Mittwoch, 30. September 2009
"That's Rock'n'Roll"
Jaja, der arme Rock'n'Roll musste in der Hochzeit desselben schon für so einiges herhalten.
Ich war selbst oft genug mit Bands unterwegs, und auf Tour gehen dauernd Dinge schief, manchmal hat die Band es selber verbaselt, und manchmal sinds auch die Veranstalter oder die Tourplaner schuld...

Man muss sich abhärten, man muss improvisieren, man muss oft genug unter schlechtesten Bedingungen klarkommen usw..
Man gewöhnt sich - teils, um all sowas abhaken zu können, teils um dem Hundeleben mit Möchtegern-Staredom ein Gefühl von Coolness zu verleihen - eine Einstellung von "nach mir die Sintflut", "scheiß drauf" und "uns doch egal" an, und man nennt es "that's Rock'n'Roll".

Dazu bekommt man ja auch allerhand Gründe geliefert. Man hat ja so viel gesehen und gelesen und gehört von seinen Idolen, die zertrümmerte Bühnen, zertrümmerte Hotelzimmer, Drogenexzesse etc. nonchalant mit "That's Rock'n'Roll" abtaten, ein wissendes und charmantes Lächeln dazu - und wir fandens natürlich dann oftmals auch noch ultracool, lässig und rebel rebel und alles.

Jetzt muss ich aber hier mal in Newsgiris Fußstapfen treten und diese Frage nach dem legendären Rock'n'Roll-Livestyle mit anderen Lichtern beleuchten.

Wie cool ist dieses "that's Rock'n'Roll", und unter welchen Umständen?

Nehmen wir mal eine beliebige Band namens Trashcat (Name von der Redaktion nicht geändert).
Die machen Punk und Rock'n'Roll. Sie sind aus England, sie sind auf Tour in Deutschland.

Sie bemühen einen Booker namens Alen von PGL, weil sie händeringend einen Gig suchen, um einen day-off zu füllen.

Dieser Booker ist zufällig ein guter Bekannter des Rover.

Darum fragt Alen also (in diesem Fall), "Hey Rory, diese Band braucht noch ein date für ihren day-off, infrage käme da nur der Montag, wärst du bereit, extra für die aufzumachen, ich kümmer mich um Catering und darum, dass ein paar Leute kommen". Und Rory sagt zu.
Alen hat das immer gut gemacht bisher.

Rory muss also an dem Montag, normalerweise sein einziger richtig freier Tag in der Woche, erst eine Bierbestellung machen, mehrmals zum Rewe latschen, um Colas, Wasser, einen Kasten Bier für die Band herbeizuschaffen, und dergeleichen mehr.

Alen kocht Zuhause für die Band und karrt Essen und Teller an.

Um 18h stehen beide im Rover auf der Matte, denn da soll die Band zum Soundcheck eintreffen.

Um 22.15h stehen sie immer noch dort auf der Matte, und immer noch ist keine Band erschienen.

Alen hat selbstverständlich etliche Male versucht, die Herren und Damen auf ihren variösen Handies zu erreichen, aber ganz davon abgesehen, dass diese es offenbar nicht als nötig erachteten, vielleicht mal von selber anzurufen, gingen sie im Gegenteil noch nicht mal ans Telefon.

Als Trashcat um 22.15h mal endlich eintrudelten, waren sie sogar sowas von ultracool, dass eine Entschuldigung wohl unter ihrer Würde gewesen wäre.

Laut unserer (nicht von uns erfundenen) Auftrittsgesetzte ist um 22.15h die reguläre Spielzeit für elektrische Bands vorbei.

Ich glaube es ist überflüssig zu erwähnen, dass Rory zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr auch nur die geringste Lust hatte, eine Ausnahme für die Band einzuräumen und derentwegen auch noch Ärger zu riskieren.

Und einerseits finde ich es zwar sehr dankenswert von Herzchen Dieter, dass er so spontan und flexibel war, kurzfristig die Band noch in sein HQ umzuleiten, wo sie dann doch noch spielen konnten, aber andererseits finde ich ehrlich gesagt: sie hatten es nicht verdient.

Sie hätten es verdeint gehabt, sich stumpf vor die Wand geparkt zu haben.

Niemand weiß besser als wir, wie viel auf so einer weiten Fahrt schief gehen kann - Leizig-Aachen ist kein Pappenstiel.

Aber weder schien es Gründe dafür gegeben zu haben, dass sie erst so spät loskamen, noch kann ich Gründe dafür finden, warum man nicht telefonisch Bescheid sagt oder zuallermindestens ans Telefon geht, wenn der verantwortliche Booker anruft.

Überflüssig zu erwähnen, dass nebst dem ganzen vergeudeten Arbeitsaufwand Rory und Alen es sich bei der nächsten infragestehenden Band zehnmal überlegen werden, eine solch nett-entgegenkommende band-unterstützende Sonderunternehmung einzulegen.

Diese Sorte Rock'n'Roll ist nicht cool. Sie ist schlicht und einfach scheiße.

Sie zerstört und sabotiert die Möglichkeiten für andere Bands, die professionell und bemüht versuchen, ihren Weg in einem neuen Land/einer neuen Region zu machen.

Sie zersört und sabotiert Booker wie Alen, die aus reiner Leidenschaft und Musikbegeisterung ihre Freizeit für solche Bands opfern, und die bei einem anderen Laden mit Garantiegabe auch noch draufgezahlt hätten.

Sie zerstört und sabotiert Läden wie das Rover, die wirklich und ehrlich Bands unterstützen wollen in ihrem teils schweren Los, eine neue Region zu erobern.

Das ist kein bisschen ccol, das ist kein bisschen Rock'n'Roll.

