähiges kulturkonzept sein. Es ist zwar klar, das man die arbeit der künstler, die im rahmen einer solchen veranstaltung anfällt, zumindest aktuell noch nicht mal mit dem gesetzlichen mindestlohn vergüten kann, da das schlicht den rahmen sprengen und die meisten veranstaltungen undurchführbar machen würde, aber proberäume, drumsticks und giatrrensaiten kosten nunmal auch geld.
Musik kann und darf auch in zeiten, wo downloads im grunde schon wieder durch sind und musik nur noch per stream konsumiert wird, nicht völlig umsonst sein. Wer kulturelle vielfalt für gut und wünschenswert hält, muß an irgendeiner stelle bereit sein, zu investieren. Die stadtkassen sind nicht erst seit dem kürzlichen ausgabenstop leer, also sind sponsoren gefragt. Bei der suche nach ebensolchen wiederum könnte vielleicht der städtische kulturbetrieb den menschen, die die oben beschriebene arbeit auf sich nehmen, durchaus behilflich sein, denn letztlich profitiert eben gerade eine “pusierende studentenstadt” von solchen angeboten, und die zum fundraising nötige arbeitskraft ist schon da und muß nicht erst durch zusätzliche investitionen kreiert werden.
Ein anfang wäre aber schon gemacht, wenn alle veranstalter sich beispielsweise darauf einigen könnten, überall dort, wo musik gespielt wird, einen koffer vor die bühne zu legen, mit dessen hilfe alle besucher der jeweiligen veranstaltung zu kleinsponsoren werden können, indem sie einen teil des inhalts ihres portemonnaies nach gutdünken in selbigen entleeren. Vielleicht bräuchte man dazu strassenmusik-lizenzen, aber ebenso vielleicht kann das ordnungsamt ja an der stelle mal eine auge zudrücken und einen schwung sondergenehmigungen ausstellen. Und wenn der koffer überall steht, wo draußen musik gemacht, wird er zu einem markenzeichen und ist auch nicht mehr peinlich für veranstalter und künstler.
Alles in allem fand ich das diesen sommer bis jetzt schon alles ganz gut, aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn es dauerhaft nach oben ginge und vielleicht im nächsten jahr auch in der beschreibenen art und weise mal ein paar euro für die bands abwirft.
Cheers, newsgini
p.s.: warum eine wiederum auf privatinitiative organisiertes kleinst-rockfestival gleich 2mal von offizieller seite gecancelt wird, obwohl von langer hand geplant und plakatiert, während “aachen-ole” weiter zur volksverdummung beitragen darf, muß ich bestimmt nicht verstehen. Man kann die leute doch einfach mal an die hand nehmen und ihnen helfen, damit es funktioniert, anstatt darauf zu warten, das sie wieder irgendeine vorraussetzung übersehen.......
Besagter weg trug mich so dann am cafe egmont vorbei, wo an diesem abend “neogene”, die man wohl keinem potentiellen leser mehr vorstellen muß, unplugged aufspielten, und mich, da ich ohnehin noch zeit hatte, für die dauer von 4 songs und einem großen pils zum verweilen brachten. Im rover gab es dann “the feud” zu hören, immer wieder groß, und ich dachte bei mir, das das erlebte endlich mal meiner vorstellung von einem wochenendabend in einer “pulsierenden studentenstadt” (.....) entsprach.
Auch ein gesamtfazit des aachener musiksommers kann aus dem blickwinkel des betrachters kaum anders als mit nach oben gereckten daumen ausfallen. Ich wohne am östlichen rand eines bildungsbürgerlich-studentischen viertels mit hohem anteil an grünwählern (ihr wißt schon, das mit den vielen altbauten), und hier gab es ungelogen über den sommer nicht weniger als 5 (!) straßenfeste unterschiedlicher größe und farbe, allesamt mit live-musik. Wenn man noch das kennedypark-festival, das gerade erst verdaute (und meiner bescheidenen meinung großartige) 10-jahre-mufab-fest, sowie die zahlreichen indoor-veranstaltungen undundund dazuzählt, fällt der stete niedergang des ehemals von zumindest mir sehr geschätzten september-specials kaum noch ins gewicht.
Zudem ist, um auch da mal ganz knapp bilanz zu ziehen, der jakobshof umgezogen, das aoxo immer noch auf, das last exit hat wieder ne außenterasse, das b9 neue betreiber, usw.
Ich denke, das diese häufung musikkultureller veranstaltungen nicht zuletzt dem engagement der menschen zu verdanken ist, die das thema freie kultur durch initiativen wie “macht mal lärm”, demos , flashmobs und vieles mehr im vorfeld der kommunalwahlen aber auch darüber hinaus auf die politische agenda gesetzt haben. Vielen dank dafür.
Aber wo licht, da schatten, um mal zur überschrift zu kommen. All diese kulturelle vielfalt ist, von wenigen städtisch geförderten events abgesehen, dem engagement von privatleuten bzw. initiativen zu verdanken, die sich zwar unter umständen einene werbeeffekt für ihre sache, ihr geschäft oder was auch immer versprechen, aber zunächst mal einen unfassbaren haufen arbeit für lau reinstecken. das man in der gastronomie, sprich drinnen, mit der durchführung von konzerten nicht reich wird, sondern im gegenteil die sache schon lieben muß, um überhaupt damit anzufangen, muß ich hier wohl nicht erwähnen.
Und nun zu einem der hauptknackpunkte aus meiner sicht: wo ehrenamtlich und ohne nennenswertes budget gearbeitet wird, gibt es eben auch kein (oder nur wenig und vereinzelt) geld für die künstler. Es ist natürlich vollkommen richtig, das alle an den genannten veranstaltungen beteiligten aufgetretenen musiker, schauspieler, autoren, zirkuskünstler, etc. vorher wussten, worauf sie sich einlassen und das wohl eher aus anderen gründen getan haben (eigenwerbung, soziales engagement, nachbarschaftshilfe...), aber dennoch: für die zukunft kann das kein tragfähiges kulturkonzept sein. Es ist zwar klar, das man die arbeit der künstler, die im rahmen einer solchen veranstaltung anfällt, zumindest aktuell noch nicht mal mit dem gesetzlichen mindestlohn vergüten kann, da das schlicht den rahmen sprengen und die meisten veranstaltungen undurchführbar machen würde, aber proberäume, drumsticks und giatrrensaiten kosten nunmal auch geld.
Musik kann und darf auch in zeiten, wo downloads im grunde schon wieder durch sind und musik nur noch per stream konsumiert wird, nicht völlig umsonst sein. Wer kulturelle vielfalt für gut und wünschenswert hält, muß an irgendeiner stelle bereit sein, zu investieren. Die stadtkassen sind nicht erst seit dem kürzlichen ausgabenstop leer, also sind sponsoren gefragt. Bei der suche nach ebensolchen wiederum könnte vielleicht der städtische kulturbetrieb den menschen, die die oben beschriebene arbeit auf sich nehmen, durchaus behilflich sein, denn letztlich profitiert eben gerade eine “pusierende studentenstadt” von solchen angeboten, und die zum fundraising nötige arbeitskraft ist schon da und muß nicht erst durch zusätzliche investitionen kreiert werden.
Ein anfang wäre aber schon gemacht, wenn alle veranstalter sich beispielsweise darauf einigen könnten, überall dort, wo musik gespielt wird, einen koffer vor die bühne zu legen, mit dessen hilfe alle besucher der jeweiligen veranstaltung zu kleinsponsoren werden können, indem sie einen teil des inhalts ihres portemonnaies nach gutdünken in selbigen entleeren. Vielleicht bräuchte man dazu strassenmusik-lizenzen, aber ebenso vielleicht kann das ordnungsamt ja an der stelle mal eine auge zudrücken und einen schwung sondergenehmigungen ausstellen. Und wenn der koffer überall steht, wo draußen musik gemacht, wird er zu einem markenzeichen und ist auch nicht mehr peinlich für veranstalter und künstler.
Alles in allem fand ich das diesen sommer bis jetzt schon alles ganz gut, aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn es dauerhaft nach oben ginge und vielleicht im nächsten jahr auch in der beschreibenen art und weise mal ein paar euro für die bands abwirft.
Cheers, newsgini
p.s.: warum eine wiederum auf privatinitiative organisiertes kleinst-rockfestival gleich 2mal von offizieller seite gecancelt wird, obwohl von langer hand geplant und plakatiert, während “aachen-ole” weiter zur volksverdummung beitragen darf, muß ich bestimmt nicht verstehen. Man kann die leute doch einfach mal an die hand nehmen und ihnen helfen, damit es funktioniert, anstatt darauf zu warten, das sie wieder irgendeine vorraussetzung übersehen.......
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Mittwoch, 7. August 2013
leo liveman vs. ingo institute
newsgini letterowitsch, 14:13h
....und direkt noch einer, weil's gerade soviel spaß macht.
Eins vorweg: die überschrift geht leider nicht auf mein konto, sondern gereicht einem herrn namens abi von reininghaus zu ehre, der vor etlichen jahre in dem musikermagazin “gitarre&bass” eine kolumne namens “in vivo guitar” zu schreiben pflegte, deren themenauswahl abseits des rein fachlichen der meinen nicht ganz unähnlich war. Könnt ihr ja mal googeln.
Im letzten blog hab ich in einem nebensatz die frage gestellt, ob eine “institutionalisierung” der ausbildung im rock-und popbereich, wie sie seit mittlerweile schon einigen jährchen an musikschulen und universitäten stattfindet, nicht das entscheidende quentchen individualität abtötet, das den tollen musiker vom soliden tonhandwerker unterscheidet. Oder einfacher: muß denn diese letzte oase des “machen-was-und-wie-man-will” auch noch verschult werden??
zwar hat das thema schon einen langen bart, und mit ein bißchen nachdenken landet man schnell bei einem klaren “jein” als antwort, trotzdem kommt es nach wie vor fast unweigerlich auf den gesprächsteller, wenn irgendwo auf der welt mehr als 2 musiker länger als 2 bier zusammensitzen.
Vorneweg: einige der besten musiker, die mir in meinem leben begegnet sind, haben nie eine musikschule von innen gesehen. Trotzdem verfügen sie aber über ein umfangreiches wissen über ihr jeweiliges fach/instrument, manche sogar weit darüber hinaus über unzählige aspekte des musikmachens im allgemeinen. Und hier kommt der erste interessante aspekt ins spiel: im gegensatz zu sagen wir mal ingenieurswissenschaften, medizin, jura o.ä., wo man, zumindest in unserem kulturkreis, den aus einem studium resultierenden beruf ohne ein ebensolches studium und einen entsprechenden abschluss nicht ausüben kann und auch nicht darf, ist alles wissen, was man braucht, um ein guter musiker zu werden (...was das genau ist, wäre wieder ein eigenes thema...) frei verfüg- und erlernbar. Ich stelle mal die gewagte these auf, das es für einen menschen mit viel zeit, nerven und selbstdisziplin möglich wäre, mit einer gut sortierten auswahl von 8-10 lehrbüchern, die er/sie von vorne bis hinten durchackert, auf fast jedem instrument ein ausbildungsniveau zu erreichen, das einem hochschulabsolventen absolut ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist. Rein akademisch, versteht sich.
Von der anderen seite betrachtet: wenn jemand 4 griffe auf der wanderklampfe gezeigt bekommt und sich im laufe der folgenden jahre ohne weitere anleitung durch den kompletten beatles-katalog arbeitet, anfängt, selber songs zu schreiben, bands gründet und wieder auflöst, wird er irgendwann ein ziemlich umfassendes wissen über gitarrespielen, songstrukturen und harmonik, satzgesänge u.v.m. erwerben.
Beide fiktiven musikerpersönlichkeiten haben jetzt mit speziellen problemen zu kämpfen: kandidat 1 wird probleme haben, vieles von dem, was er sich zu hause erarbeitet hat in die praxis umzusetzen, da ihm die nötige erfahrung fehlt. Er weiß nicht, welches vokabular in welcher situation angemessen zum einsatz gebracht werden kann und wie er dinge, die im proberaum noch gut funktioniert haben, im wirklichen leben zum klingen bringen kann, bzw. wann es eventuell im sinne des musikalischen gesamterlebnisses ist, einfach mal nichts zu spielen.
Kandidat 2 begreift zwar viele dieser probleme und ihre lösungen intuitiv, rennt aber immer dann vor eine wand, wenn er an die grenzen seines musikalischen wissens stösst, oder seine vorstellungen seinen mitmusikern nicht angemessen kommunizieren kann, weil ihm das entsprechende fachliche vokabular fehlt, insbesondere wenn's mal schnell gehen muß und man nicht den langen weg des ausprobierens-bis-alles-passt gehen kann.
