Sonntag, 9. August 2009
kassen und eintrittspreise
Eine kasse, wie man sie für gewöhnlich im eingangsbereich eines konzertveranstaltungsortes vorfindet, lässt sich aus 3 perspektiven betrachten. Zunächst einmal die perspektive desjenigen, den ich hier in ermangelung eines treffenderen ausdrucks hier kassierer nennen möchte („der, who an de abend de kasse machs“): er sorgt dafür, das jeder, der den veranstaltungsort mit der absicht betritt, sich vermittels live-musik nen schönen abend zu machen, dafür einen vorher festgelegten obulus entrichtet. Ausnahmen können in einzelfällen gemacht werden, wenn beispielsweise am gleichen abend celtic spielt und der gast verifizierbar nur den ort des geschehens aufgesucht hat, um das spiel zu sehen und besagte musik für ihn daher nicht mehr als ein unumgängliches übel darstellt. Zurück zum thema: als gegenleistung für oben erwähnten obulus gewährt der kassierer eintritt zum veranstaltungsort und verschönert die handinnenfläche des einlass begehrenden mit einer prähistorischen form des permanent-makeups, die sich aufgrund ihrer geringen haltbarkeit (ca.1-5 tage) nicht durchsetzen konnte, dem sogenannten stempel. Darüber hinaus gehört es zu den aufgaben des kassierers, den nun stetig wachsenden inhalt der kasse mit argusaugen zu bewachen („ey, kannst du mal kurz hiernach gucken, ich muß mal eben…“) und ihn zu einem zeitpunkt x, in der regel ca 45 minuten nach konzertbeginn dem wirt zum zwecke der späteren weiterleitung an die auftretenden musiker zu übergeben.
Dann wäre da die perspektive des musikers: er hat im vorfeld dafür zu sorgen, das die kasse überhaupt da und im idealfalle sogar mit wechselgeld gefüllt ist. Dann kommt der zeitpunkt, da er sie schweren herzens dem kassierer übergibt, damit dieser seinen oben umrissenen aufgaben nachkommen kann. Das dem musiker das alles andere als leicht fällt, erkennt man daran, das er nach der übergabe, so er denn schon mit dem soundcheck fertig ist, weiterhin um die kasse herumschawenzelt, im falle unserer lieblingskneipe damit für äußerste platzknappheit sorgt, lautstark das soebene begonnene celtic-spiel kommentiert und dem kassierer in jeder erdenklichen weise auf die nerven fällt, obwohl es eigentlich an der zeit für ihn wäre, jeden gedanken an so profane dinge wie geld aus seinem geiste zu verbannen um die künstlerische reinheit seiner unmittelbar bevorstehenden performance nicht zu beschmutzen.
Und zu guter letzt hätten wir noch die perspektive des konzertbesuchers: er leistet den anweisungen des kassieres bezüglich der entrichtung des erwähnten obulus folge, lässt sich die handinnenfläche verschönern, verschafft sich so zutritt zum veranstaltungsort und erfreut sich hoffentlich im anschluss an den darbietungen der auftretenden musiker.
So weit, so einfach, würde man denken. Nun habe ich jedoch die geschehnisse rund um die kasse in der vergangenheit mehrfach aus allen drei beschriebenen perspektiven miterleben dürfen und zu meinem großen bedauern dabei immer wieder sätze wie die folgenden aus großer höhe hernieder fallen hören: „wat, 5 euro?? Ne wart mal, da muss ich noch mal eben meine kumpels anrufen, die wollten vielleicht auch kommen, aber ich glaub, denen ist dat zuviel, dann gehen wir glaub ich doch in die pontstrasse“ oder „ey, guck mal, wir sind zu sechs, da könnt ihr jawohl jetzt echt auch mal n bisschen mengenrabatt machen!“. Nicht erfunden ist auch folgender dialog aus einem proberaum wenige tage vor dem auftritt: „wat nehmen wir denn eigentlich am Freitag so eintrittsmäßig?“ „’n fünfer, würd ich sagen, oder?“ „nee, dat is zuviel fürs rover, da kenn ich n paar leute, die kommen dann nich, lass mal vier sagen.“
Es sei an diese stelle kurz aber ausdrücklich darauf hingewiesen, das sich niemand angesprochen fühlen soll, der sich den schuh nicht anziehen mag, was vermutlich auf die meisten leser zutrifft, nichtsdestotrotz möchte an dieser stelle meiner empörung über dergleichen in gewohnt weitschweifigen worten einmal ausdruck verleihen.
Ein kleines rechenbeispiel: ein mir persönlich bekannter künstler hat letztes jahr sein debütalbum im hause o’grady erstmalig live der öffentlichkeit präsentiert und besaß die dreistigkeit, dafür 7 (!!) euro eintritt zu verlangen. Nun sind ja cd-präsentationen sowohl für den präsentierenden künstler als auch in der wahrnehmung des konzertbesuchers immer doch ein kleines bisschen was anderes als ein „normales“ konzert. Also: licht und ton von einer professionllen verleihfirma gemietet und auf-und abbauen lassen, damit man auf nummer sicher geht und sich selber voll auf den auftritt konzentriern kann, vernünftige 4-farbige din a 2 plakate und entsprechende flyer drucken lassen, jemanden für die obig beschriebene aufgabe des kassierers bezahlen, um nicht schon wieder die eigenen freunde rekrutieren zu müssen, etc., etc.. und den musikern, die so freundlich waren, das ganze vorhaben mit in die tat umzusetzen, wollte der typ dann auch noch eine (im grunde lächerliche, es ging um die geste) anerkennung/aufwandsentschädigung zukommen lassen, verrückt, oder? Kosten im vorfeld insgesamt: ca.950 euro. Zahlende gäste (bei 7 euro eintittspreis, wofür sich im übrigen die kassiererin so einige sprüche der besagten sorte anhören musste): 123, es war knallevoll, super abend, rechnen könnt ihr selber.
Anderes beispiel: wie ihr alle wisst, hat man im rover immer mal wieder die gelegenheit, tonkünstler aus der kategorie „fahrendes volk“ bei der arbeit zu belauschen, seine es bros, maurice dickson, caroline aiken, gallop oder einer der unzähligen anderen, die sich einem treuen publikum unvergesslich gemacht haben. Ich denke, ich verrate kein betriebsgeheimnis, wenn ich sage, das tourende musiker, die sich davon ernähren, gewisse garantien brauchen, und sei es nur ein hotelzimmer, denn schließlich läuft, von solchen nebensächlichkeiten wie reisekosten mal abgesehen, bei denen zu hause auch die miete weiter. Ich weise mal darauf hin, das ich hier nicht für rory und steffi spreche, sondern nur meine eigenen gedanklichen ergüsse breittrete, aber man stelle sich vor, wie viel mehr solcher konzerte vielleicht machbar wären, wenn mehr leute bereit wären, sich ohne zu murren von, sagen wir mal einem 10-euro- schein zu trennen, wenn sie im eingangsbereich mit den anweisungen des kassierers konfontiert werden. Ich mein, mal spass beiseite: kino,samstagabendvorstellung: 9-11 euro (ohne popcorn und getränk), theaterbesuch ohne ermäßigung: 13-20 euro, konzert im z.b. parkside: 7 euro, maxisparmenü bei mäckes: 5,95 euro, wieso zur hölle darf es denn nur im rover nix kosten??
Alles in allem ein kleiner abschließender appell: liebe konzertbesucher, das nächste mal, wenn ihr vor dem kassierer steht, schluckt den spruch einfach runter und zahlt, was auch immer er euch heißt zu zahlen.
Liebe musiker: verkauft euch nicht unter wert, für 2 euro muss echt keiner spielen, es sei denn, es ist ihm egal, aber dann kann man’s auch ganz umsonst machen, oder?
Noch mal, das alles ist mein höchsteigener senf und die redation ist für den inhalt dieses beitrags nicht verantwortlich ;-).
Yours sincerely, newsgini