Leider lässt sich dahingehend eine Art Trend erkennen, und auch dazu will ich noch ein paar hoffentlich an den richtigen Orten nachdenklich stimmende Worte verlieren.

Unsere unkomplizierte Umgangsweise in Bezug auf Konzerte wird immer öfter als Freibrief betrachtet, mal eben, und erst auf Nachfrage, zwei Tage vor dem Gig den Gig abzusagen, gar nicht abzusagen und einfach nicht aufzutauchen, oder zwar aufzutauchen, es aber nicht wie versprochen für nötig befunden zu haben, sich um eine Aachener Vorband zu kümmern - so als wäre das reine Schikane gewesen und kein Mitdenken in weiser Voraussicht.
Ist es wirklich Rock'n'Roll 100 oder mehr km angereist zu sein, aufzubauen, Spoundcheck zu machen und dann vor zwei zahlenden Gästen zu spielen, wenn das nicht so hätte sein müssen?
In anderen Läden wäre das Vertragsbruch.

Ist es Rock'n'Roll, dass das Rover dann ein Wochenende in den roten Zahlen zu verbuchen hat und in der folgenden Woche nicht weiß, wie es die eingeplanten Rechnungen bezahlen soll?

Ist es cool, wenn man auf diese Weise Bands Termine weg nimmt, die sie ernsthaft wahrgenommen hätten?

Ist es cool, wenn mehr oder weniger der einzige Laden in Aachen, der immer noch keinerlei Garantien verlangt, dafür auf der Strecke bleiben muss?

Wenn all die anderen Bands, die diesen Laden unterstützen und auch von ihm profitieren wollen, solche Ausfälle wieder versuchen auszugleichen um zu retten was ihnen etwas bedeutet?

Nein. Die Antwort ist einfach und ohne Einschränkungen nein.

Ich wünsche allen Bands mit der Einstellung von Trashcat, dass sie fortan nur noch Gigs mit Garantieleistung von Seiten der Bands bekommen, und dass sie sich so lange blöd und dämlich bezahlen, bis sie entweder aufgeben müssen oder ihre Lektion gelernt haben.

In diesem Sinne: auf den wahren Rock'n'Roll. :)

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not funny, amusing or rock n roll
da muss ich doch direkt mal die tradition des gegenseitigen kommentierens aufrecht erhalten und der mrs.og uneingeschränkt beipflichten. all die oben beschriebenen verhaltensweisen sind definitiv nicht rock n roll, sondern im eigentlichen wortsinne asozial. die latte ließe sich übrigens auch auf diverse andere gelegentlich zu beobachtende musikerverhaltensweisen ausdehnen, bspw. vor dem gig schon dermaßen zugemützt zu sein, das man kaum noch sein instrument halten kann (nix gegen vorglühen...), permanent die hälfte seines equipmentgeschisse gar nicht oder in gänzlich funktionsunfähigen zustand mitzubringen und im laufe der jahre die erwartungshaltung zu entwickeln, das einem vor ort schon irgendwie aus der patsche geholfen wird,etc,etc. alles schwerst uncool und kein bißchen rock n roll. um es mal mit einer positiven definition zu versuchen: das berühmte "rock n roll sein wollen" hat was damit zu tun, sich einer gewissen gemeinschaft ähnlich denkender menschen mehr oder weniger weit abseits des mainstream zugehörig zu fühlen. meinetwegen auch deswegen, weil man die art gemeinschaft, die man sich wünscht, eben im fussballclub, bei den pfadfindern und ganz sicher bei den jungen liberalen NICHT gefunden hat. nun ist es ja mit dem gemeinschaftsbegriff und der subkultur immer so eine sache: sie beschnüffeln sich eher aus sicherer distanz, als wirklich fusionieren zu wollen. und klar ist auch, das ebenjener "rock n roll" mehr toleranz und individualität zulassen muss als, sagen wir, ein treffen des kaninchenzüchtervereins. trotzdem: einfach mal zwei schritte weiter zu denken und so evt. dafür zu sorgen, das alle entspannter zu werke gehen können, die kollegen vielleicht vor dem gig noch zeit haben, was zu essen, weil alle pünktlich da waren, der proberaum nicht gekündigt werden muss, weil alle die miete rechtzeitig überweisen, bzw. aushelfen, wenn's nicht geht, und auch, dafür zu sorgen, das die netten leute, die einem öffentlichen raum und p.a. zur verfügung stellen, ohne das man ihnen 50 karten abkauft, NICHT PLEITE GEHEN, indem einfach zum gig erscheint und im vorhinein versucht, dafür zu sorgen, das man nicht alleine ist, sollte VERDAMMT NOCH MAL selbstverständlich sein. solidarität mit gleichgesinnten ist total rock n roll und hört nicht an der eigenen proberaumtür auf. so, genug zu den bekehrten gepredigt, bis bald, newsgini

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beifall.
aber echt!!! bei so nem verhalten darfs auch nicht mehr rock´n roll heissen. sondern... hmmm.
vielleicht: frühlingsfest der egozynthen.
oder: parasite-party.

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Oder gar: Egodendren? ;-)

Den Schutzpatron und Einer-muss-ja-herhalten-Begriff "Rock'n'Roll" hatte ich in diesem Fall auch aus der Forumsdiskussion entliehen. Zwar halte ich dieser Band ungern etwas zugute, aber sie selber haben sich jedenfalls nicht mit diesem Spruch aus der Affaire gezogen. Also, stimmt auf jeden Fall: es sollte so nicht heißen. Das war reines journalistisches aufhängergeiles, namesdropping-heischendes Mittel zum Zweck meinerseits, hömhöm.
Ich vermisse übrigens die Forum-Smilieys (auch in unseren Mails). Hier wäre jetzt der Big-Zähnefletsch-Grin angebracht. :D

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