Beide können ihre jeweiligen lücken nur schließen, indem sie sich in situationen begeben, die sie aus ihrer komfortzone herauslocken, der eine indem er spielt, spielt, spielt, der andere, indem er sich hinsetzt und versucht, das, was er inhaltlich weiß, auch analytisch zu durchdringen. Wenn sie denn wollen.
Und damit bin ich beim wichtigsten punkt: wollen! Auch das ist das tolle an musik: es muß nicht jeder alles können, noch nicht mal in grundzügen. Ein gitarrist in einer punkband muß nichts über jazzharmonielehre wissen, ein klassischer cellist muß keinen blues spielen, etc., etc, etc. ABER: es schadet auch nicht. Im gegenteil, es gibt viele, viele bereiche, wo dinge ineienander fliessen, und gerade da wird es oft besonders spannend. Man muß sich aber darauf einlassen wollen. breites wissen ist für spezialisten nicht notwendig, hinderlich ist es aber auch nicht, und wenn man sein spezialgebiet aus was für gründen auch immer mal verlässt, kann es unheimlich viele türen öffnen.
Ich selbst habe 16 jahre ununterbrochen unterricht auf verschiedenen instrumenten gehabt und 2 diplome als musiker, die in irgendeiner schublade vor sich hingammeln. ich habe immer noch oft das gefühl, eigentlich keine ahnung zu haben.
Vieles, was ich heute oft anwende, habe ich von leuten gelernt, die einfach gemacht haben, ohne zu wissen, warum sie das gerade machen. Warum die rhythmische auffassung in einem bestimmten stil anders ist als in einem anderen, kann man nicht aufschreiben, sondern muß es beim spielen erfahren. ich freue mich wie ein kleines kind, wenn ich mich beim rumdudeln auf der giatrre vergreife und dabei zufällig einen akkord entdecke, der einfach cool klingt. Die fähigkeit, im nachhinein zu analysieren, was das denn nun eigentlich gerade war, tut der sache keinen abbruch. Wenn im proberaum oder auf der bühne etwas geil ist, obwohl es das akademisch betrachtet nicht sollte, ist mir das sch%&§))egal.
Die ausbildung hat aber ohne zweifel viel gebracht. Ich kann mich in stile und musikalische umgebungen, die mir nicht vertraut sind, recht schnell einfinden. ich finde oft abkürzungen, die mir und allen beteiligten in alltäglichen musikalischen situationen zeit sparen. Ich glaube nicht, das das meiner individualität abbruch tut, ich habe halt einfach nicht das eine ding, das mich auszeichnet und wiedererkennbar macht, sondern kann im see, im hallenbad und im meer schwimmen.
Genug selbst gelobt und breitgetreten: jeder musiker kommt an einen punkt, an dem er entscheiden muß, was er können will/können sollte. Wie diese entscheidung ausfällt, ist nur im kontext der musik, die er machen will relevant. Eine formelle musikalische aubildung kann dabei helfen, sich einen überblick zu verschaffen, abkürzungen aufzeigen oder auch mal punktuell technische probleme lösen. Zwingend notwendig ist sie nicht. Das eine wie das andere als einzig selig machenden weg zur erleuchtung auf einen altar zu stellen, aber auch nicht. Man braucht leute, die wege verlassen und mauern einreißen, aber auch leute, die straßen teeren und häuser bauen.
So, lasst mal zusammen musik machen,
cheers, newgini
Eins vorweg: die überschrift geht leider nicht auf mein konto, sondern gereicht einem herrn namens abi von reininghaus zu ehre, der vor etlichen jahre in dem musikermagazin “gitarre&bass” eine kolumne namens “in vivo guitar” zu schreiben pflegte, deren themenauswahl abseits des rein fachlichen der meinen nicht ganz unähnlich war. Könnt ihr ja mal googeln.
Im letzten blog hab ich in einem nebensatz die frage gestellt, ob eine “institutionalisierung” der ausbildung im rock-und popbereich, wie sie seit mittlerweile schon einigen jährchen an musikschulen und universitäten stattfindet, nicht das entscheidende quentchen individualität abtötet, das den tollen musiker vom soliden tonhandwerker unterscheidet. Oder einfacher: muß denn diese letzte oase des “machen-was-und-wie-man-will” auch noch verschult werden??
zwar hat das thema schon einen langen bart, und mit ein bißchen nachdenken landet man schnell bei einem klaren “jein” als antwort, trotzdem kommt es nach wie vor fast unweigerlich auf den gesprächsteller, wenn irgendwo auf der welt mehr als 2 musiker länger als 2 bier zusammensitzen.
Vorneweg: einige der besten musiker, die mir in meinem leben begegnet sind, haben nie eine musikschule von innen gesehen. Trotzdem verfügen sie aber über ein umfangreiches wissen über ihr jeweiliges fach/instrument, manche sogar weit darüber hinaus über unzählige aspekte des musikmachens im allgemeinen. Und hier kommt der erste interessante aspekt ins spiel: im gegensatz zu sagen wir mal ingenieurswissenschaften, medizin, jura o.ä., wo man, zumindest in unserem kulturkreis, den aus einem studium resultierenden beruf ohne ein ebensolches studium und einen entsprechenden abschluss nicht ausüben kann und auch nicht darf, ist alles wissen, was man braucht, um ein guter musiker zu werden (...was das genau ist, wäre wieder ein eigenes thema...) frei verfüg- und erlernbar. Ich stelle mal die gewagte these auf, das es für einen menschen mit viel zeit, nerven und selbstdisziplin möglich wäre, mit einer gut sortierten auswahl von 8-10 lehrbüchern, die er/sie von vorne bis hinten durchackert, auf fast jedem instrument ein ausbildungsniveau zu erreichen, das einem hochschulabsolventen absolut ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist. Rein akademisch, versteht sich.
Von der anderen seite betrachtet: wenn jemand 4 griffe auf der wanderklampfe gezeigt bekommt und sich im laufe der folgenden jahre ohne weitere anleitung durch den kompletten beatles-katalog arbeitet, anfängt, selber songs zu schreiben, bands gründet und wieder auflöst, wird er irgendwann ein ziemlich umfassendes wissen über gitarrespielen, songstrukturen und harmonik, satzgesänge u.v.m. erwerben.
Beide fiktiven musikerpersönlichkeiten haben jetzt mit speziellen problemen zu kämpfen: kandidat 1 wird probleme haben, vieles von dem, was er sich zu hause erarbeitet hat in die praxis umzusetzen, da ihm die nötige erfahrung fehlt. Er weiß nicht, welches vokabular in welcher situation angemessen zum einsatz gebracht werden kann und wie er dinge, die im proberaum noch gut funktioniert haben, im wirklichen leben zum klingen bringen kann, bzw. wann es eventuell im sinne des musikalischen gesamterlebnisses ist, einfach mal nichts zu spielen.
Kandidat 2 begreift zwar viele dieser probleme und ihre lösungen intuitiv, rennt aber immer dann vor eine wand, wenn er an die grenzen seines musikalischen wissens stösst, oder seine vorstellungen seinen mitmusikern nicht angemessen kommunizieren kann, weil ihm das entsprechende fachliche vokabular fehlt, insbesondere wenn's mal schnell gehen muß und man nicht den langen weg des ausprobierens-bis-alles-passt gehen kann.
Beide können ihre jeweiligen lücken nur schließen, indem sie sich in situationen begeben, die sie aus ihrer komfortzone herauslocken, der eine indem er spielt, spielt, spielt, der andere, indem er sich hinsetzt und versucht, das, was er inhaltlich weiß, auch analytisch zu durchdringen. Wenn sie denn wollen.
Und damit bin ich beim wichtigsten punkt: wollen! Auch das ist das tolle an musik: es muß nicht jeder alles können, noch nicht mal in grundzügen. Ein gitarrist in einer punkband muß nichts über jazzharmonielehre wissen, ein klassischer cellist muß keinen blues spielen, etc., etc, etc. ABER: es schadet auch nicht. Im gegenteil, es gibt viele, viele bereiche, wo dinge ineienander fliessen, und gerade da wird es oft besonders spannend. Man muß sich aber darauf einlassen wollen. breites wissen ist für spezialisten nicht notwendig, hinderlich ist es aber auch nicht, und wenn man sein spezialgebiet aus was für gründen auch immer mal verlässt, kann es unheimlich viele türen öffnen.
Ich selbst habe 16 jahre ununterbrochen unterricht auf verschiedenen instrumenten gehabt und 2 diplome als musiker, die in irgendeiner schublade vor sich hingammeln. ich habe immer noch oft das gefühl, eigentlich keine ahnung zu haben.
Vieles, was ich heute oft anwende, habe ich von leuten gelernt, die einfach gemacht haben, ohne zu wissen, warum sie das gerade machen. Warum die rhythmische auffassung in einem bestimmten stil anders ist als in einem anderen, kann man nicht aufschreiben, sondern muß es beim spielen erfahren. ich freue mich wie ein kleines kind, wenn ich mich beim rumdudeln auf der giatrre vergreife und dabei zufällig einen akkord entdecke, der einfach cool klingt. Die fähigkeit, im nachhinein zu analysieren, was das denn nun eigentlich gerade war, tut der sache keinen abbruch. Wenn im proberaum oder auf der bühne etwas geil ist, obwohl es das akademisch betrachtet nicht sollte, ist mir das sch%&§))egal.
Die ausbildung hat aber ohne zweifel viel gebracht. Ich kann mich in stile und musikalische umgebungen, die mir nicht vertraut sind, recht schnell einfinden. ich finde oft abkürzungen, die mir und allen beteiligten in alltäglichen musikalischen situationen zeit sparen. Ich glaube nicht, das das meiner individualität abbruch tut, ich habe halt einfach nicht das eine ding, das mich auszeichnet und wiedererkennbar macht, sondern kann im see, im hallenbad und im meer schwimmen.
Genug selbst gelobt und breitgetreten: jeder musiker kommt an einen punkt, an dem er entscheiden muß, was er können will/können sollte. Wie diese entscheidung ausfällt, ist nur im kontext der musik, die er machen will relevant. Eine formelle musikalische aubildung kann dabei helfen, sich einen überblick zu verschaffen, abkürzungen aufzeigen oder auch mal punktuell technische probleme lösen. Zwingend notwendig ist sie nicht. Das eine wie das andere als einzig selig machenden weg zur erleuchtung auf einen altar zu stellen, aber auch nicht. Man braucht leute, die wege verlassen und mauern einreißen, aber auch leute, die straßen teeren und häuser bauen.
So, lasst mal zusammen musik machen,
cheers, newgini
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Dienstag, 6. August 2013
früher war alles anders scheiße
newsgini letterowitsch, 17:38h
Ganz ehrlich: ich bin nicht mehr so 100%ig auf dem laufenden. Manchmal erfahre ich tatsächlich erst mit 4-6 monaten verspätung, welche sau denn aktuell am schnellsten durch unser musikdorf getrieben wird. Man wird halt älter. Die von vielen kollegen nicht mehr ganz jungen bis fortgeschrittenen mittleren alters immer noch gerne als goldene ära glorifizierten mittneunziger habe ich als konzerte besuchender bub gerade noch so miterlebt. Und tatsächlich, es war eine tolle zeit, die läden waren regelmäßig voll, auch und gerade bei konzerten von bands mit eigener mucke, es wurde getanzt, gegröhlt und auch ansonsten in jeder hinsicht gefeiert. Wenn ich allerdings mal nachzähle, komme ich auf einen stammbaum von 5-6 bands, die in dieser zeit am start waren. Namen würde mir zwar wesentlich mehr einfallen, aber letztlich waren das alles geringfügig personell umgestaltete nebenäste des besagten stammbaums. In den frühen bis mittleren nullerjahren ging dann alles den bach runter, der stammbaum hatte holzwürmer, ich zitiere sinngemäß einen wenige jahre älteren kollegen: “naja, man war oder wurde bald dreißig, hatte keinen bock mehr, von der hand in den mund zu leben und hat gemerkt, das das mit der musik halt doch nicht für mehr gereicht hat, und so sind dann alle auseinandergedriftet.........(stark gekürzt)”.
Parallel dazu gab es wenig spielstätten für bands und viele konzerte waren schlecht besucht.
Ich würde vergangenen textbeiträgen meiner selbst in diesem blog widersprechen, wenn ich behaupten würde, das heute wieder alles anders und alles besser ist. AAABERR: es gibt in dieser stadt eine große, vielfältige und verhältnismäßig gut vernetzte musikszene (auch wenn letzterer punkt nur in relation zu meiner eigenen anfangszeit gilt und definitiv noch ausbaufähig ist). Es ist fast egal, nach welchem stil einem gerade der sinn steht, wenn man ein bißchen gräbt, wird man eine mindestens passable band der richtung der wahl in unmittelbarer nähe finden, nicht selten auch noch mit einem altersdurchschnitt der unteren mittelklasse. Rock? The seed and the crowbar. Ska? The coconut butts. Funk? Klartekst. Hip-hop? Rapstammtisch. Metal? A guy named z. Indie? The tideline. Alternative? Fuze, zumindest sehr bald ;-) a-capella? Mit ohne alles. Singer-songwriter? Lizusha, farah uvm...........ich könnte jetzt noch sicher ne viertelstunde weitermachen, und steffi könnte das ebenso sicher nochmal eine weitere halbe stunde lang ergänzen, aber ich bin zum dritten mal in diesem satz sicher, ihr habt verstanden, was ich meine. Und dabei habe ich mit den herrschaften, die schon länger, immer noch oder wieder mit im spiel sind noch gar nicht angefangen.