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Tja, obwohl ich ja von jeder redaktionellen Verantwortung freigesprochen bin, möchte ich sehr gerne den Staffelstab übernehmen und sagen, dass ich diese Ausführung ziemlich uneingeschränkt unterschreiben würde. ;)
Trotzdem möchte ich dabei ein bisschen mehr noch differenzieren.
Ich glaube, wir haben regelmäßigere Stammkunden als zum Beispiel der Musikbunker. Manche kommen quasi jedes Wochenende, egal was an dem Abend im Rover läuft.
Von einigen weiß ich, dass ihnen tatsächlich ein Zehner deutlich mehr weh tut als ein Fünfer.
Wir gehören selber zu diesen Leuten, darum können wir das verstehen. Sie kommen unter anderem auch deshalb so oft und regelmäßig, WEIL es bei uns meist maximal ein Fünfer ist. Sonst könnten sie es sich nicht so oft leisten.
Wir wollen gerne dass das so im Rahmen bleibt, WEIL wir das verstehen.
Und wir hätten einen ideellen wie auch einen finanziellen Verlust, wenn wir diese regelmäßgen Leute vergraulen würden.
Allerdings ist es auch genauso richtig, dass bei uns die Musiker in den seltensten Fällen mit einem schwarzen Verdienst in der Tasche den Laden verlassen. Das kann so ja leider auch nicht richtig sein.
Uns geht es oft nicht besser, wie oben im Beitrag schon umrissen.
Da gilt es das Gleichgewicht zu finden, das für alle drei Parteien tragbar und fairestmöglich ist. (Gerne Meinungen dazu!!).

