Mittwoch, 28. Juli 2010
zeit kann geld sein, muss aber nicht
liebe blogleser, folgender text fiel mir gerade beim aufräumen eines ordners in die virtuellen hände. ist im prinzip eine mainstreamtaugliche, paraphrasierte version eines gedanken aus dem"und davon kann man leben?"-blogtext und schon ein paar tage alt, aber vielleicht liest sich's ja doch nochmal ganz nett
here comes:

Die meisten Menschen trennen zwischen Arbeits- und Freizeit. Ist man nun das, was landläufig als „Künstler“ bzw. „Kreativer“ bezeichnet wird, fällt das nicht ganz so leicht. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Als „Arbeitszeit“ wird allgemein der Teil der vorhandenen Gesamtzeit (ca. 24 Stunden pro Tag) anerkannt, der dem Broterwerb, bzw. dem Erwerb des zum Kauf von Brot nötigen Transfermittels Geld, gewidmet wird. Aber wann genau arbeitet denn nun ein Musiker, Autor, Kunstmaler, Designer, etc. für seinen Broterwerb?
Wenn ich an einer Musikschule Jugendlichen Instrumentalunterricht gebe, so bekomme ich für einen bestimmten Unterrichtszeitraum eine bestimmte Menge Geld, der Sachverhalt ist also eindeutig. Wenn ich jedoch selber an meinem Instrument übe, so tue ich das zwar zunächst zu meinem persönlichen Vergnügen, jedoch auch weil ich denke, das ich als Lehrer die Pflicht habe, musikalisch in Form zu bleiben um meinen Schülern den bestmöglichen Unterricht bieten zu können. Noch schwieriger wird die Sache, wenn ich aus genau diesem Grund den Anspruch habe, einigermaßen auf der Höhe des musikalischen Zeitgeistes zu bleiben. Ist das Hören des soeben erworbenen neuen Albums von Pink also Arbeitszeit oder Freizeit?
Ebenso komplex stellt sich die Ausübung meiner Tätigkeit als Musiker dar. Man könnte meinen ich trete irgendwo auf, Menschen zahlen Eintritt für das Konzert, diese Geld bekomme ich und habe es anschließend zu meiner freien Verfügung. Interessanterweise ist das aber in den seltensten Fällen so. Viel häufiger gehe ich mit dem meisten Geld in der Tasche nach Hause, wenn niemand Eintritt bezahlt, nämlich dann, wenn eine meiner Bands
gegen eine feste Gage für eine Feier engagiert wurde. Regionale (öffentliche) Konzerte sind in der Regel dann erfolgreich gewesen, wenn sie kostendeckend waren, ein neuer Satz Gitarrensaiten und eine Kiste Bier für den Proberaum mitgerechnet. Nun wäre es aber zu einfach, die Feiern als Arbeitszeit und die Konzerte als Freizeit zu bezeichnen, denn oft kommen die Fähigkeiten, die man durch letztere erworben hat, bei ersteren zum tragen oder haben dazu geführt, das ich überhaupt erst engagiert wurde. Hinzu kommt, das, wie eingangs erwähnt, die meisten Künstler immer mal wieder unter kreativen Ausbrüchen leiden, die sie ja schließlich in den Augen der meisten Menschen zu dem machen, was sie sind, und diese können dann nicht einfach ignoriert werden, sondern sie brauchen: richtig, Zeit! Nebenbei bemerkt ist das auch der Grund, weshalb man bei vielen bekannten Bands davon ausgehen kann, das sie ca. alle 18-24 Monate ein neues Album veröffentlichen, während man sich bei regionalen Künstlern oft fragt, was eigentlich aus denen geworden ist, bis sie einem Jahre später dann plötzlich doch wieder auf einer Stadtfestbühne begegnen. Robbie Williams gibt eben nebenher keinen Gesangsunterricht und Oasis treten nicht bei Hochzeiten auf, um den Bandtransporter abzubezahlen, deshalb haben sie für ihre Musik schlicht mehr Zeit.
Aber manchmal will gut Ding eben auch Weile haben, und so gibt es auch abseits der großen Arenen oder Museen im Bereich regionaler Kunst und Kultur eine Menge zu entdecken, egal, ob die dahinter stehenden Menschen ihre Tätigkeit als Arbeitszeit, Freizeit oder irgendetwas anderes bezeichnen.

... comment

 
Hehe, ich empfinde mein Texten für den Blog manchmal als Freizeitspaß und manchmal als Arbeit. Geld bekomme ich auf direktem Wege so oder so aber keins dafür. Auf indirektem Wege kann ich jedoch hoffen, dass das Schreiben von Akündigungen - egal ob als Freizeitspaß oder als Arbeit empfunden - ein paar mehr Zuschauer zu den Bands ins Rover zieht, wovon ich im weitesten Sinne dann natürlich auch finanziell profitiere. Wobei ich auch meine Schichten im Rover mal mehr als Freizeitspaß und mal mehr als Arbeit empfinde. ^^
Tja, also ich kann dem so gesehen nur zustimmen, diese Trennung ist in einigen anderen Berufen deutlich leichter. Allerdings hat das wie man sieht nicht nur Vorteile. 8)

... link  


... comment