Die frage, warum es denn nun eine solche vielfalt und ein vergleichsweise hohes niveau gibt, lässt sich einfach beantworten: die ausbildungssituation hat sich dramatisch verbessert, es ist gegenüber den sagen wir mal späten 80ern wesentlich einfacher, an qualifizierten unterricht auch im pop/rock/jazz-bereich zu kommen, von der möglichkeit, sich zu fast allem eine myriade youtube-tutorials anzuschauen, ganz zu schweigen. Hinzu kommt, das viele der leute, die z.b. In den oben genannten bands spielen, sich darüber im klaren sind, das sich mit der musik, die sie machen, keine reichtümer scheffeln lassen, und deswegen “normalen” berufen nachgehen, was sie davor bewahrt, vor die weiter oben geschilderte wand zu laufen. Natürlich kann das auch zum fehlen eines gewissen bisses (ist das überhaupt ein korrekter genitiv?) führen, den die ausschließliche konzentration auf musik ohne wirtschaftliches hintertürchen mit sich bringt, und ob eine mehr oder weniger vereinheitlichte ausbildung nicht auch zum verlust des gewissen quentchens individualität führen kann, das den guten vom wirklich beeindruckenden musiker unterscheidet, ist eigentlich ein thema für einen eigenen text, aber alles hat zwei seiten, konzentrieren wir uns hier mal auf die positiven.
Ja, woran hapert's denn dann, denn an irgendwas hapert's bei mir ja immer, wie der geneigte leser weiß?!
An kleinigkeiten, aber an einigen solchen: werbeetats und menschen, die sie einzusetzen wissen, damit endlich mal alle mitbekommen, wenn irgendwo gute musik stattfindet, und nicht nur wenn in der soers ein schlagerfestival abgehalten wird (das wiederum einen eigenen text verdient hätte, aber zeit ist knapp). An etwas besserer technischer ausstattung, damit die gute musik auch gut klingt. An langem atem seitens der veranstaltungsorte, der es ermöglicht, auch mal eine durststrecke zu überstehen, bis eine konzertreihe zumidest ihre kosten einspielt. Mehr objetivität seitens der ordnungsbeamten, was die wahrung der nachtruhe im umfeld von livemusikveranstaltungen angeht. An, an, an, an......geld, letzten endes.
Der vor kurzem in den ruhestand gegangene kulturdezernent wolfgang rombey hat in einem interview mit der aachener zeitung zugestanden, zu wenig dialog mit der freien szene gesucht zu haben. Sinngemäß hat er gesagt, daraus könne ein freier kulturschaffender keinen anspruch auf städtische alimentierung ableiten, dann sei er ja nicht mehr frei (richtig), aber ein paar euro mehr für sinnvolle projekte wären sicherlich gut gewesen (sehr richtig!).
Ich schlage jetzt mal blauäugig ein sinnvolles projekt vor: veranstaltungsstätten können sich bei der stadt bewerben, die besten 10 bewerbungen erhalten einen etat von 10.000 euro für anschaffung und installtion einer beschallungsanlage (geht billiger, aber gönnen wir wir uns mal den fiktiven luxus.). Des weiteren erhalten sie einen monatlichen etat von 500 euro für werbung, sei es, um einen plaktierer zu bezahlen, anzeigen in stadtmagazinen zu schalten, oderoderoder (geht billiger, aber...), für eine laufzeit von einem jahr.
Die ordungsbeamten sind mittlerweile mit smartphones ausgestattet. Einfache dezibelmesser als app (nicht geeicht, aber durchaus als orientierungshilfe sehr aussagekräftig) gibt es kostenlos. Veranschlagen wir für eine fortbildung in der benutzung derselben durch einen tontechniker, unterstützt von einem juristen, der die feinheiten der diversen emissionsschutzgesetze kennt, 5000 euro (geht....ach, ihr wisst schon).
Gesamtkosten 165.000 euro, weniger als ein prozent des jährlichen kulturetats, wohl gemerkt für eine zunächst einmalige investition, nicht als festen jährlichen posten. Was engagierte menschen wie die betreiberin dieses blogs (nein, ich bin nicht mit dem rover geschäftlich verbunden, sondern schreibe hier als aussenstehender!) mit diesem geld anstellen könnten, und was das für auswirkungen auf die livemusikszene dieser stadt hätte, mag ich mir in meinen kühnsten träumen nicht ausmalen, damit ich nicht zu sabbern anfange.
Wenn die stadt dann irgendwann mal einen neuen kulturdezernenten hat, kann er mich gerne anrufen (nein, nicht auf facebook suchen ;-).
so long,
newsgini
Parallel dazu gab es wenig spielstätten für bands und viele konzerte waren schlecht besucht.
Ich würde vergangenen textbeiträgen meiner selbst in diesem blog widersprechen, wenn ich behaupten würde, das heute wieder alles anders und alles besser ist. AAABERR: es gibt in dieser stadt eine große, vielfältige und verhältnismäßig gut vernetzte musikszene (auch wenn letzterer punkt nur in relation zu meiner eigenen anfangszeit gilt und definitiv noch ausbaufähig ist). Es ist fast egal, nach welchem stil einem gerade der sinn steht, wenn man ein bißchen gräbt, wird man eine mindestens passable band der richtung der wahl in unmittelbarer nähe finden, nicht selten auch noch mit einem altersdurchschnitt der unteren mittelklasse. Rock? The seed and the crowbar. Ska? The coconut butts. Funk? Klartekst. Hip-hop? Rapstammtisch. Metal? A guy named z. Indie? The tideline. Alternative? Fuze, zumindest sehr bald ;-) a-capella? Mit ohne alles. Singer-songwriter? Lizusha, farah uvm...........ich könnte jetzt noch sicher ne viertelstunde weitermachen, und steffi könnte das ebenso sicher nochmal eine weitere halbe stunde lang ergänzen, aber ich bin zum dritten mal in diesem satz sicher, ihr habt verstanden, was ich meine. Und dabei habe ich mit den herrschaften, die schon länger, immer noch oder wieder mit im spiel sind noch gar nicht angefangen.
Die frage, warum es denn nun eine solche vielfalt und ein vergleichsweise hohes niveau gibt, lässt sich einfach beantworten: die ausbildungssituation hat sich dramatisch verbessert, es ist gegenüber den sagen wir mal späten 80ern wesentlich einfacher, an qualifizierten unterricht auch im pop/rock/jazz-bereich zu kommen, von der möglichkeit, sich zu fast allem eine myriade youtube-tutorials anzuschauen, ganz zu schweigen. Hinzu kommt, das viele der leute, die z.b. In den oben genannten bands spielen, sich darüber im klaren sind, das sich mit der musik, die sie machen, keine reichtümer scheffeln lassen, und deswegen “normalen” berufen nachgehen, was sie davor bewahrt, vor die weiter oben geschilderte wand zu laufen. Natürlich kann das auch zum fehlen eines gewissen bisses (ist das überhaupt ein korrekter genitiv?) führen, den die ausschließliche konzentration auf musik ohne wirtschaftliches hintertürchen mit sich bringt, und ob eine mehr oder weniger vereinheitlichte ausbildung nicht auch zum verlust des gewissen quentchens individualität führen kann, das den guten vom wirklich beeindruckenden musiker unterscheidet, ist eigentlich ein thema für einen eigenen text, aber alles hat zwei seiten, konzentrieren wir uns hier mal auf die positiven.
Ja, woran hapert's denn dann, denn an irgendwas hapert's bei mir ja immer, wie der geneigte leser weiß?!
An kleinigkeiten, aber an einigen solchen: werbeetats und menschen, die sie einzusetzen wissen, damit endlich mal alle mitbekommen, wenn irgendwo gute musik stattfindet, und nicht nur wenn in der soers ein schlagerfestival abgehalten wird (das wiederum einen eigenen text verdient hätte, aber zeit ist knapp). An etwas besserer technischer ausstattung, damit die gute musik auch gut klingt. An langem atem seitens der veranstaltungsorte, der es ermöglicht, auch mal eine durststrecke zu überstehen, bis eine konzertreihe zumidest ihre kosten einspielt. Mehr objetivität seitens der ordnungsbeamten, was die wahrung der nachtruhe im umfeld von livemusikveranstaltungen angeht. An, an, an, an......geld, letzten endes.
Der vor kurzem in den ruhestand gegangene kulturdezernent wolfgang rombey hat in einem interview mit der aachener zeitung zugestanden, zu wenig dialog mit der freien szene gesucht zu haben. Sinngemäß hat er gesagt, daraus könne ein freier kulturschaffender keinen anspruch auf städtische alimentierung ableiten, dann sei er ja nicht mehr frei (richtig), aber ein paar euro mehr für sinnvolle projekte wären sicherlich gut gewesen (sehr richtig!).
Ich schlage jetzt mal blauäugig ein sinnvolles projekt vor: veranstaltungsstätten können sich bei der stadt bewerben, die besten 10 bewerbungen erhalten einen etat von 10.000 euro für anschaffung und installtion einer beschallungsanlage (geht billiger, aber gönnen wir wir uns mal den fiktiven luxus.). Des weiteren erhalten sie einen monatlichen etat von 500 euro für werbung, sei es, um einen plaktierer zu bezahlen, anzeigen in stadtmagazinen zu schalten, oderoderoder (geht billiger, aber...), für eine laufzeit von einem jahr.
Die ordungsbeamten sind mittlerweile mit smartphones ausgestattet. Einfache dezibelmesser als app (nicht geeicht, aber durchaus als orientierungshilfe sehr aussagekräftig) gibt es kostenlos. Veranschlagen wir für eine fortbildung in der benutzung derselben durch einen tontechniker, unterstützt von einem juristen, der die feinheiten der diversen emissionsschutzgesetze kennt, 5000 euro (geht....ach, ihr wisst schon).
Gesamtkosten 165.000 euro, weniger als ein prozent des jährlichen kulturetats, wohl gemerkt für eine zunächst einmalige investition, nicht als festen jährlichen posten. Was engagierte menschen wie die betreiberin dieses blogs (nein, ich bin nicht mit dem rover geschäftlich verbunden, sondern schreibe hier als aussenstehender!) mit diesem geld anstellen könnten, und was das für auswirkungen auf die livemusikszene dieser stadt hätte, mag ich mir in meinen kühnsten träumen nicht ausmalen, damit ich nicht zu sabbern anfange.
Wenn die stadt dann irgendwann mal einen neuen kulturdezernenten hat, kann er mich gerne anrufen (nein, nicht auf facebook suchen ;-).
so long,
newsgini
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Montag, 1. Oktober 2012
kaffe auf
newsgini letterowitsch, 14:42h
Vorab: dieser text gibt einzig und allein die meinung des verfassers wieder. Die betreiber dieser webseite und des durch sie zumindest irgendwie um drei ecken repräsentierten ladens tragen hierfür keine verantwortung, schuld oder sonstige rucksäcke. Auch fehlt der ansonsten an dieser stelle vorherrschende, leicht satirische unterton, weil mit nicht nach scherzen zumute ist.
Zur sache: ich verstehe die welt im allgemeinen und die kulturpolitik im speziellen schon seit geraumer zeit nicht mehr, wenn denn überhaupt je, aber momentan staut es sich dermaßen, das ich mir auf diesem wege mal ein wenig luft machen muß.
Noch in der januarausgabe des auflagenstärksten ortsansässigen stadtmagazins wurde die wiedererstarkende club-und liveszene ausdrücklich gelobt. Zurecht: seit den “goldenen” mittneunzigern hatte es wohl nicht mehr so viele spielstätten für livemusik gegeben wie in den letzten 2,3 jahren, und auch die clubszene hatte sich merklich diversifiziert. 9 monate später sieht die sache leider anders aus. einige clubs haben wieder geschlossen, wobei man dazusagen muß, das dies mitunter selbst verschuldet war, beispielsweise durch im vorfeld der eröffnung nicht eingeholte lizenzen und ähnliches. Vor allem aber liest sich die situation für livemusik nur noch auf dem papier gut. Zwar gibt es für naturgemäß leisere, akustische musik noch recht viele spielstätten, allerdings leiden auch diese bereits unter strengsten auflagen, deren nichteinhaltung für die veranstalter recht unangenehme folgen haben kann. Öffentliche open-air-veranstaltungen bekommen lautstärkebegrenzungen auferlegt, die eine für teures geld aufgebaute große beschallungsanlage wie ein kofferradio klingen lassen und den musikgenuss für zuhörer, musiker, tontechniker, kurz: alle beteiligten erheblich schmälern. Schlimmer noch: rock, pop, funk, metal, electro, etc., etc., alles spielarten, bei denen eine gewisse grundlautstärke durch benutzung von schlagzeugen, giatrrenverstärkern und subwoofern automatisch gegeben und auch gewollt ist, dürfen von wenigen ausnahmen abgesehen praktisch nur noch metertief unter der erde und auch dort oft nur noch bis 22 uhr stattfinden, was vor dem hintergrund dessen, weshalb menschen diese art von musik hören und machen, schlicht surreal ist.