Das andere sind die Laufkundschaftler.
Die stehen auf einem anderen Blatt. Die sind meist auf dem Weg. Wollen ein schnelles Bier unterwegs. Haben dabei kein Interesse an Live-Musik. Wollen darum dafür nicht bezahlen. Ok, ist ja auch ihre freie Entscheidung. Es ist zwar schade für den verpassten Umsatz, aber aus Loyalität den Musikern gegenüber müssen wir sie dann eben unverrichteter Dinge weiterziehen lassen.
Denen will ich aber auch keinen Vorwurf machen.
Obwohl man sich blöde Sprüche gegenüber hart geprüften Kassierern trotzdem meiner Meinung nach verkneifen sollte. Wir springen damit auch zumeist wenig zimperlich um.
Live and let live gilt für beide Seiten!
Habt also gefälligst wenigstens Verständnis dafür, dass wir euch nicht einfach nur, weil ihr keinen Draht zu handgemachter Musik habt, umsonst rein und saufen lassen können. Geht ins B9 oder in die Kiste. Is so.
Wir sind eben da für Live-Musik-Freunde.

Die dritte Gruppe ist die, die eigentlich meiner Meinung nach als einzige wirklich angesprochen ist in der Diskussion.
Das sind die Leute, die zwar gezielt und wunschgemäß zu einem Live-Musik-Konzert kommen, die auch nicht am Hungertuch nagen, und trotzdem um jeden verlangten Euro trauern bzw. kämpfen als wäre er zum Fenster rausgeworfen und feilschenswürdig.
DAS IST RESPEKTLOS.
Der Arbeit gegenüber, die Musiker, die das Rover, in einen Abend steckt, damit Leute dorthin kommen können um sich ein schönes Konzert anzusehen.
Ich möchte wetten, dass viele Bands hier bei weitem nicht schlechter sind als diejenigen, die im Jakobshof, Mubu, Parkside, oder meinetwegen sogar im Underground in Köln auftreten. Und der Eintrittspreis für die Darbietung ist lächerlich im Vergleich.
An die gerichtet muss man wirklich sagen: reißt euch zusammen und entscheidet euch.
Was wollt ihr?
Live Musik kostet ihre Erzeuger Geld und Arbeit. Es kostet den Laden Geld und Arbeit.
Über adäquaten Gegenwert spricht ja eh schon niemand.
Also tut das wenigstens ohne Gemurre.

Auf die Konsequenz!

Eure Mrs. O.G.

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