Mittwoch, 10. November 2010
du, ich, wir, sound ab.
Für die meisten Menschen ist es recht einfach, ihr soziales Umfeld zu unterteilen: zuhause hat man den Partner bzw. die Familie, im Büro die Kollegen, in der Kneipe oder im Sportverein die Freunde. Natürlich gibt es Schnittmengen, man geht durchaus schon mal mit den Kollegen ein Bier trinken, spricht mit dem Partner darüber, was einen auf der Arbeit beschäftigt, oder lädt die Freunde nach Hause zum Essen ein, ist aber auch froh, wenn sie wieder weg sind.
Was aber, wenn einem der spätere Partner zum ersten Mal bei der Arbeit begegnet ist, man diese Arbeit in der Kneipe ausgeübt hat, und die Kollegen, mit denen man zusammenarbeitet, überhaupt nur zu solchen geworden sind, weil man eine gemeinsame Leidenschaft teilt und sich dadurch angefreundet hat? Dann ist man höchstwahrscheinlich Musiker.
Man sollte meinen, das Bands sich zusammenfinden, weil sich die musikalischen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder in idealer Weise ergänzen und man außerdem ein gemeinsames Bedürfnis verspürt, sich in einem bestimmten musikalischen Genre zu betätigen. Tatsächlich ist es aber so, das die interne Struktur einer Band von allem etwas hat: ein bisschen Familie, ein bisschen Stammtischrunde unter Freunden, eine Prise Großraumbüro. Daher wissen sie meisten Menschen, die sich längere Zeit in einem solchen Umfeld bewegen, daß es ab einem gewissen Level nicht mehr entscheidend ist, ob ein neues Bandmitglied in der Lage ist, jederzeit ein tolles Solo zu spielen. Viel interessanter sind Fragen wie: Ist er/sie in der Lage, auf Tour regelmäßig seine stinkenden Socken zu entsorgen, schließlich gibt es in jedem Discounter für 3 Euro 5 paar neue? Weiß er/sie, daß man das Busklo nur für das kleine Geschäft benutzt? Ist er/sie in der Lage, zumindest ungefähr verabredete Probenzeiten einzuhalten? Kauft er/sie sich regelmäßig eigene Zigaretten, oder will er/sie ständig welche von meinen haben? …..
Die meisten Bands werden daher auch nicht gegründet, weil jemand an der Uni einen Aushang gemacht hat, sondern weil sich 2 oder mehr gleich gesinnte Musiker auf einer Party begegnet sind, sich symphatisch fanden und irgendwann der Satz fiel: „Wir sollten unbedingt mal was zusammen machen…“. Haben sich dann tatsächlich Menschen gefunden, die eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie sie musikalisch zusammenarbeiten wollen, ist das „was“ interessanterweise meist kein großes Problem mehr. Natürlich hat man vorher vage darüber gesprochen, in welche Richtung die musikalische Reise gehen soll, aber solange es Spaß macht, gemeinsam im Proberaum oder auf der Bühne zu stehen, sind auch die größten Anhänger eins bestimmten Stils erstaunlich kompromissbereit. Umgekehrt trennen sich die meisten Bands (auch wenn es in der Presse anders dargestellt wird) nicht wegen „musikalischer“ sonder wegen „persönlicher“ Differenzen, nämlich genau dann, wenn in diesem eigenartigen sozialen Miteinander kreativer Persönlichkeiten die Kompromissbereitschaft nicht mehr gegeben ist.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, das sich, funktioniert das soziale Miteinander, auch die musikalische und organisatorische Aufgabenverteilung relativ automatisch ergibt: wenn ein Musiker auf der Bühne eher verspielt ist und gerne improvisiert, wird es garantiert einen Gegenpol geben, der stets ein Auge auf ihn hat und versucht, die Band zusammenzuhalten und höchstwahrscheinlich einen Dritten, dem die Problematik bewusst ist und der versucht, im Spiel zwischen beiden zu vermitteln. Hat der Gitarrist ein Auge für Design und betreut die Bandwebseite, so ist der Drummer wahrscheinlich für die Instandhaltung der Anlage verantwortlich und der Bassist schreibt die Pressetexte.
Wie nützlich eine solche Kompetenzverteilung sein kann, hat man übrigens nicht nur in der Musik erkannt: Vor ein paar Jahren ließ der Schüler eines bekannten Saxophonisten, seines Zeichens Manager in einem weltweit operierenden Konzern, ebendiesen Saxophonisten und seine Mitmusiker zu einem Kongress einfliegen um in seinem Vortrag moderne Managementstrategien anhand der Arbeitsweise eines Jazztrios zu erklären.
Versucht doch einfach mal, beim nächsten Besuch im Rover herauszufinden, welche Rolle wohl zu welchem Musiker passt…

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So, jetzt komm ich endlich dazu, was dazu zu sagen. Auch wenn ich diesmal echt nichts weiter zu sagen habe, als: ich liebe Kreise, die sich schließen. Und bei so einem Text mitr so vielen sich schließenden Kreisen müsste man mir das befriedigte Grinsen schon aus dem Gesicht treten. Da ich aber nicht davon ausgehe, dass dazu jemand diese Ambition hegt, werde ich es genußvoll noch ein Weilchen mit mir herumtragen. ^^

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