Auch die erarbeitung dieser art von musik durch die ausführenden musiker wird immer komplizierter, da proberäume, egal wie freistehend die sie umschließenden gebäude und egal wie schallisoliert, unter dem gleichen problem leiden, und schon manche probe unmittelbar nach 22 uhr aufgrund von anwohnerbeschwerden ein jähes ende gefunden hat. Was das für einen musiker bedeutet, der vielleicht bis 19.30 unterricht an einer musikschule gegeben hat, dann kurz nach hause geheizt ist, um was zu essen und seiner familie einen schönen abend zu wünschen bzw. zu helfen, die kinder ins bett zu bringen, und es mit ach und krach um 20.33 uhr zur probe geschafft hat, brauche ich hier wohl auch nicht zu erklären. Fragt man höflich nach, bekommt man hinter vorgehaltener hand von den zuständigen, sprich den betreibern der spielstätte oder auch den ordnungsbeamten, häufig mitgeteilt, das es sich in der regel um einzelne personen, oft auch immer dieselben, handelt, die sich über lärmbelästigung beschweren. Die nachtruhe ist unantastbar, und ob sie gewahrt wird oder nicht, liegt im ermessen des ordnungsbeamten, da die ursache einer angezeigten störung sofort beseitigt werden muß. Das landesemissionsschutzgesetz legt allerdings auch lautstärkegrenzwerte fest und beschreibt genau, wo und wann diese auftreten dürfen. Wer schon einmal abends vor dem musibunker in der goffartstraße gestanden hat, und zwar unmittelbar vor dem fenster der nächstgelegenen wohnbebauung, und mir erzählt, das der fernseher des nachbarn im mehrfamilienhaus, ruhe in der eigenen wohnung vorrausgesetzt, nicht mindestens genauso laut ist, dem glaube ich tendenziell erstmal nicht, es sei denn, der nachbar guckt ausschließlich tierfilme und reisedokus (uuups, da war ja doch humor, sorry.). Eine offizielle messung der lautstärkeentwicklung, die vor gericht bestand hätte, ist teuer und langwierig. Nicht geeichte lautstärkemessgeräte hingegen sind recht günstig zu erwerben und liefern zumindest orientierungswerte. Wieso soll es also unmöglich sein, die jeweils diensthabenden ordnungsbeamten mit solchen geräten auszustatten, um der diskussion ein bißchen objektivität zu verleihen? Die aktuelle praxis stellt in meinen augen die interessen einzelner, die sich gestört fühlen (wollen), über die interessen einer gesellschaftlichen mehrheit, wenn ich davon ausgehe, das diese gesellschaftliche mehrheit das weiterbestehen von livemusik im allgemeinen für grundsätzlich wünschenswert hält.
Private musikschulen, die gezielt und mit entsprechend ausgebildetem lehrpersonal unterricht in rock-und popmusik und dem enstprechenden instrumentarium anbieten, boomen. Was sollen die kids aber nun mit den dort erworbenen fähigkeiten anfangen, wenn sie keine bands mehr gründen können, weil es weder proberäume noch auftrittsorte gibt?
Nebenbei gefragt: was sollen jugendliche demnächst am wochenende abends überhaupt noch machen, wenn aufgrund der vollkommen absurden bevorstehenden erhöhung der gemagebühren für tanz-und partyveranstaltungen,( mit denen unter anderem ein unglaublich bürokratischer verwaltungsapparat finanziert wird), bald alle diskotheken schließen müssen, weil sie sich nicht mehr finanzieren können?? naja, zumindest das musikschulproblem wird sich vielleicht auch bald erledigt haben, wenn privater musikunterricht mehrwertsteuerpflichtig wird. Man wird mit musikunterricht eh nicht reich, die 19% durch preissenkungen zu kompensieren, ist also nicht drin, und wenn man besagte 19% einfach auf die unterrichtskosten draufschlägt, bleiben so viele leute zuhause, das man die hütte auch gleich zu machen kann.
Ihr seht, weshalb ich gelinde gesagt den kaffee auf habe. An allen ecken und enden werden einem als kunstschaffenden knüppel zwischen die beine geworfen. Mir ist klar, das beispielsweise eine in einem sogenannten mischgebiet (geschäfts-und wohnbebauung) gelegene konzert-und partylocation gewisse probleme mit sich bringt. Ein bekannter von mir wohnt ca. 300 meter luftlinie von einer solchen entfernt und sagt zurecht, es kann nicht sein, das seine tochter nachts um 3 aufwacht, weil von den herrüberwehenden bässen die bücher von ihrem schreibtisch fallen. Das es anwohner stört, wenn es nachts auf der straße geschrei gibt und am nächsten morgen zerbrochene bierflaschen vor den reifen der geparkten autos liegen, ist vollkommen klar, und die beschriebenen verhaltensweisen von partybesuchern ein unding. Eine lösung dieser probleme ist allerdings nur möglich, wenn ein gewisses maß an differenzierung in der analyse derselben gegeben ist. Ein pauschales “der laden muß weg” hilft niemanden, denn letzlich singt, tanzt und trommelt der mensch schon viel zu lange, als das man davon ausgehen könnte, das er morgen damit aufhört, weil ein club zugemacht hat.
Ich würde mich freuen, wenn diese diskussion mit aller konsequenz und objektivität in der öffentlichkeit geführt werden und eine nachhaltige verbesserung der situation erreicht werden könnte.
Ich freue mich bereits, das das rover durch das suchen und finden des dialogs mit o-amt und anwohnernen offenbar mit gutem beispiel vorangegangen ist und einen tragfähigen kompromiss gefunden hat.
Und jetzt geh ich foo fighters hören: “what if i say i wll never surrender....”..... ;-)
cheers, newsgini
Zur sache: ich verstehe die welt im allgemeinen und die kulturpolitik im speziellen schon seit geraumer zeit nicht mehr, wenn denn überhaupt je, aber momentan staut es sich dermaßen, das ich mir auf diesem wege mal ein wenig luft machen muß.
Noch in der januarausgabe des auflagenstärksten ortsansässigen stadtmagazins wurde die wiedererstarkende club-und liveszene ausdrücklich gelobt. Zurecht: seit den “goldenen” mittneunzigern hatte es wohl nicht mehr so viele spielstätten für livemusik gegeben wie in den letzten 2,3 jahren, und auch die clubszene hatte sich merklich diversifiziert. 9 monate später sieht die sache leider anders aus. einige clubs haben wieder geschlossen, wobei man dazusagen muß, das dies mitunter selbst verschuldet war, beispielsweise durch im vorfeld der eröffnung nicht eingeholte lizenzen und ähnliches. Vor allem aber liest sich die situation für livemusik nur noch auf dem papier gut. Zwar gibt es für naturgemäß leisere, akustische musik noch recht viele spielstätten, allerdings leiden auch diese bereits unter strengsten auflagen, deren nichteinhaltung für die veranstalter recht unangenehme folgen haben kann. Öffentliche open-air-veranstaltungen bekommen lautstärkebegrenzungen auferlegt, die eine für teures geld aufgebaute große beschallungsanlage wie ein kofferradio klingen lassen und den musikgenuss für zuhörer, musiker, tontechniker, kurz: alle beteiligten erheblich schmälern. Schlimmer noch: rock, pop, funk, metal, electro, etc., etc., alles spielarten, bei denen eine gewisse grundlautstärke durch benutzung von schlagzeugen, giatrrenverstärkern und subwoofern automatisch gegeben und auch gewollt ist, dürfen von wenigen ausnahmen abgesehen praktisch nur noch metertief unter der erde und auch dort oft nur noch bis 22 uhr stattfinden, was vor dem hintergrund dessen, weshalb menschen diese art von musik hören und machen, schlicht surreal ist.
Auch die erarbeitung dieser art von musik durch die ausführenden musiker wird immer komplizierter, da proberäume, egal wie freistehend die sie umschließenden gebäude und egal wie schallisoliert, unter dem gleichen problem leiden, und schon manche probe unmittelbar nach 22 uhr aufgrund von anwohnerbeschwerden ein jähes ende gefunden hat. Was das für einen musiker bedeutet, der vielleicht bis 19.30 unterricht an einer musikschule gegeben hat, dann kurz nach hause geheizt ist, um was zu essen und seiner familie einen schönen abend zu wünschen bzw. zu helfen, die kinder ins bett zu bringen, und es mit ach und krach um 20.33 uhr zur probe geschafft hat, brauche ich hier wohl auch nicht zu erklären. Fragt man höflich nach, bekommt man hinter vorgehaltener hand von den zuständigen, sprich den betreibern der spielstätte oder auch den ordnungsbeamten, häufig mitgeteilt, das es sich in der regel um einzelne personen, oft auch immer dieselben, handelt, die sich über lärmbelästigung beschweren. Die nachtruhe ist unantastbar, und ob sie gewahrt wird oder nicht, liegt im ermessen des ordnungsbeamten, da die ursache einer angezeigten störung sofort beseitigt werden muß. Das landesemissionsschutzgesetz legt allerdings auch lautstärkegrenzwerte fest und beschreibt genau, wo und wann diese auftreten dürfen. Wer schon einmal abends vor dem musibunker in der goffartstraße gestanden hat, und zwar unmittelbar vor dem fenster der nächstgelegenen wohnbebauung, und mir erzählt, das der fernseher des nachbarn im mehrfamilienhaus, ruhe in der eigenen wohnung vorrausgesetzt, nicht mindestens genauso laut ist, dem glaube ich tendenziell erstmal nicht, es sei denn, der nachbar guckt ausschließlich tierfilme und reisedokus (uuups, da war ja doch humor, sorry.). Eine offizielle messung der lautstärkeentwicklung, die vor gericht bestand hätte, ist teuer und langwierig. Nicht geeichte lautstärkemessgeräte hingegen sind recht günstig zu erwerben und liefern zumindest orientierungswerte. Wieso soll es also unmöglich sein, die jeweils diensthabenden ordnungsbeamten mit solchen geräten auszustatten, um der diskussion ein bißchen objektivität zu verleihen? Die aktuelle praxis stellt in meinen augen die interessen einzelner, die sich gestört fühlen (wollen), über die interessen einer gesellschaftlichen mehrheit, wenn ich davon ausgehe, das diese gesellschaftliche mehrheit das weiterbestehen von livemusik im allgemeinen für grundsätzlich wünschenswert hält.
Private musikschulen, die gezielt und mit entsprechend ausgebildetem lehrpersonal unterricht in rock-und popmusik und dem enstprechenden instrumentarium anbieten, boomen. Was sollen die kids aber nun mit den dort erworbenen fähigkeiten anfangen, wenn sie keine bands mehr gründen können, weil es weder proberäume noch auftrittsorte gibt?
Nebenbei gefragt: was sollen jugendliche demnächst am wochenende abends überhaupt noch machen, wenn aufgrund der vollkommen absurden bevorstehenden erhöhung der gemagebühren für tanz-und partyveranstaltungen,( mit denen unter anderem ein unglaublich bürokratischer verwaltungsapparat finanziert wird), bald alle diskotheken schließen müssen, weil sie sich nicht mehr finanzieren können?? naja, zumindest das musikschulproblem wird sich vielleicht auch bald erledigt haben, wenn privater musikunterricht mehrwertsteuerpflichtig wird. Man wird mit musikunterricht eh nicht reich, die 19% durch preissenkungen zu kompensieren, ist also nicht drin, und wenn man besagte 19% einfach auf die unterrichtskosten draufschlägt, bleiben so viele leute zuhause, das man die hütte auch gleich zu machen kann.
