Sonntag, 15. November 2009
Samstag, 21.11.: "Hartmut und ich", die lange Version
Gepflegte Freunde des ungepflegten Rovers!

Es ist November in Aachen. Das kennt man ja. Die Leute lassen sich alles mögliche einfallen, um die schleichende Herbstdepression zu kaschieren, bekämpfen, ja - zu übertünchen oder am besten: hinfort, hinfort zu jagen! Hinfort, sag ich!

Ihr habts euch schon fast gedacht: Wir haben uns da auch was einfallen lassen. Sozusagen einen metaphorischen kleinen Regenschirm mit Heizpilz für genau einen solchen Novemberabend.

Es geht jetzt, vor allem in dieser Zeit, darum, dass man lieber eine Freundin hat, als gegen die ewigen Nazi-Skins zu kämpfen, darum, nun endlich die Weltherrschaft an sich zu reißen, darum, sich Luft zu machen, was denn jetzt mal so konkret alles unfair ist in unserem alltäglichen kleinen Leben, darum, wann man Zuhause sein muss und warum man eigentlich keinen Bock hat zu gehn, warum Wellnesshotels auch jetzt keine Lösung sind, darum, einfach drauf zu scheißen, darum, sich seiner persönlichen Vorzüge wie Schönheit, Klugheit, Kontinenz und Heulsusigkeit kurzfristig bewusst zu werden, um dann sogleich wieder eine Abfuhr von den Mädchen auf den Plakaten schwedischer Bekleidungsfirmen zu kassieren, und darum, Frauen überhaupt möglichst komplizierte Liebeserklärungen zu machen.
Eben alles, was jeden im Herbst immer so umtreibt, gell.


Jaja. Für mich ist das jetzt grad lustig, weil es an diesem Punkt zwei Sorten von Lesern geben wird. Die, die jetzt bei der obigen Aufzählung an vielen Punkten erkennend nicken (oder meinethalben auch wissend den Kopf schüttlen), und die, die jetzt gerade denken: Heiko, was tust du da bloß?

Anyway.


Am Samstag, den 21. November passiert es.

"Es" nennt sich "Hartmut und ich", und überhaupt gibt es noch schier unfassbar viele Gründe mehr, an diesem Abend ins Rover zu kommen.

*Wir feiern die Sensation, die Heiko Wätjen mit Fingerspitzengefühl und sanft-souveräner Überzeugungsarbeit vollbracht hat, nämlich die, dass Hartmut Heil nach zweieinhalb Jahren
Bühnenabstinenz und völliger Ultimativität darob, selbige auf einmal wieder besteigen wird, als sei nichts geschehen.

*Wir feiern eine Bandgründung und gleichzeitig deren Abschiedskonzert, da es sich um die berühmte einmalige Angelegenheit handeln soll.

*Wir feiern Heikos Bühnenvolljährigkeit und Hartmuts, hm, sagen wir mal: Halbwertszeit.

*Wir feiern die Bühnenpremiere von einigen deutschsprachigen Liedchen aus Heikos Feder, und wir feiern das Revival aus der Klamottenkiste gekramter psychotischer Klassiker des Herrn Heil.


Da beide Herren praktischerweise die selben Instrumente beherrschen oder zumindest partiell dominieren, wird sich dieser Abend so darstellen, dass es ein lustiges Bäumchen-Wechsel-Dich zwischen Kontrabass, akustischer Gitarre, Lead-Gesang und Backings geben wird.
Liebevoll gestümperte Gitarrensoli, Texte-vom-Blatt-Ablesen, improvisierte zweite Stimmen, es ist für alles gesorgt.

Über dem ganzen (übrigens durchgehend deutschsprachigen) Programm hängt eine liebenswerte latente Loser-Athmosphäre. Zwei ironisch gebrochene Männer zwischen humoristischem Wahnsinn, in der archetypsichen Schizophrenie abwechselnd einen gewissen Lebensstil und gewisse Lebensumstände verklärend und dieselben wieder beklagend, quasi-pubertäre Depressionen nachlebend, dann wieder von misanthopher Hybris zu semifreiwilliger Selbstentblößung zu Weisheit zu alberner Clownerei zu möglicherweise kongenialer Lebensmeisterei zu dramaturgisch authentischem Pathos taumelnd, und das alles - man glaubt es ja kaum - hauptsächlich aus den tiefsten Kisten des eigenen Songwritings gekramt.
Und - ich bitte, das nicht falsch zu verstehen - sogar die Optik der beiden Herren als Team ist vor diesem Ereignishorizont eines von Wolken verhangenen Sonnenuntergangs so stimmig, dass man mir schon das Dauergrinsen aus dem Gesicht treten müsste.


Und in Wirklichkeit ist das vor allem auch noch sehr viel hörbarer als es jetzt so lesbar ist. ;-)

Ergänzt wird das Programm, und auch damit nicht alle unvorbelasteten Zuschauer verständnistechnisch unterwegs auf der Strecke bleiben, durch ein paar thermenahe Cover, mit dabei zum Beispiel: Selig, Ärzte, Funny van Dannen, Stoppok, Aeronauten, Niels Frevert und Clueso, die den Herren aus Herz und Leber sprechen.

Das wird toll. :O)

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