Donnerstag, 17. März 2011
soft skills und traumberufe
vor nicht allzu langer zeit fiel mir eins von diesen "beruf&karriere" oder so ähnlich betitelten magazinen in die hände, wie man sie vorzugsweise zum umsonst mitnehmen an universitäten oder beim arbeitsamt ausliegen sieht. darin befand sich ein interview mit einem sogenannten "personaler", d.h. einem menschen, der hauptberuflich für eine firma einstellungsgespräche führt, bzw. sonstwie bewerber sichtet (ab mittlerer managementebene heißen diese leute übrigens interessanterweise "headhunter" und laufen ihren zukünftigen mitarbeitern hinterher statt andersrum). in selbigem interview las ich denn höchst erstaunt, das, wer seinen traumjob wolle eben "nichts unversucht lassen darf sich in allen facetten optimal zu präsentieren, gerade auch im bereich der soft skills". aha. im weiteren verlauf des textes stellte sich heraus, da gerade bei besagten "soft skills" (für die unwissenden unter euch: fähigkeiten, die man ausserhalb seiner unmittelbaren ausbildung erworben hat, beispielsweise kenntnisse verschiedener wein anbaugebiete beim schüleraustausch in frankreich oder führungsqualitäten als trainer der volleyball-c-jugend), offensichtlich ein umdenken stattgefunden hat: wurde einem mir persönlich bekannten promovierten physiker vor ca. 12 jahren noch von einer professionellen bewerbungsberaterin empfohlen, in seiner bewerbung besser nicht darauf hinzuweisen, das er jahrelang strassenmusik gemacht hat, stehen heute laut besagt-interviewtem personaler u.a. "musisch-kreative" tätigkeiten hoch im kurs.
is ja auch logisch: jahrelanges spielen in einer rockband ist in sachen ausbildung in teamfähigkeit mit einer gruppenbesteigung des mount everest und in sachen lektionen in geduld mit mindestens 8 semestern tai-chi an der vhs durchaus vergleichbar. und wer schon ein paar mal auf der bühne gestanden hat, weiß vielleicht auch einigermaßen mit dem thema lampenfieber umzugehen, was bei einem vortrag vor 600 anzugträger/-innen im rahmen einer internationalen konferenz sicher hilfreich sein kann.
nun ist es so: musiker sein ist an und für sich, allen anderslautenden aussagen des verfassers dieser zeilen an anderer stelle zum trotz, ein absoluter traumberuf. erstaunlicherweise entscheiden sich jedoch zahlreiche junge menschen, die mehr als alle nötigen vorraussetzungen dafür hätten, dagegen, diesen weg einzuschlagen.
zugegeben, es gibt nicht von der hand zu weisende nachteile:
soziale vereinsamung aufgrund gesellschaftsferner arbeitszeiten, eine geringe lebenserwartung aufgrund eines wenig konstanten biorhythmus und umfeldbedingt erhöhten genussmittelkonsums und nicht zuletzt die tatsache, das man nur noch auf kontaktanzeigen antworten kann, die mit "...ohne finanzielles interesse" enden. und trotzdem kenne ich nur äußerst wenige kollegen, die tauschen würden,wenn sie könnten.
angesichts des unglaublichen quasi brachliegenden potentials derer, die halt "eigentlich was ganz anderes" machen, konnte ich mich vor dem hintergrund des obig erwänten interviews des gedankenspiels nicht erwehren, was denn wäre, wenn man eine band nach ihren soft skills (aus musikalischer perspektive betrachtet soft, versteht sich) zusammenstellen würde. gönnen wir uns mal eine mittelgroße besetzung mit 6 leuten:
der sänger ist leitender angestellter eines mittelständischen unternehmens,sagen wir in der baubranche. bedeutet: man kann kostenfrei in einem ebenerdigen lagerraum in einem industriegebiet ohne direkte nachbarn proben und hat ausserdem immer zugriff auf den firmeneigenen transporter.
der eine gitarrist ist gestaltungstechnischer assistent, das bedeutet er kennt sich mit design aus, kann aber auch noch praktische dinge wie z.b. programmieren, er gestaltet und pflegt daher die bandwebseite.
der andere gitarrist hat kommumikationswissenschaften, aufbaustudium wirtschaft und marketing studiert, er schreibt die pressetexte, telefoniert mit stadtmagazinsredakteuren und handelt die gagen aus.
der keyboarder ist gelernter fernmeldeelektroniker. er verfügt über eine riesige werkzeugsammlumg, kann jeden schaltplan lesen und erspart den gitarristen immense reparaturkosten an verstärkern und effektgeräten, von seinem eigenen plunder ganz zu schweigen.
der schlagzeuger arbeitet bei einem pa-verleih als ton- und lichttechniker. welchen vorteil das hat, brauch ich wohl nicht zu erklären. ausserdem ist er konsequenter anti-alkoholiker und hat einen personenbeförderungsschein.
der bassist kann eigentlich nix, aber die sind halt schwer zu finden.
......und jetzt stellt euch vor, die wollen im rover spielen, dat wird zwar proppenvoll, weil die alle ihre nicht-musiker-freunde mitbringen und jede menge werbung machen, dafür muss die arme steffi aber im vorfeld 34 mails beantworten und der arme rory schon um 11 uhr vormittags die tür aufschliessen, damit die aufbauen können. dat kann et ja nun auch nich sein, oder ??
bis demnächst, newsgini

... comment

 
Das Feedback ist leider wiedermal virtuell-räumlich versetzt, aber wenn du auf die Facebook-Page guckst, siehst du 4 "Likes" (Bengt, Martin McFly, Peter, Sascha Z) sowie einen Kommentar von Peter! ;)

UNd ich? Wenn ich keine Ohren hätte, hätte ich im Kreis gegrinst beim Lesen! :D HERRLICH!!

... link  


... comment