Ihr seht, weshalb ich gelinde gesagt den kaffee auf habe. An allen ecken und enden werden einem als kunstschaffenden knüppel zwischen die beine geworfen. Mir ist klar, das beispielsweise eine in einem sogenannten mischgebiet (geschäfts-und wohnbebauung) gelegene konzert-und partylocation gewisse probleme mit sich bringt. Ein bekannter von mir wohnt ca. 300 meter luftlinie von einer solchen entfernt und sagt zurecht, es kann nicht sein, das seine tochter nachts um 3 aufwacht, weil von den herrüberwehenden bässen die bücher von ihrem schreibtisch fallen. Das es anwohner stört, wenn es nachts auf der straße geschrei gibt und am nächsten morgen zerbrochene bierflaschen vor den reifen der geparkten autos liegen, ist vollkommen klar, und die beschriebenen verhaltensweisen von partybesuchern ein unding. Eine lösung dieser probleme ist allerdings nur möglich, wenn ein gewisses maß an differenzierung in der analyse derselben gegeben ist. Ein pauschales “der laden muß weg” hilft niemanden, denn letzlich singt, tanzt und trommelt der mensch schon viel zu lange, als das man davon ausgehen könnte, das er morgen damit aufhört, weil ein club zugemacht hat.
Ich würde mich freuen, wenn diese diskussion mit aller konsequenz und objektivität in der öffentlichkeit geführt werden und eine nachhaltige verbesserung der situation erreicht werden könnte.
Ich freue mich bereits, das das rover durch das suchen und finden des dialogs mit o-amt und anwohnernen offenbar mit gutem beispiel vorangegangen ist und einen tragfähigen kompromiss gefunden hat.
Und jetzt geh ich foo fighters hören: “what if i say i wll never surrender....”..... ;-)
cheers, newsgini
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Donnerstag, 17. März 2011
soft skills und traumberufe
newsgini letterowitsch, 14:43h
vor nicht allzu langer zeit fiel mir eins von diesen "beruf&karriere" oder so ähnlich betitelten magazinen in die hände, wie man sie vorzugsweise zum umsonst mitnehmen an universitäten oder beim arbeitsamt ausliegen sieht. darin befand sich ein interview mit einem sogenannten "personaler", d.h. einem menschen, der hauptberuflich für eine firma einstellungsgespräche führt, bzw. sonstwie bewerber sichtet (ab mittlerer managementebene heißen diese leute übrigens interessanterweise "headhunter" und laufen ihren zukünftigen mitarbeitern hinterher statt andersrum). in selbigem interview las ich denn höchst erstaunt, das, wer seinen traumjob wolle eben "nichts unversucht lassen darf sich in allen facetten optimal zu präsentieren, gerade auch im bereich der soft skills". aha. im weiteren verlauf des textes stellte sich heraus, da gerade bei besagten "soft skills" (für die unwissenden unter euch: fähigkeiten, die man ausserhalb seiner unmittelbaren ausbildung erworben hat, beispielsweise kenntnisse verschiedener wein anbaugebiete beim schüleraustausch in frankreich oder führungsqualitäten als trainer der volleyball-c-jugend), offensichtlich ein umdenken stattgefunden hat: wurde einem mir persönlich bekannten promovierten physiker vor ca. 12 jahren noch von einer professionellen bewerbungsberaterin empfohlen, in seiner bewerbung besser nicht darauf hinzuweisen, das er jahrelang strassenmusik gemacht hat, stehen heute laut besagt-interviewtem personaler u.a. "musisch-kreative" tätigkeiten hoch im kurs.
is ja auch logisch: jahrelanges spielen in einer rockband ist in sachen ausbildung in teamfähigkeit mit einer gruppenbesteigung des mount everest und in sachen lektionen in geduld mit mindestens 8 semestern tai-chi an der vhs durchaus vergleichbar. und wer schon ein paar mal auf der bühne gestanden hat, weiß vielleicht auch einigermaßen mit dem thema lampenfieber umzugehen, was bei einem vortrag vor 600 anzugträger/-innen im rahmen einer internationalen konferenz sicher hilfreich sein kann.
nun ist es so: musiker sein ist an und für sich, allen anderslautenden aussagen des verfassers dieser zeilen an anderer stelle zum trotz, ein absoluter traumberuf. erstaunlicherweise entscheiden sich jedoch zahlreiche junge menschen, die mehr als alle nötigen vorraussetzungen dafür hätten, dagegen, diesen weg einzuschlagen.
zugegeben, es gibt nicht von der hand zu weisende nachteile:
soziale vereinsamung aufgrund gesellschaftsferner arbeitszeiten, eine geringe lebenserwartung aufgrund eines wenig konstanten biorhythmus und umfeldbedingt erhöhten genussmittelkonsums und nicht zuletzt die tatsache, das man nur noch auf kontaktanzeigen antworten kann, die mit "...ohne finanzielles interesse" enden. und trotzdem kenne ich nur äußerst wenige kollegen, die tauschen würden,wenn sie könnten.
angesichts des unglaublichen quasi brachliegenden potentials derer, die halt "eigentlich was ganz anderes" machen, konnte ich mich vor dem hintergrund des obig erwänten interviews des gedankenspiels nicht erwehren, was denn wäre, wenn man eine band nach ihren soft skills (aus musikalischer perspektive betrachtet soft, versteht sich) zusammenstellen würde. gönnen wir uns mal eine mittelgroße besetzung mit 6 leuten:
der sänger ist leitender angestellter eines mittelständischen unternehmens,sagen wir in der baubranche. bedeutet: man kann kostenfrei in einem ebenerdigen lagerraum in einem industriegebiet ohne direkte nachbarn proben und hat ausserdem immer zugriff auf den firmeneigenen transporter.
der eine gitarrist ist gestaltungstechnischer assistent, das bedeutet er kennt sich mit design aus, kann aber auch noch praktische dinge wie z.b. programmieren, er gestaltet und pflegt daher die bandwebseite.
der andere gitarrist hat kommumikationswissenschaften, aufbaustudium wirtschaft und marketing studiert, er schreibt die pressetexte, telefoniert mit stadtmagazinsredakteuren und handelt die gagen aus.
der keyboarder ist gelernter fernmeldeelektroniker. er verfügt über eine riesige werkzeugsammlumg, kann jeden schaltplan lesen und erspart den gitarristen immense reparaturkosten an verstärkern und effektgeräten, von seinem eigenen plunder ganz zu schweigen.
der schlagzeuger arbeitet bei einem pa-verleih als ton- und lichttechniker. welchen vorteil das hat, brauch ich wohl nicht zu erklären. ausserdem ist er konsequenter anti-alkoholiker und hat einen personenbeförderungsschein.
der bassist kann eigentlich nix, aber die sind halt schwer zu finden.
......und jetzt stellt euch vor, die wollen im rover spielen, dat wird zwar proppenvoll, weil die alle ihre nicht-musiker-freunde mitbringen und jede menge werbung machen, dafür muss die arme steffi aber im vorfeld 34 mails beantworten und der arme rory schon um 11 uhr vormittags die tür aufschliessen, damit die aufbauen können. dat kann et ja nun auch nich sein, oder ??
bis demnächst, newsgini
is ja auch logisch: jahrelanges spielen in einer rockband ist in sachen ausbildung in teamfähigkeit mit einer gruppenbesteigung des mount everest und in sachen lektionen in geduld mit mindestens 8 semestern tai-chi an der vhs durchaus vergleichbar. und wer schon ein paar mal auf der bühne gestanden hat, weiß vielleicht auch einigermaßen mit dem thema lampenfieber umzugehen, was bei einem vortrag vor 600 anzugträger/-innen im rahmen einer internationalen konferenz sicher hilfreich sein kann.
nun ist es so: musiker sein ist an und für sich, allen anderslautenden aussagen des verfassers dieser zeilen an anderer stelle zum trotz, ein absoluter traumberuf. erstaunlicherweise entscheiden sich jedoch zahlreiche junge menschen, die mehr als alle nötigen vorraussetzungen dafür hätten, dagegen, diesen weg einzuschlagen.
zugegeben, es gibt nicht von der hand zu weisende nachteile:
soziale vereinsamung aufgrund gesellschaftsferner arbeitszeiten, eine geringe lebenserwartung aufgrund eines wenig konstanten biorhythmus und umfeldbedingt erhöhten genussmittelkonsums und nicht zuletzt die tatsache, das man nur noch auf kontaktanzeigen antworten kann, die mit "...ohne finanzielles interesse" enden. und trotzdem kenne ich nur äußerst wenige kollegen, die tauschen würden,wenn sie könnten.
angesichts des unglaublichen quasi brachliegenden potentials derer, die halt "eigentlich was ganz anderes" machen, konnte ich mich vor dem hintergrund des obig erwänten interviews des gedankenspiels nicht erwehren, was denn wäre, wenn man eine band nach ihren soft skills (aus musikalischer perspektive betrachtet soft, versteht sich) zusammenstellen würde. gönnen wir uns mal eine mittelgroße besetzung mit 6 leuten:
der sänger ist leitender angestellter eines mittelständischen unternehmens,sagen wir in der baubranche. bedeutet: man kann kostenfrei in einem ebenerdigen lagerraum in einem industriegebiet ohne direkte nachbarn proben und hat ausserdem immer zugriff auf den firmeneigenen transporter.
der eine gitarrist ist gestaltungstechnischer assistent, das bedeutet er kennt sich mit design aus, kann aber auch noch praktische dinge wie z.b. programmieren, er gestaltet und pflegt daher die bandwebseite.
der andere gitarrist hat kommumikationswissenschaften, aufbaustudium wirtschaft und marketing studiert, er schreibt die pressetexte, telefoniert mit stadtmagazinsredakteuren und handelt die gagen aus.
der keyboarder ist gelernter fernmeldeelektroniker. er verfügt über eine riesige werkzeugsammlumg, kann jeden schaltplan lesen und erspart den gitarristen immense reparaturkosten an verstärkern und effektgeräten, von seinem eigenen plunder ganz zu schweigen.
der schlagzeuger arbeitet bei einem pa-verleih als ton- und lichttechniker. welchen vorteil das hat, brauch ich wohl nicht zu erklären. ausserdem ist er konsequenter anti-alkoholiker und hat einen personenbeförderungsschein.
der bassist kann eigentlich nix, aber die sind halt schwer zu finden.
......und jetzt stellt euch vor, die wollen im rover spielen, dat wird zwar proppenvoll, weil die alle ihre nicht-musiker-freunde mitbringen und jede menge werbung machen, dafür muss die arme steffi aber im vorfeld 34 mails beantworten und der arme rory schon um 11 uhr vormittags die tür aufschliessen, damit die aufbauen können. dat kann et ja nun auch nich sein, oder ??
bis demnächst, newsgini
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Mittwoch, 10. November 2010
frisch gefunden...
newsgini letterowitsch, 18:39h
...auf meinem rechner: ein text, der eigentlich eine auftragsarbeit für ein neues stadtmagazin war, das es leider nicht über die zweite ausgabe hinaus geschafft hat. der plan war, für das ganze heft jeweils ein oberthema zu haben, mein bescheidener beitag wäre dann eine art musikkolumne zu ebendiesem thema gewesen. das vorgegebene thema zum geplanten, aber leider nicht erschienen heft hieß: wir-verschiedene formen des zusammen leben und arbeiten, und heraus gekommen ist folgender text:
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du, ich, wir, sound ab.
newsgini letterowitsch, 18:37h
Für die meisten Menschen ist es recht einfach, ihr soziales Umfeld zu unterteilen: zuhause hat man den Partner bzw. die Familie, im Büro die Kollegen, in der Kneipe oder im Sportverein die Freunde. Natürlich gibt es Schnittmengen, man geht durchaus schon mal mit den Kollegen ein Bier trinken, spricht mit dem Partner darüber, was einen auf der Arbeit beschäftigt, oder lädt die Freunde nach Hause zum Essen ein, ist aber auch froh, wenn sie wieder weg sind.
Was aber, wenn einem der spätere Partner zum ersten Mal bei der Arbeit begegnet ist, man diese Arbeit in der Kneipe ausgeübt hat, und die Kollegen, mit denen man zusammenarbeitet, überhaupt nur zu solchen geworden sind, weil man eine gemeinsame Leidenschaft teilt und sich dadurch angefreundet hat? Dann ist man höchstwahrscheinlich Musiker.
Man sollte meinen, das Bands sich zusammenfinden, weil sich die musikalischen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder in idealer Weise ergänzen und man außerdem ein gemeinsames Bedürfnis verspürt, sich in einem bestimmten musikalischen Genre zu betätigen. Tatsächlich ist es aber so, das die interne Struktur einer Band von allem etwas hat: ein bisschen Familie, ein bisschen Stammtischrunde unter Freunden, eine Prise Großraumbüro. Daher wissen sie meisten Menschen, die sich längere Zeit in einem solchen Umfeld bewegen, daß es ab einem gewissen Level nicht mehr entscheidend ist, ob ein neues Bandmitglied in der Lage ist, jederzeit ein tolles Solo zu spielen. Viel interessanter sind Fragen wie: Ist er/sie in der Lage, auf Tour regelmäßig seine stinkenden Socken zu entsorgen, schließlich gibt es in jedem Discounter für 3 Euro 5 paar neue? Weiß er/sie, daß man das Busklo nur für das kleine Geschäft benutzt? Ist er/sie in der Lage, zumindest ungefähr verabredete Probenzeiten einzuhalten? Kauft er/sie sich regelmäßig eigene Zigaretten, oder will er/sie ständig welche von meinen haben? …..
Die meisten Bands werden daher auch nicht gegründet, weil jemand an der Uni einen Aushang gemacht hat, sondern weil sich 2 oder mehr gleich gesinnte Musiker auf einer Party begegnet sind, sich symphatisch fanden und irgendwann der Satz fiel: „Wir sollten unbedingt mal was zusammen machen…“. Haben sich dann tatsächlich Menschen gefunden, die eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie sie musikalisch zusammenarbeiten wollen, ist das „was“ interessanterweise meist kein großes Problem mehr. Natürlich hat man vorher vage darüber gesprochen, in welche Richtung die musikalische Reise gehen soll, aber solange es Spaß macht, gemeinsam im Proberaum oder auf der Bühne zu stehen, sind auch die größten Anhänger eins bestimmten Stils erstaunlich kompromissbereit. Umgekehrt trennen sich die meisten Bands (auch wenn es in der Presse anders dargestellt wird) nicht wegen „musikalischer“ sonder wegen „persönlicher“ Differenzen, nämlich genau dann, wenn in diesem eigenartigen sozialen Miteinander kreativer Persönlichkeiten die Kompromissbereitschaft nicht mehr gegeben ist.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, das sich, funktioniert das soziale Miteinander, auch die musikalische und organisatorische Aufgabenverteilung relativ automatisch ergibt: wenn ein Musiker auf der Bühne eher verspielt ist und gerne improvisiert, wird es garantiert einen Gegenpol geben, der stets ein Auge auf ihn hat und versucht, die Band zusammenzuhalten und höchstwahrscheinlich einen Dritten, dem die Problematik bewusst ist und der versucht, im Spiel zwischen beiden zu vermitteln. Hat der Gitarrist ein Auge für Design und betreut die Bandwebseite, so ist der Drummer wahrscheinlich für die Instandhaltung der Anlage verantwortlich und der Bassist schreibt die Pressetexte.
Wie nützlich eine solche Kompetenzverteilung sein kann, hat man übrigens nicht nur in der Musik erkannt: Vor ein paar Jahren ließ der Schüler eines bekannten Saxophonisten, seines Zeichens Manager in einem weltweit operierenden Konzern, ebendiesen Saxophonisten und seine Mitmusiker zu einem Kongress einfliegen um in seinem Vortrag moderne Managementstrategien anhand der Arbeitsweise eines Jazztrios zu erklären.
Versucht doch einfach mal, beim nächsten Besuch im Rover herauszufinden, welche Rolle wohl zu welchem Musiker passt…
Was aber, wenn einem der spätere Partner zum ersten Mal bei der Arbeit begegnet ist, man diese Arbeit in der Kneipe ausgeübt hat, und die Kollegen, mit denen man zusammenarbeitet, überhaupt nur zu solchen geworden sind, weil man eine gemeinsame Leidenschaft teilt und sich dadurch angefreundet hat? Dann ist man höchstwahrscheinlich Musiker.
Man sollte meinen, das Bands sich zusammenfinden, weil sich die musikalischen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder in idealer Weise ergänzen und man außerdem ein gemeinsames Bedürfnis verspürt, sich in einem bestimmten musikalischen Genre zu betätigen. Tatsächlich ist es aber so, das die interne Struktur einer Band von allem etwas hat: ein bisschen Familie, ein bisschen Stammtischrunde unter Freunden, eine Prise Großraumbüro. Daher wissen sie meisten Menschen, die sich längere Zeit in einem solchen Umfeld bewegen, daß es ab einem gewissen Level nicht mehr entscheidend ist, ob ein neues Bandmitglied in der Lage ist, jederzeit ein tolles Solo zu spielen. Viel interessanter sind Fragen wie: Ist er/sie in der Lage, auf Tour regelmäßig seine stinkenden Socken zu entsorgen, schließlich gibt es in jedem Discounter für 3 Euro 5 paar neue? Weiß er/sie, daß man das Busklo nur für das kleine Geschäft benutzt? Ist er/sie in der Lage, zumindest ungefähr verabredete Probenzeiten einzuhalten? Kauft er/sie sich regelmäßig eigene Zigaretten, oder will er/sie ständig welche von meinen haben? …..
Die meisten Bands werden daher auch nicht gegründet, weil jemand an der Uni einen Aushang gemacht hat, sondern weil sich 2 oder mehr gleich gesinnte Musiker auf einer Party begegnet sind, sich symphatisch fanden und irgendwann der Satz fiel: „Wir sollten unbedingt mal was zusammen machen…“. Haben sich dann tatsächlich Menschen gefunden, die eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie sie musikalisch zusammenarbeiten wollen, ist das „was“ interessanterweise meist kein großes Problem mehr. Natürlich hat man vorher vage darüber gesprochen, in welche Richtung die musikalische Reise gehen soll, aber solange es Spaß macht, gemeinsam im Proberaum oder auf der Bühne zu stehen, sind auch die größten Anhänger eins bestimmten Stils erstaunlich kompromissbereit. Umgekehrt trennen sich die meisten Bands (auch wenn es in der Presse anders dargestellt wird) nicht wegen „musikalischer“ sonder wegen „persönlicher“ Differenzen, nämlich genau dann, wenn in diesem eigenartigen sozialen Miteinander kreativer Persönlichkeiten die Kompromissbereitschaft nicht mehr gegeben ist.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, das sich, funktioniert das soziale Miteinander, auch die musikalische und organisatorische Aufgabenverteilung relativ automatisch ergibt: wenn ein Musiker auf der Bühne eher verspielt ist und gerne improvisiert, wird es garantiert einen Gegenpol geben, der stets ein Auge auf ihn hat und versucht, die Band zusammenzuhalten und höchstwahrscheinlich einen Dritten, dem die Problematik bewusst ist und der versucht, im Spiel zwischen beiden zu vermitteln. Hat der Gitarrist ein Auge für Design und betreut die Bandwebseite, so ist der Drummer wahrscheinlich für die Instandhaltung der Anlage verantwortlich und der Bassist schreibt die Pressetexte.
Wie nützlich eine solche Kompetenzverteilung sein kann, hat man übrigens nicht nur in der Musik erkannt: Vor ein paar Jahren ließ der Schüler eines bekannten Saxophonisten, seines Zeichens Manager in einem weltweit operierenden Konzern, ebendiesen Saxophonisten und seine Mitmusiker zu einem Kongress einfliegen um in seinem Vortrag moderne Managementstrategien anhand der Arbeitsweise eines Jazztrios zu erklären.
Versucht doch einfach mal, beim nächsten Besuch im Rover herauszufinden, welche Rolle wohl zu welchem Musiker passt…
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Samstag, 16. Oktober 2010
make songs, not war
newsgini letterowitsch, 20:34h
ja, liebe leser, ich bin mir der sprachlichen fragwürdigkeit des abgewandelten hippieslogans in der überschrift bewusst.
zur sache: ich war (wenn auch nur vergleichsweise kurz) auf einer veranstaltung mit dem klangvollen namen "songwriter-slam". das ganze lief folgendermaßen ab: 5 songwriter (einer davon ein aus dem publikum rekrutierter überraschunsgast, der zumindest vorgeblich nichts von seinem glück wusste und im weiteren verlauf nur noch als "held des abends" betitelt wurde) spielten in ausgeloster reihenfolge je einen selbstverfassten song und begleiteten sich dabei auf der akustischen gitarre. das publikum wurde in 6 gruppen unterteilt und jede gruppe durfte sich im direkten anschluss an den jeweiligen song 1 minute beraten, um dann mittels hochgehaltener kartons eine punktzahl von 1 (schlecht) bis 10 (gut) zu vergeben. die höchste und tiefste punktzahl wurde aus der wertung genommen, der rest vom moderator zusammengezählt und auf einer tafel festgehalten. das ganze 2 mal durch, und am sollten die beiden songwriter mit der höchsten punktzahl in einer finalrunde gegeneinander antreten (da war ich schon weg). die bühne betraten die teilnehmer übrigens zu den klängen der nationalhymne ihres herkunftslandes, der "held des abends" wurde hierbei mit "helden gesucht" von, ich glaub revolverheld begrüßt.
soweit die harten fakten. ich muss zugeben, das ich der sache schon vorher skeptisch gegenüber stand. man kennt ähnliche konzepte von poetry-slams, der unterschied besteht allerdings darin, das selbige eine lange tradition vorzuweisen haben. dichterwettsreite gab es schon im mittelalter, aber schonmal was von nem bardenwettstreit gehört? ich nicht. die einzige referenz, die mir spontan einfallen würde, wären die euro- bzw. bundesvisionsongcontests, aber ich kann mir kaum vorstellen, das diese veranstaltungen hier pate gestanden haben.
erschreckenderdings rückt dieser vergleich der wahrheit aber näher auf die pelle, als selbst ich trotz vorheriger skepsis zu befürchten gewagt hätte. die nummer mit der nationalhymne zum einmarsch kann man angesichts des veranstaltungsortes und dem dazugehörigen umfeld als ironisch gebrochen abtun, auch wenn ich persönlich denke, das gerade dem singer/songwriter-genre eine gewisse (nicht humorlose, aber doch vorhandene) ernsthaftigkeit zu eigen ist und diese art von ironie da etwas deplaziert wirkt (siehe "kunst und ironie" weiter unten).
schlimmer fand ich aber die praktischen auswirkungen des konzepts auf das musikalische erlebnis. dadurch das jeder nur einen song auf einmal spielt, und dann nach einminütiger beratungszeit des publikums sofort der nächste dran ist, jeder songwriter aber verständlicherweise auf seiner eigenen, ihm vertrauten gitarre spielen möchte, war zum einen der sound bescheiden, weil natürlich keine zeit für entsprechende klangliche feinjustierung war, zum anderen entsteht eine hektik, die dieser von natur aus eher ruhigen musik gar nicht gut steht. in einem fall führte das ganze sogar soweit, das eine künstlerin, um den "flow" nicht zu unterbrechen, noch nicht mal die ruhe hatte, ihre gitarre vernünftig zu stimmen, was zwar objektiv kein drama war, sie selbst aber beim spielen unübersehbarer weise empfindlich störte.
ganz davon abgesehen, das ich nicht weiß, wie man denn jetzt beispielsweise die poetisch-chansonartigen geschichten von renauld marquart, farah rielis sozial engagierte soullyrics und die auf musikalisches handwerk scheissende, bittere komik eines gerhard horriar überhaupt miteinander vergleichen soll, haben all diese subspielarten des songwritings eins gemein: sie brauchen zeit, eine atmosphäre aufzubauen und den zuhörer gefangen zu nehmen. das zerteilen in 3-4 minütige häppchen hat was von musikalischem fastfood: schmeckt in ordnung, tut niemandem weh und ist schnell verdaut und vergessen. poetryslammer verfassen mitunter auch romane, aber ihre slamtexte schreiben sie genau zu diesem zweck. ich kann mir allerdings selber nicht vorstellen, einen song mit dem hintergedanken zu schreiben, das er bei einem wettstreit bestehen muss, sonst könnte ich ja gleich bei bohlen, siegel und konsorten anheuern. musik ist eigentlich etwas, was menschen zusammen und nicht gegeneienander machen, deswegen gibt es jamsessions, open stages und dergleichen mehr. selbst ein songwriters table wie dereinst im parkside, wo eine handvoll songwriter um einen tisch sitzt, abwechselnd spielt und zwischendurch über das wie und wieso fachsimpelt, ist ne tolle sache, weil es was von einem blick hinter die kulissen im theater hat. der wettbewerbsgedanke bleibt dabei aber aussen vor, und das ist auch gut so.
ich will hier niemandem ans bein pinkeln, im gegenteil, ich freue mich sogar für die organisatoren der veranstaltung, das ihr konzept wirtschaftlich aufgeht (es war brechend voll), inhaltlich tut es das meiner subjektiven meinung nach aber nicht und ich würde mir wünschen, das all die dort anwesenden menschen in der folge auch mal dahin gehen, wo man den songwritern den raum gibt, das zu tun, was sie am besten können und ihre magie zu entfalten. ihr wisst schon wovon ich rede.
herzliche grüße, newsgini
p.s.: die metalcoverband, von der ich andernorts am gleichen abend noch ne halbe stunde gesehen habe, war auch nicht gut, aber unterhaltsam.
p.p.s.: die funk/hip-hop-session auf der der ich zu vorgerückter stunde und promillezahl auch noch war, war zwar scheisse besucht, hat aber immerhin eine spontankomposition mit der genialen hookline "bei der bundeswehr gibts keinen geschlechtsverkehhr" hervorgehabt. falls irgendein slammer das liest: gerne benutzen ;-).
zur sache: ich war (wenn auch nur vergleichsweise kurz) auf einer veranstaltung mit dem klangvollen namen "songwriter-slam". das ganze lief folgendermaßen ab: 5 songwriter (einer davon ein aus dem publikum rekrutierter überraschunsgast, der zumindest vorgeblich nichts von seinem glück wusste und im weiteren verlauf nur noch als "held des abends" betitelt wurde) spielten in ausgeloster reihenfolge je einen selbstverfassten song und begleiteten sich dabei auf der akustischen gitarre. das publikum wurde in 6 gruppen unterteilt und jede gruppe durfte sich im direkten anschluss an den jeweiligen song 1 minute beraten, um dann mittels hochgehaltener kartons eine punktzahl von 1 (schlecht) bis 10 (gut) zu vergeben. die höchste und tiefste punktzahl wurde aus der wertung genommen, der rest vom moderator zusammengezählt und auf einer tafel festgehalten. das ganze 2 mal durch, und am sollten die beiden songwriter mit der höchsten punktzahl in einer finalrunde gegeneinander antreten (da war ich schon weg). die bühne betraten die teilnehmer übrigens zu den klängen der nationalhymne ihres herkunftslandes, der "held des abends" wurde hierbei mit "helden gesucht" von, ich glaub revolverheld begrüßt.
soweit die harten fakten. ich muss zugeben, das ich der sache schon vorher skeptisch gegenüber stand. man kennt ähnliche konzepte von poetry-slams, der unterschied besteht allerdings darin, das selbige eine lange tradition vorzuweisen haben. dichterwettsreite gab es schon im mittelalter, aber schonmal was von nem bardenwettstreit gehört? ich nicht. die einzige referenz, die mir spontan einfallen würde, wären die euro- bzw. bundesvisionsongcontests, aber ich kann mir kaum vorstellen, das diese veranstaltungen hier pate gestanden haben.
erschreckenderdings rückt dieser vergleich der wahrheit aber näher auf die pelle, als selbst ich trotz vorheriger skepsis zu befürchten gewagt hätte. die nummer mit der nationalhymne zum einmarsch kann man angesichts des veranstaltungsortes und dem dazugehörigen umfeld als ironisch gebrochen abtun, auch wenn ich persönlich denke, das gerade dem singer/songwriter-genre eine gewisse (nicht humorlose, aber doch vorhandene) ernsthaftigkeit zu eigen ist und diese art von ironie da etwas deplaziert wirkt (siehe "kunst und ironie" weiter unten).
schlimmer fand ich aber die praktischen auswirkungen des konzepts auf das musikalische erlebnis. dadurch das jeder nur einen song auf einmal spielt, und dann nach einminütiger beratungszeit des publikums sofort der nächste dran ist, jeder songwriter aber verständlicherweise auf seiner eigenen, ihm vertrauten gitarre spielen möchte, war zum einen der sound bescheiden, weil natürlich keine zeit für entsprechende klangliche feinjustierung war, zum anderen entsteht eine hektik, die dieser von natur aus eher ruhigen musik gar nicht gut steht. in einem fall führte das ganze sogar soweit, das eine künstlerin, um den "flow" nicht zu unterbrechen, noch nicht mal die ruhe hatte, ihre gitarre vernünftig zu stimmen, was zwar objektiv kein drama war, sie selbst aber beim spielen unübersehbarer weise empfindlich störte.
ganz davon abgesehen, das ich nicht weiß, wie man denn jetzt beispielsweise die poetisch-chansonartigen geschichten von renauld marquart, farah rielis sozial engagierte soullyrics und die auf musikalisches handwerk scheissende, bittere komik eines gerhard horriar überhaupt miteinander vergleichen soll, haben all diese subspielarten des songwritings eins gemein: sie brauchen zeit, eine atmosphäre aufzubauen und den zuhörer gefangen zu nehmen. das zerteilen in 3-4 minütige häppchen hat was von musikalischem fastfood: schmeckt in ordnung, tut niemandem weh und ist schnell verdaut und vergessen. poetryslammer verfassen mitunter auch romane, aber ihre slamtexte schreiben sie genau zu diesem zweck. ich kann mir allerdings selber nicht vorstellen, einen song mit dem hintergedanken zu schreiben, das er bei einem wettstreit bestehen muss, sonst könnte ich ja gleich bei bohlen, siegel und konsorten anheuern. musik ist eigentlich etwas, was menschen zusammen und nicht gegeneienander machen, deswegen gibt es jamsessions, open stages und dergleichen mehr. selbst ein songwriters table wie dereinst im parkside, wo eine handvoll songwriter um einen tisch sitzt, abwechselnd spielt und zwischendurch über das wie und wieso fachsimpelt, ist ne tolle sache, weil es was von einem blick hinter die kulissen im theater hat. der wettbewerbsgedanke bleibt dabei aber aussen vor, und das ist auch gut so.
ich will hier niemandem ans bein pinkeln, im gegenteil, ich freue mich sogar für die organisatoren der veranstaltung, das ihr konzept wirtschaftlich aufgeht (es war brechend voll), inhaltlich tut es das meiner subjektiven meinung nach aber nicht und ich würde mir wünschen, das all die dort anwesenden menschen in der folge auch mal dahin gehen, wo man den songwritern den raum gibt, das zu tun, was sie am besten können und ihre magie zu entfalten. ihr wisst schon wovon ich rede.
herzliche grüße, newsgini
p.s.: die metalcoverband, von der ich andernorts am gleichen abend noch ne halbe stunde gesehen habe, war auch nicht gut, aber unterhaltsam.
p.p.s.: die funk/hip-hop-session auf der der ich zu vorgerückter stunde und promillezahl auch noch war, war zwar scheisse besucht, hat aber immerhin eine spontankomposition mit der genialen hookline "bei der bundeswehr gibts keinen geschlechtsverkehhr" hervorgehabt. falls irgendein slammer das liest: gerne benutzen ;-).
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Mittwoch, 22. September 2010
alles cover, oder was??
newsgini letterowitsch, 15:44h
jetzt, wo das thema sogar mal den hinteren teil eines von mir seit jahren abonnierten musik(er)magazins erreicht hat, kann ich nicht umhin, das hier auch mal breitzutreten: wieso kriegt man eigentlich schon seit jahren zunehmend den gleichen kram um die ohren gehauen, wenn es um musik im öffentlichen raum geht? hat mal jemand versucht zu zählen, wie oft und von wievielen verschiedenen bands er(oder sie) in seinem leben schon "i will survive" gehört hat? ganz im ernst: ich habe überhaupt nichts gegen coverbands, bestreite selber einen beträchtlichen teil meines lebensunterhalts durch das spielen in einer solchen (auch wenn der begriff cover in diesem fall doch eher sehr weit zu fassen ist), habe großen spass dabei und betrachte es einfach als eine teil der hierzulande verbreiteten feierkultur. aaaberrr: es muss ja auch was nachwachsen, was auch in 30 jahren noch covernswert ist, und da liegt der hund im pfeffer oder der hase begraben oder wie auch immer. wieso spielen denn selbst junge bands immer noch sweet home niederforstbach (1974), wild world (1970) oder enter sandman (1991) nach? stark vereinfacht stellt sich die sache für mich so dar: fast alles, was ich im moment so auf 1 live höre (ja, tu ich tatsächlich häufig, damit ich weiß, was meine schüler so hören), unterwirft sich einem stark von r&b (nicht zu verwechseln mit rhythm&blues) geprägten sounddiktat, will sagen boooom-tschik-tschik-bling-bling-zirp. das live auf die bühne zu bringen,ist sowieso nur mit einem echten fuchs an den keyboards möglich und klingt selbst dann meistens einfach nicht so fett, wie wenn ein dj den song laufen lässt, ist also für eine solche cover-/unterhaltungs-/dienstleistungsband eigentlich vergebene liebesmüh, und im übrigen meistens morgen schon wieder vorbei. ohne scherz, die letzten nummern, die es langfristig in das repertoire dieser zunft geschafft haben, waren auf den ersten drei robbie-williams-alben.
so kurve zurück zum eigentliche thema: was müsste denn nun passieren, damit es mehr songs gibt, die nachzuspielen sich lohnt? ich glaube persönlich nicht, das es an einem mangel an material liegt, ich würde sogar behaupten, das die menge an fähigen, gut ausgebildeten musikern und songschreibern und somit auch an guten songs stetig zunimmt und heute wesentlich höher ist als vor, sagen wir, 30 jahren. ES KRIEGT SIE NUR KEINER ZU HÖREN, zumindest nicht live. man braucht nur mal 2 stunden bei myspace zu stöbern und hat garantiert 5 bands entdeckt, die dem persönlichen geschmack entsprechen, aus einem umkreis von 200 kilometern um den eigenen wohnort stammen und von denen man noch nie in seinem leben gehört hatte. nebenbei aus der rubrik "opa erzählt vom krieg": ich kann mich tatsächlich noch daran erinnern, das es selbst auf dem stadtfest in würselen eine bühne gab, die ausschließlich bands aus der region mit eigenem material vorbehalten war. wenn man keinen bock auf die abba-revival-band auf der hauptbühne hatte, ging man halt da hin.
aber selbst auf kneipen-/clubebene ist es für solche bands praktisch unmöglich geworden, öffentlich aufzutreten (womöglich noch dazu ausserhalb der eigenen stadt), denn, sinngemäßes veranstalterzitat "...ist ja echt coole mucke, aber wenn das keiner kennt, kann ich machen was ich will, es kommt sowieso niemand." tja nun, stimmt sogar allzuoft, wie ich aus eigener erfahrung weiß. auf der anderen seite hört man, wenn man's denn doch mal geschafft hat, einen auftritt zu ergattern, immer wieder auch sätze wie "boaah, supergeiler abend, ich wusste gar nicht, das sowas hier stattfindet". ohoho, aufgemerkt: er wusste nicht, das sowas hier (oder da, oder wo auch immer) stattfindet? hmm, könnte es dann nicht sein, das wenn er es früher erfahren hätte, er schon viel öfter hingegangen wäre? und weiter: wie hätte er es denn erfahren können? na klar: durch massive werbung. zählt mal die plakate vom B9 oder vom stadttheater, das nächste mal, wenn ihr durch die stadt geht. das problem ist, diese art von werbung kann sich ein kleinveranstalter in alle regel nicht leisten. gefragt sind da meiner meinung nach andere medien, lokale zeitungen, stadtmagazine, lokale radiosender, die es sich im grunde ja schon durch den zusatz "lokal" auf die fahnen schreiben, eben die vor ort stattfindende kultur zu fördern und darüber zu berichten. tun sie in der tat auch, aber leider sind eben auch diese leute auf geld und damit auf zufriedene anzeigenkunden angewiesen (woraus man ihnen keinen vorwurf machen kann). was macht die anzeigenkunden zufrieden? wenn über ihre veranstaltungen auch redaktionell berichtet wird. wer sind die größten, bestzahlendsten und damit wichtigsten anzeigenkunden? das B9, das stadttheater.....
so, genug geheult. ich denke, es gehört vor allem beharrlichkeit dazu, diesen teufelskreis zu durchbrechen. man muss halt immer wieder anklopfen, versuchen den interessentenkreis stück für stück zu vergrößern, undsoweiter. eventuell findet das dann auch mal die aufmerksamkeit von leuten, die tatsächlich helfen wollen, die einer band eine ordentliche aufnahme spendieren, umsonst gute pressefotos machen (was im übrigen die chancen bei magazinen um ein vielfaches erhöht), beim plakate kleben helfen oder irgendetwas anderes tun. manchmal reichen schon 1-2 richtig gut besuchte konzerte um eine band oder auch einen veranstaltungsort fester auf der landkarte zu verankern. die folge: es kommen mehr und vor allem regelmäßiger leute, der veranstalter erwirbt vielleicht ein kleines finanzielles polster, wird dadurch risikobereiter und schon entsteht eine neue spielstätte für neue, eigenständige bands. die werden dann wiederum vermehrt gehört, machen auf sich aufmerksam, kommen mit ihren tollen songs in die charts und fallen auch nicht nach einem album wieder vom schlitten, weil sie nämlich langsam gewachsen sind und kein retortenprodukt aus bohlen's küche, und schon haben auch die coverbands was neues zum nachspielen. ihr seht: alles ganz einfach ;-). was helfen würde, den prozess zu beschleunigen? ein bißchen mehr geld, ein bißchen mehr mediale unterstützung, ein bißchen mehr risiko....entschuldigung, ich dreh mich im kreis.
was das ganze mit dem rover zu tun hat, brauch ich diesmal sicher niemandem zu erklären.
geht raus und lasst euch rocken,
newsgini
p.s.: gema-befreiung für kleinveranstalter!!
so kurve zurück zum eigentliche thema: was müsste denn nun passieren, damit es mehr songs gibt, die nachzuspielen sich lohnt? ich glaube persönlich nicht, das es an einem mangel an material liegt, ich würde sogar behaupten, das die menge an fähigen, gut ausgebildeten musikern und songschreibern und somit auch an guten songs stetig zunimmt und heute wesentlich höher ist als vor, sagen wir, 30 jahren. ES KRIEGT SIE NUR KEINER ZU HÖREN, zumindest nicht live. man braucht nur mal 2 stunden bei myspace zu stöbern und hat garantiert 5 bands entdeckt, die dem persönlichen geschmack entsprechen, aus einem umkreis von 200 kilometern um den eigenen wohnort stammen und von denen man noch nie in seinem leben gehört hatte. nebenbei aus der rubrik "opa erzählt vom krieg": ich kann mich tatsächlich noch daran erinnern, das es selbst auf dem stadtfest in würselen eine bühne gab, die ausschließlich bands aus der region mit eigenem material vorbehalten war. wenn man keinen bock auf die abba-revival-band auf der hauptbühne hatte, ging man halt da hin.
aber selbst auf kneipen-/clubebene ist es für solche bands praktisch unmöglich geworden, öffentlich aufzutreten (womöglich noch dazu ausserhalb der eigenen stadt), denn, sinngemäßes veranstalterzitat "...ist ja echt coole mucke, aber wenn das keiner kennt, kann ich machen was ich will, es kommt sowieso niemand." tja nun, stimmt sogar allzuoft, wie ich aus eigener erfahrung weiß. auf der anderen seite hört man, wenn man's denn doch mal geschafft hat, einen auftritt zu ergattern, immer wieder auch sätze wie "boaah, supergeiler abend, ich wusste gar nicht, das sowas hier stattfindet". ohoho, aufgemerkt: er wusste nicht, das sowas hier (oder da, oder wo auch immer) stattfindet? hmm, könnte es dann nicht sein, das wenn er es früher erfahren hätte, er schon viel öfter hingegangen wäre? und weiter: wie hätte er es denn erfahren können? na klar: durch massive werbung. zählt mal die plakate vom B9 oder vom stadttheater, das nächste mal, wenn ihr durch die stadt geht. das problem ist, diese art von werbung kann sich ein kleinveranstalter in alle regel nicht leisten. gefragt sind da meiner meinung nach andere medien, lokale zeitungen, stadtmagazine, lokale radiosender, die es sich im grunde ja schon durch den zusatz "lokal" auf die fahnen schreiben, eben die vor ort stattfindende kultur zu fördern und darüber zu berichten. tun sie in der tat auch, aber leider sind eben auch diese leute auf geld und damit auf zufriedene anzeigenkunden angewiesen (woraus man ihnen keinen vorwurf machen kann). was macht die anzeigenkunden zufrieden? wenn über ihre veranstaltungen auch redaktionell berichtet wird. wer sind die größten, bestzahlendsten und damit wichtigsten anzeigenkunden? das B9, das stadttheater.....
so, genug geheult. ich denke, es gehört vor allem beharrlichkeit dazu, diesen teufelskreis zu durchbrechen. man muss halt immer wieder anklopfen, versuchen den interessentenkreis stück für stück zu vergrößern, undsoweiter. eventuell findet das dann auch mal die aufmerksamkeit von leuten, die tatsächlich helfen wollen, die einer band eine ordentliche aufnahme spendieren, umsonst gute pressefotos machen (was im übrigen die chancen bei magazinen um ein vielfaches erhöht), beim plakate kleben helfen oder irgendetwas anderes tun. manchmal reichen schon 1-2 richtig gut besuchte konzerte um eine band oder auch einen veranstaltungsort fester auf der landkarte zu verankern. die folge: es kommen mehr und vor allem regelmäßiger leute, der veranstalter erwirbt vielleicht ein kleines finanzielles polster, wird dadurch risikobereiter und schon entsteht eine neue spielstätte für neue, eigenständige bands. die werden dann wiederum vermehrt gehört, machen auf sich aufmerksam, kommen mit ihren tollen songs in die charts und fallen auch nicht nach einem album wieder vom schlitten, weil sie nämlich langsam gewachsen sind und kein retortenprodukt aus bohlen's küche, und schon haben auch die coverbands was neues zum nachspielen. ihr seht: alles ganz einfach ;-). was helfen würde, den prozess zu beschleunigen? ein bißchen mehr geld, ein bißchen mehr mediale unterstützung, ein bißchen mehr risiko....entschuldigung, ich dreh mich im kreis.
was das ganze mit dem rover zu tun hat, brauch ich diesmal sicher niemandem zu erklären.
geht raus und lasst euch rocken,
newsgini
p.s.: gema-befreiung für kleinveranstalter!!
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Mittwoch, 28. Juli 2010
zeit kann geld sein, muss aber nicht
newsgini letterowitsch, 14:20h
liebe blogleser, folgender text fiel mir gerade beim aufräumen eines ordners in die virtuellen hände. ist im prinzip eine mainstreamtaugliche, paraphrasierte version eines gedanken aus dem"und davon kann man leben?"-blogtext und schon ein paar tage alt, aber vielleicht liest sich's ja doch nochmal ganz nett
here comes:
Die meisten Menschen trennen zwischen Arbeits- und Freizeit. Ist man nun das, was landläufig als „Künstler“ bzw. „Kreativer“ bezeichnet wird, fällt das nicht ganz so leicht. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Als „Arbeitszeit“ wird allgemein der Teil der vorhandenen Gesamtzeit (ca. 24 Stunden pro Tag) anerkannt, der dem Broterwerb, bzw. dem Erwerb des zum Kauf von Brot nötigen Transfermittels Geld, gewidmet wird. Aber wann genau arbeitet denn nun ein Musiker, Autor, Kunstmaler, Designer, etc. für seinen Broterwerb?
Wenn ich an einer Musikschule Jugendlichen Instrumentalunterricht gebe, so bekomme ich für einen bestimmten Unterrichtszeitraum eine bestimmte Menge Geld, der Sachverhalt ist also eindeutig. Wenn ich jedoch selber an meinem Instrument übe, so tue ich das zwar zunächst zu meinem persönlichen Vergnügen, jedoch auch weil ich denke, das ich als Lehrer die Pflicht habe, musikalisch in Form zu bleiben um meinen Schülern den bestmöglichen Unterricht bieten zu können. Noch schwieriger wird die Sache, wenn ich aus genau diesem Grund den Anspruch habe, einigermaßen auf der Höhe des musikalischen Zeitgeistes zu bleiben. Ist das Hören des soeben erworbenen neuen Albums von Pink also Arbeitszeit oder Freizeit?
Ebenso komplex stellt sich die Ausübung meiner Tätigkeit als Musiker dar. Man könnte meinen ich trete irgendwo auf, Menschen zahlen Eintritt für das Konzert, diese Geld bekomme ich und habe es anschließend zu meiner freien Verfügung. Interessanterweise ist das aber in den seltensten Fällen so. Viel häufiger gehe ich mit dem meisten Geld in der Tasche nach Hause, wenn niemand Eintritt bezahlt, nämlich dann, wenn eine meiner Bands
gegen eine feste Gage für eine Feier engagiert wurde. Regionale (öffentliche) Konzerte sind in der Regel dann erfolgreich gewesen, wenn sie kostendeckend waren, ein neuer Satz Gitarrensaiten und eine Kiste Bier für den Proberaum mitgerechnet. Nun wäre es aber zu einfach, die Feiern als Arbeitszeit und die Konzerte als Freizeit zu bezeichnen, denn oft kommen die Fähigkeiten, die man durch letztere erworben hat, bei ersteren zum tragen oder haben dazu geführt, das ich überhaupt erst engagiert wurde. Hinzu kommt, das, wie eingangs erwähnt, die meisten Künstler immer mal wieder unter kreativen Ausbrüchen leiden, die sie ja schließlich in den Augen der meisten Menschen zu dem machen, was sie sind, und diese können dann nicht einfach ignoriert werden, sondern sie brauchen: richtig, Zeit! Nebenbei bemerkt ist das auch der Grund, weshalb man bei vielen bekannten Bands davon ausgehen kann, das sie ca. alle 18-24 Monate ein neues Album veröffentlichen, während man sich bei regionalen Künstlern oft fragt, was eigentlich aus denen geworden ist, bis sie einem Jahre später dann plötzlich doch wieder auf einer Stadtfestbühne begegnen. Robbie Williams gibt eben nebenher keinen Gesangsunterricht und Oasis treten nicht bei Hochzeiten auf, um den Bandtransporter abzubezahlen, deshalb haben sie für ihre Musik schlicht mehr Zeit.
Aber manchmal will gut Ding eben auch Weile haben, und so gibt es auch abseits der großen Arenen oder Museen im Bereich regionaler Kunst und Kultur eine Menge zu entdecken, egal, ob die dahinter stehenden Menschen ihre Tätigkeit als Arbeitszeit, Freizeit oder irgendetwas anderes bezeichnen.
here comes:
Die meisten Menschen trennen zwischen Arbeits- und Freizeit. Ist man nun das, was landläufig als „Künstler“ bzw. „Kreativer“ bezeichnet wird, fällt das nicht ganz so leicht. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Als „Arbeitszeit“ wird allgemein der Teil der vorhandenen Gesamtzeit (ca. 24 Stunden pro Tag) anerkannt, der dem Broterwerb, bzw. dem Erwerb des zum Kauf von Brot nötigen Transfermittels Geld, gewidmet wird. Aber wann genau arbeitet denn nun ein Musiker, Autor, Kunstmaler, Designer, etc. für seinen Broterwerb?
Wenn ich an einer Musikschule Jugendlichen Instrumentalunterricht gebe, so bekomme ich für einen bestimmten Unterrichtszeitraum eine bestimmte Menge Geld, der Sachverhalt ist also eindeutig. Wenn ich jedoch selber an meinem Instrument übe, so tue ich das zwar zunächst zu meinem persönlichen Vergnügen, jedoch auch weil ich denke, das ich als Lehrer die Pflicht habe, musikalisch in Form zu bleiben um meinen Schülern den bestmöglichen Unterricht bieten zu können. Noch schwieriger wird die Sache, wenn ich aus genau diesem Grund den Anspruch habe, einigermaßen auf der Höhe des musikalischen Zeitgeistes zu bleiben. Ist das Hören des soeben erworbenen neuen Albums von Pink also Arbeitszeit oder Freizeit?
Ebenso komplex stellt sich die Ausübung meiner Tätigkeit als Musiker dar. Man könnte meinen ich trete irgendwo auf, Menschen zahlen Eintritt für das Konzert, diese Geld bekomme ich und habe es anschließend zu meiner freien Verfügung. Interessanterweise ist das aber in den seltensten Fällen so. Viel häufiger gehe ich mit dem meisten Geld in der Tasche nach Hause, wenn niemand Eintritt bezahlt, nämlich dann, wenn eine meiner Bands
gegen eine feste Gage für eine Feier engagiert wurde. Regionale (öffentliche) Konzerte sind in der Regel dann erfolgreich gewesen, wenn sie kostendeckend waren, ein neuer Satz Gitarrensaiten und eine Kiste Bier für den Proberaum mitgerechnet. Nun wäre es aber zu einfach, die Feiern als Arbeitszeit und die Konzerte als Freizeit zu bezeichnen, denn oft kommen die Fähigkeiten, die man durch letztere erworben hat, bei ersteren zum tragen oder haben dazu geführt, das ich überhaupt erst engagiert wurde. Hinzu kommt, das, wie eingangs erwähnt, die meisten Künstler immer mal wieder unter kreativen Ausbrüchen leiden, die sie ja schließlich in den Augen der meisten Menschen zu dem machen, was sie sind, und diese können dann nicht einfach ignoriert werden, sondern sie brauchen: richtig, Zeit! Nebenbei bemerkt ist das auch der Grund, weshalb man bei vielen bekannten Bands davon ausgehen kann, das sie ca. alle 18-24 Monate ein neues Album veröffentlichen, während man sich bei regionalen Künstlern oft fragt, was eigentlich aus denen geworden ist, bis sie einem Jahre später dann plötzlich doch wieder auf einer Stadtfestbühne begegnen. Robbie Williams gibt eben nebenher keinen Gesangsunterricht und Oasis treten nicht bei Hochzeiten auf, um den Bandtransporter abzubezahlen, deshalb haben sie für ihre Musik schlicht mehr Zeit.
Aber manchmal will gut Ding eben auch Weile haben, und so gibt es auch abseits der großen Arenen oder Museen im Bereich regionaler Kunst und Kultur eine Menge zu entdecken, egal, ob die dahinter stehenden Menschen ihre Tätigkeit als Arbeitszeit, Freizeit oder irgendetwas anderes bezeichnen.
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